Verbändeanhörung

Apotheken-Stärkungsgesetz soll noch vor der Sommerpause ins Kabinett

Berlin - 23.05.2019, 14:45 Uhr

Das Bundesgesundheitsministerium bleibt bei seinem Zeitplan für das geplante Apotheken-Stärkungsgesetz. (Foto: imago images / Müller-Stauffenberg)

Das Bundesgesundheitsministerium bleibt bei seinem Zeitplan für das geplante Apotheken-Stärkungsgesetz. (Foto: imago images / Müller-Stauffenberg)


Dienstleistungen: Wer darf was?

Erheblichen Gesprächsbedarf soll es bei der Sitzung, die zeitweise durch einen Feueralarm unterbrochen wurde, auch zu den pharmazeutischen Dienstleistungen gegeben haben. Das BMG kündigte offenbar an, dass man im Gesetzentwurf nochmals näher konkretisieren wolle, um welche Dienstleistungen es sich handeln soll. Die Bundesapothekerkammer hatte drei Leistungsmodule entwickelt: Screenings, Medikationsanalyse und Arzneimittelberatung von Pflegebedürftigen. Im Entwurf werden die Dienstleistungen derzeit aber nicht näher konkretisiert. Zur Vergütung der Apotheker soll ein Fonds eingerichtet werden, der pro Packung mit 20 Cent gefüllt werden soll, das entspräche einer Jahresvergütung von insgesamt etwa 150 Millionen Euro.

Als eine mögliche Leistung soll das BMG am heutigen Donnerstag auch die Beratung von Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz ins Spiel gebracht haben. Demnach könnten Apotheker solchen Menschen allgemeine Gesundheitsinformationen vermitteln. Der GKV-Spitzenverband hat – wie auch schon in seiner Stellungnahme – die Vergütung der Apotheker hinterfragt. Unklar ist den Kassen, wie das Geld verteilt werden soll. Offenbar sorgen sich die Krankenkassen davor, dass nur wenige Apotheken die Leistungen anbieten und somit einzelne Apotheken sehr viel Geld abrechnen, während andere gar nicht davon profitieren.

Caritas: Gegen neue Kompetenzen der Apotheker

Die vom BMG geplanten Modellvorhaben zu Grippeschutzimpfungen in der Apotheke sorgten ebenfalls für Gesprächsstoff. Überraschenderweise soll hier die Vertreterin der Caritas nach vorne geprescht sein und grundsätzlich hinterfragt haben, warum die Sozialkassen belastet werden sollen, damit Apotheker neue Leistungen und Impfungen anbieten können. In Arztpraxen könnten die gleichen Angebote ebenso niedrigschwellig erbracht werden, meint die Caritas. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erneuerte ihre Kritik daran. Das BMG soll aber signalisiert haben, an dieser Regelung festhalten zu wollen. Man wolle davon auch lernen, so die BMG-Vertreter.

Immer wieder soll es auch zu Nickligkeiten zwischen den ABDA-Vertretern und Max Müller, der bei der Anhörung den Verband der EU-Versender (EAMSP) vertrat, gekommen sein. Müller, der auch Vorstandsmitglied bei DocMorris ist, hat sich dem Vernehmen nach dafür ausgesprochen, die pharmazeutischen Dienstleistungen möglichst barrierefrei auszugestalten – offenbar schwebt dem EAMSP vor, dass auch die EU-Versender die Dienstleistungen anbieten könnten. Mehrfach soll Müller auch auf die Grundaussagen des EuGH-Urteils von 2016 hingewiesen und davor gewarnt haben, Regelungen zu treffen, die dem Urteil nicht gerecht werden. Christian Buse, Chef des Verbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA) hat bei der Sitzung nochmals für sein Höchstpreismodell geworben.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Wir müssen aktiv werden, JETZT !

von Jetzt oder Nie am 24.05.2019 um 8:33 Uhr

Wir müssen selbst aktiv werden! Ist jedem Mitarbeiter im eigenen Betrieb die Lage klar? Lassen Sie uns unser unschätzbares Plus, die Millionen Kundenkontake deutschlandweit nutzen, sagen wir doch den Patienten die Wahrheit und klären sie über unsere Lage und Zukunft auf! Deutsches Versicherten-Geld für ausländische Kapitalgesellschaften statt Arbeitsplätze im Mittelstand? Seien Sie kreativ: Wer nicht das Kundengespräch suchen will, ein Info-Flyer als Beilage in den Kundenzeitschriften tut es auch! Tausend Flyer pro Apotheke individuell und persönlich gestaltet mal zwanzigtausend Apotheken ergibt 20.000.000 Botschaften! Lieferung im Versand trotz 60.000 fehlender LKW-Fahrer im europäischen Raum? Umweltgedanke! Verpackungsmüll! Dezentrale Versorgung statt Arbeitsplätze für Familien vor Ort? etc. etc. Sie alle kennen die Argumente, lassen Sie uns die Argumente JETZT und AKTIV nach außen tragen, tun Sie dies, solange Sie noch Kundenkontakte haben! Jeder deutsche Krankenversicherte soll von der geschäftlichen Nähe Spahn-DOMO wissen - denn der Michel ist nicht dumm und er merkt schnell wenn jemand ein falsches Spiel spielt!

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Max Müller ins BMG!

von Heiko Barz am 23.05.2019 um 20:11 Uhr

Dass es einem Mitarbeiter einer ausländischen Pseudo-Apotheke erlaubt wird, an den Beratungen zu einem Inlandproblem der Arzneimittelversorgung teilzunehmen und auch noch Forderungen zu stellen, setzt ja nun Allem „die Krone“ auf. Dabei kam es zu „Nickligkeiten“ (die würde ich gern mal im Wortlaut zu hören bekommen) zwischen den Vertretern der ABDA ( Schmitz und Tisch ) und Max Müller von DOMO. Was hat dieser Mann bei besagter Konferenz zu suchen? Wer hat den zu diesen Besprechungen geladen? Wenn natürlich wie bei ähnlichen Veranstaltungen übliche Antrittsgelder bezahlt werden müssen, um Statements und Forderungen abgeben zu können, dann wundert es, dass nicht auch Saudi-Kronprinz Oberhänsli dort auftauchte. Der Druck, den Spahn hier auf die Gesetzgebung ausübt ist doch gerade mit der Gegenwart von M.Müller sehr vordergründig. Die Bedenken vom Wirtschafts-und Justizministerium treiben Spahn zur Eile, denn wenn noch andere aufwachen und bemerken, was ihnen dort untergeschoben werden soll, dann könnte Spahn mit seiner Gesetzesvorlage baden gehen. Das allerdings würde sein Scheitern bedeuten, von Mäxchen und DOMO ganz abgesehen.
In den Foren wurde längstens vor dieser seltsamen „Zweisamkeit“ gewarnt und immer darauf hingewiesen, wie dieses Verhältnis medial bewußt in den Hintergrund gedrückt wird. Diese erlebte Offenbarung dürfte nun auch die Medien zwingen, eine objektivere Recherche zu erwirken.
Der Faktor Zeit lief bis heute für DOMO hervorragend. Nun aber tauchten kabinetsbedingt elementare Rechtsfragen auf, die jetzt natürlich ein anderes Zeitmanagement erfordern, und deshalb gibt Spahn Gas, um seine und (wessen wohl ?) Ziele noch schnell unter Dach und Fach zu bringen.
Ein elendes Spiel, es ist zum K......!

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CDU

von Karl Friedrich Müller am 23.05.2019 um 17:55 Uhr

Die CDU ist ein ganz übler Haufen geworden und unsere ABDA macht alles mit.
Spahn hat durch seine Beziehung zu DocMorris mal mindestens einen Interessenskonflikt. So, wie er sich verhält, ist er eher gekauft.
Spahn muss aus der Politik entfernt werden.
Siehe YouTube Video #rezo

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Ein Satz mit X....

von Jan Kusterer am 23.05.2019 um 16:41 Uhr

Ohne rechtlich sichere Aussagen zur Sicherung der Vorortapotheken abgespeist.
Und wo ist der Ausgleich für die letzten 15 Jahre?
150 Millionen versprochen bekommen für Dienstleistungen die erst erfunden werden müssen (und die man dann auch noch extra nebenher anbieten darf), ist kein Ersatz. sondern blanker Hohn.

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