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12. Juni 2019
Was soll man dazu sagen? In den Haushaltsentwurf der ABDA für 2020 ist wie von Geisterhand eine Regelung zur Vergütung des ABDA-Vorstands eingeflossen. Einen warmen Regen von 108.000 Euro mehr soll’s für den ABDA-Vorstand geben, ein kleines Plus von 23 Prozent. Da kann man nicht meckern – wenn man zum Vorstand gehört. Wer genau was bekommt, ist unklar und natürlich intern, einen Kommentar der ABDA gibt’s dazu erwartungsgemäß nicht, soweit geht die Transparenz dann doch nicht, wo kämen wir da hin. In den Kammern und Verbänden ist von einer solchen Anpassung offenbar nichts bekannt. Und an einen Beschluss für diese Vergütungserhöhung, den die Mitgliederversammlung (MV) hätte fassen müssen, können sich viele Teilnehmer der vergangenen MV nicht erinnern. Mein liebes Tagebuch, wer wird denn so kleinlich sein. Und bitte keine Neiddiskussion! Wer viel und gut schafft, muss auch ordentlich was kriegen. Na also. Und außerdem führen die Mehrausgaben für die kleine Erhöhung nicht zu einer Beitragssteigerung – sie werden aus der Vermögensverwaltung finanziert. Am 25. Juni darf die ABDA-Mitgliederversammlung den Haushaltsentwurf dann schon im neuen Apothekerhaus in Berlin abnicken. Ist das nicht toll?
Mein liebes Tagebuch, das ist sie also, die Zukunfts-Apowelt des BAK-Präsidenten Kiefer! Was da gar nicht vorkommt, das ist ein Streik, z. B. wenn der Rx-Preisbindungssatz aus dem AMG gestrichen wird (was wahrscheinlich eintreten wird): „Vergessen Sie’s, da machen die Kollegen nicht mit. Wenn wir über Wochen nur über die Notdienstklappe versorgen, fehlt uns die Kohle.“ Aha. Das Rx-Versandverbot hat der BAK-Präsident sowieso schon aufgegeben, da es „einfach nicht mehr realistisch“ ist. Eine Anpassung des Apothekenhonorars, vielleicht von 8,35 Euro auf z. B. 10 Euro, wäre auch „nicht so gut“, meint Kiefer, denn davon profitierten ja auch „die Großen und ganz Großen“. Ja, was nun, mein liebes Tagebuch? Sollen wir uns mit Glanz und Gloria auf die Apo-kalypse vorbereiten? Aber nicht doch! Wir bekommen doch aus der liebevollen Hand des Gesundheitsministers die pharmazeutischen Dienstleistungen kredenzt! Das ist der Rettungsanker – meint Kiefer: „Die pharmazeutischen Dienstleistungen sind ein sehr gelungenes Konzept.“ Na also, mein liebes Tagebuch, es ist das Konzept schlechthin. Nur, wie es genau im Detail aussehen wird, was wir dafür abrechnen können, ob es in dem erforderlichen Umfang von allen Apotheken zu leisten ist oder nur von einigen wenigen, ob da überhaupt die Krankenkassen mitziehen und ob da überhaupt Nennenswertes für uns herausspringt: Das wissen nur die Dienstleistungsgötter und die hüllen sich in tiefes Schweigen. Also, ziehen wir wie die Lemminge mit wehenden Fahnen in Richtung pharmazeutische Dienstleistungen. Was gibt es Schöneres?
Während sich unser BAK-Präsident Kiefer noch an den schönen Seiten des „Apotheken-Versenkungsgesetzes“, die es durchaus gibt, berauscht, denkt der scheidende Kammerpräsident von Nordrhein, Lutz Engelen, lieber darüber nach, ob man nicht besser gänzlich auf das Apotheken-Stärkungsgesetz verzichten könne, weil es die Apotheken in den Ruin treiben könnte. Mit Blick auf die Kiefer-Position meinte Engelen: „Wenn es bei diesem Stand bleibt, würde ich sagen: Dann lieber kein Gesetz als ein falsches Gesetz. Denn am Ende werden wir einen Scherbenhaufen haben, und die Politik wird erklären, dass wir das auch so wollten. Diese Verantwortung will ich aber nicht mittragen.“ Engelens Kammer verabschiedete daher eine Resolution, mit der die Kammer die Bundesregierung auffordert, sich „unverzüglich“ für den Erhalt der Gleichpreisigkeit einzusetzen. Denn der derzeitige Entwurf der Apothekenreform führe zum Gegenteil. Mein liebes Tagebuch, so sieht’s aus.
Gut, dass wir den Bundesrat haben. Denn er sorgt beim GSAV, dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung, dafür, dass es nicht einfach vom Bundestag durchgewunken wird. Die Länder Thüringen und Brandenburg sind nämlich u. a. mit der vorgesehenen Kompromiss-Regelung zur Importförderklausel nicht einverstanden: Das Gesetzesvorhaben bedürfe einer „grundlegenden Überarbeitung“. Mein liebes Tagebuch, es gibt also noch Hoffnung, dass die unsägliche Verkomplizierung dieser Importförderung samt anachronistischer Verlängerung noch mal auf den Prüfstand kommt. Gibt der Bundesrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 28. Juni kein grünes Licht, kommt das Vorhaben also in den Vermittlungsausschuss und wird neu diskutiert. Und dann müssen Bundestag und Bundesrat diese Empfehlung beschließen. Vielleicht tut sich noch was.
15 Kommentare
Dreiste Verarsche
von W. Müller am 16.06.2019 um 19:20 Uhr
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Apothekenstärkungsgesetz
von Roland Mückschel am 16.06.2019 um 18:25 Uhr
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Schmidt und Kiefer
von Conny am 16.06.2019 um 15:10 Uhr
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F. Schmidt und Dr. Kiefer, was geht in Euren Köpfen vor?
von Heiko Barz am 16.06.2019 um 14:03 Uhr
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Kammerversammlung Nordrhein
von Veit Eck am 16.06.2019 um 11:16 Uhr
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AW: Kammerversammlung Nordrhein
von Heiko Barz am 16.06.2019 um 13:20 Uhr
AW: Kammerversammlung Nordrhein
von Anita Peter am 16.06.2019 um 14:59 Uhr
AW: Kammerversammlung Nordrhein
von Veit Eck am 16.06.2019 um 20:44 Uhr
Von nix kütt nix ...
von Christian Timme am 16.06.2019 um 10:35 Uhr
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AW: Von nix kütt nix
von Dr.Diefenbach am 16.06.2019 um 11:31 Uhr
Können wir -so- gewinnen?
von Ulrich Ströh am 16.06.2019 um 9:33 Uhr
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Da hilft nur: Plan C ....
von Gunnar Müller, Detmold am 16.06.2019 um 8:51 Uhr
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AW: Da hilft nur: Plan C
von Anita Peter am 16.06.2019 um 9:27 Uhr
AW: Und genau deshalb...
von Gunnar Müller, Detmold am 16.06.2019 um 10:05 Uhr
Abda
von Conny am 16.06.2019 um 8:14 Uhr
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