Post-Expositionsprophylaxe bei Influenza

Baloxavir reduziert Ansteckungsgefahr bei Grippe

Stuttgart - 04.06.2019, 15:15 Uhr

Neue Studienergebnisse weisen darauf hin, dass Baloxavir nicht nur in der Akuttherapie der Influenza wirkt, sondern auch die Ansteckungsgefahr bei Grippe reduziert. Roche hat derzeit die Zulassung für Xofluza in Japan und den USA: ( r / Foto: satura_/ stock.adobe.com)

Neue Studienergebnisse weisen darauf hin, dass Baloxavir nicht nur in der Akuttherapie der Influenza wirkt, sondern auch die Ansteckungsgefahr bei Grippe reduziert. Roche hat derzeit die Zulassung für Xofluza in Japan und den USA: ( r / Foto: satura_/ stock.adobe.com)


Wie wirkt Baloxavir bei Grippe?

Wie wirkt Baloxavir marboxil?

Baloxavir marboxil nutzt als Virustatikum einen bei Influenzaviren bislang nicht therapeutisch verwendeten Angriffspunkt: Baloxavir hemmt die CAP-abhängige Endonuklease und somit einen der ersten Schritte im Replikationszykus des Influenzavirus.

Influenzaviren werden mittels Endozytose in die Wirtszelle aufgenommen. Anschließend erfolgt die Freisetzung des viralen Ribonukleoproteins ins Zytosol und in der Folge der Import in den Nucleus. Dort findet – neben der Replikation viraler RNA – die Transkription des Influenzagenoms in virale mRNA statt.

Ohne CAP, keine mRNA der Influenzaviren

Diese Transkription kann jedoch nicht ohne „Kappen“ beginnen. Diese sogenannte CAP-Struktur dient als Primer, als Erkennungssequenz, für die virale RNA-Polymerase. Woher stammt diese CAP-Sequenz? Da Viren bekanntermaßen eine recht reduzierte Ausstattung besitzen, „stiehlt“ die virale Endonuclease diese CAP-Strukturen von der Wirtszelle, sprich der zellulären mRNA. 
Zur Erinnerung: Eine Endonuklease schneidet DNA oder – wie im Falle von Influenzaviren – RNA in der Mitte ihres Nukleotidstranges und schafft somit Mehrfachnukleotide als Spaltprodukt.

Baloxavir verhindert virale Proteinbiosynthese

Hier greift Baloxavir marboxil ein: Es hemmt diese CAP-abhängige Endonuklease. Diese 5’-Kappen sind jedoch für mehrere Prozesse bedeutend: Sie schützen zum einen die mRNA vor dem Abbau. Zum anderen sind sie wichtig für den Transport der mRNA aus dem Zellkern hin zum Ribosom, wo die Proteinbiosynthese stattfindet. Somit resultiert als Effekt eine CAP-abhängige Endonuklease-Hemmung und eine Proteinbiosynthese aus der viralen mRNA ist nicht möglich.

Die Rechte an Xofluza

Entdeckt hat Baloxavir marboxil ein japanisches Unternehmen, Shionogi. Seit 2016 spielt allerdings auch Roche beim neuen Grippewirkstoff eine zentrale Rolle. Da Roche Entwicklung und Zulassung von Baloxavir voranbringt, hat sich das Schweizer Pharmaunternehmen das Gros der Vermarktungsrechte gesichert. Roche hält die weltweiten Vermarktungsrechte, einzige Ausnahme bilden Japan und Taiwan. In diesen asiatischen Ländern besitzt Shionogi die Exklusivrechte, in den Vereinigten Staaten hat man sich wohl auf einen Kompromiss geeinigt. Roche und Shionogi teilen sich dort die Rechte an Baloxavir.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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