Kammerversammlung in Schleswig-Holstein

Christiansen: Das Packungshonorar ist mit einem Verfalldatum versehen

Kiel - 20.06.2019, 16:00 Uhr

Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Dr.
Kai Christiansen setzt darauf, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Bedenken der Apotheker ernst nimmt. ( r / Foto: tmb)

Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen setzt darauf, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Bedenken der Apotheker ernst nimmt. ( r / Foto: tmb)


Froese für Versorgungsziele und neue „digitale Zwischenschicht“

Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, erklärte: „Weder die Antworten der Politik noch das, was wir vorschlagen, ist ausreichend.“ Leider seien die Aufgaben der Apotheken nicht an einer Stelle zusammengefasst, sondern auf viele Regularien verteilt. Für eine nachhaltige Lösung müssten zunächst Versorgungsziele definiert werden. Was dafür zu tun sei, müsse sich dann in den Regeln wiederfinden. Dabei sollte gezeigt werden, dass die Apotheker gesellschaftlichen Nutzen nicht durch ein Handelsgeschäft, sondern durch den „tiefen Einstieg in die Versorgung“ erbringen. Dies müsse dann in eine zukunftsfähige Honorierung einfließen. Die jetzt angedachten Dienstleistungen seien dagegen „zu kurz gesprungen“. Vielmehr müsse genau beschrieben werden, wie die Versorgung in verschiedenen Situationen aussehen soll. Dazu würden auch viele neue digitale Aspekte gehören. Dabei seien die Apotheken nötig, um die digitalen Ergebnisse patientengerecht zu kommunizieren. Darum schlug Froese vor, die Hälfte der für Dienstleistungen vorgesehenen 150 Millionen Euro in den Aufbau einer neuen „digitalen Zwischenschicht“ zu investieren. Diese solle das Know-how liefern, das die Apotheken am Patienten benötigen. 

Kammervizepräsident Volker Thode fasste es so zusammen: „Die Zukunft liegt in einer Versorgungsvergütung für eine patientengerechte Versorgung.“ Christiansen erklärte, die angedachten Dienstleistungshonorare würde noch für lange Zeit nicht ausreichen, das Packungshonorar zu ersetzen. Doch sie seien gut, um für neue Honorierungsformen zu üben. Bevor diese kämen, sei es aber anzustreben das Packungshonorar zu erhöhen.  



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Christiansen....

von Monika Prinz am 21.06.2019 um 19:37 Uhr

Nun wird klar, wie das Span'sche Gesetz wirklich heißen wird:
Apothekensterbenverstärkunsgesetz

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Was denn nun, Schleswig-Holstein?

von Wolfgang Müller am 20.06.2019 um 22:20 Uhr

Lieber Kollege Müller-Bohn,
habe ich Ihren Bericht richtig verstanden, dass die Schleswig-Holsteiner da einerseits eine ganz hervorragende Resolution verabschiedet haben? Die ein Ende des Fabulierens über spekulative, durch nichts solide untermauerte "Neue Geschäftsmodelle" fordert? Und ein Ende der "überbordenden Bürokratie"? Welchselbige Schrecklichkeiten in der Tat den Nachwuchs zu Recht von der freudigen Übernahme einer typischen, durchschnittlichen oder sogar größeren Apotheke bestens abhalten, sogar geschenkt?

Um andererseits dann selber durch nichts untermauerte Spekulationen über das garantierte Ende des Packungshonorars zu beginnen? Und eine angesichts des aktuellen Handlungsbedarfs kontraproduktive Diskussion über neue, phantasievoll ausbaldowerte und hingemalte, wie gewohnt natürlich nicht besonders weit gedachte Geschäftsmodelle?

„Nicht durch ein Handelsgeschäft, sondern durch den tiefen Einstieg in die Versorgung“ sollen wir dereinst mal unsere Mitarbeiter und unsere Familien ernähren können, sagt sinngemäß anscheinend ausgerechnet Arbeitgeber-Vertreter Froese? Und darüber sollen wir dann vielleicht erstmal weitere 8 Jahre (wie die „Arbeitsgruppe Honorar“ von Fritz Becker) „immerwährend diskutieren“, wie von der eigenen Resolution kritisiert? Bis endgültig das wahre, KONKRETE, bodennahe Logistik- und Beratungs-Leben an uns vorbeigerauscht ist? Und sämtliche Arztpraxen nahezu kostenneutral schon jahrelang mit Krankenkassen-EDV auf Knopfdruck das selber machen, was die ABDA als zukünftige Akademiker-Berufstätigkeit für uns viel toller als „lukrativen Arzneimitteleinzelhandel“ findet?

Ich schlage mal die Klärung vor, dass die Resolution wohl nicht ernsthaft an die "Große Politik" gerichtet sein kann, denn die folgt bisher jedenfalls bzgl. "immer neue Geschäftsmodellen" und "überbordende Bürokratie" zu 85 Prozent doch nur dem Unsinn, den sich die Apotheker-Standesvertretungen selber ausgedacht haben (und offensichtlich sich weiter und weiter und weiter neu ausdenken). So kam es ja wohl auch zum FS/JS-Geheimpakt mit den erlaubten 2,50 Euro Rx-Boni im Austausch gegen „Neue Dienstleistungen“, Deckel-budgetiert mit ein paar hundert Millionen, und nicht umgekehrt.

Habe ich das denn aber wirklich richtig verstanden, dass die Schleswig-Holsteiner Kolleg/innen das Ganze aber eben leider DOCH an die Bundespolitik gerichtet haben, und nicht etwa primär an "Die ABDA"? Und damit nicht auch an sich selber höchstpersönlich, obwohl Froese und Christiansen sich ja wohl - entsprechend Ihrem Bericht - in eindrucksvoller Art und Weise im Sinne der von der Resolution kritisierten Probleme schuldig gemacht haben?

Oder haben da ganz hoch im Norden alle diese erstaunlichen Widersprüche bloß nicht bemerkt? Oder sind einfache Menschen nur nicht in der Lage, die konzeptionelle Schönheit und Schlüssigkeit des Froese/Christiansenschen Denkens „weg von der Packung“ intellektuell zu erfassen? Oder haben Sie etwa dafür unerlässliche Informationen unterschlagen?

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AW: Was denn nun, Schleswig-Holstein

von Dirk Krüger am 21.06.2019 um 9:58 Uhr

Ich als Schleswig-Holsteiner kann die Resolution "meiner" Kammer und "meines" Verbandes genau so wenig nachvollziehen wie Sie, lieber Herr Müller. Jetzt ein neues Fass über ganz neue Vergütungsformen aufzumachen, wird der akuten Situation nicht gerecht. Es liegt ein Gesetzentwurf auf dem Tisch, der die Existenz von Präsenzapotheken hochakut gefährdet. Die Hütte brennt! Diese Existenzbedrohung muss verhindert werden, jetzt sofort. Da bleibt keine Zeit für Visionen und Wolkenkuckucksheime.

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