Markus Leyck Dieken

Spiegel: Neuer Gematik-Chef soll mindestens 300.000 Euro verdienen

Berlin - 21.06.2019, 16:15 Uhr

Dr. Markus Leyck Dieken wurde zum neuen Gematik-Chef ernannt. Rund um seine Bestellung hatte es viel Kritik gegeben. (Foto: imago images / Eibner)

Dr. Markus Leyck Dieken wurde zum neuen Gematik-Chef ernannt. Rund um seine Bestellung hatte es viel Kritik gegeben. (Foto: imago images / Eibner)


Die Gematik hat ab dem 1. Juli 2019 einen neuen Chef. Am heutigen Freitag hat die Gesellschafterversammlung der Gesellschaft den ehemaligen Pharma-Manager Dr. Markus Leyck Dieken als neuen Alleingeschäftsführer bestellt. In den vergangenen Tagen war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für sein Vorgehen in der Gematik kritisiert worden. Der „Spiegel“ berichtet zudem, dass der neue Gematik-Chef pro Jahr mindestens 300.000 Euro verdienen soll – doppelt so viel wie sein Vorgänger.

Der 54-jährige Leyck Dieken tritt die Nachfolge von Alexander Beyer (46) an, der von der Gesellschafterversammlung mit Wirkung zum 01. Juli 2019 als Geschäftsführer abberufen wurde. Beyer ist Jurist und führte seit dem 1. Juli 2015 die Geschäfte der Gematik, zuvor war er schon in der Rechtsabteilung der Gesellschaft tätig. Der Personalwechsel steht in Zusammenhang mit einer anderen Änderung, die der Bundestag erst kürzlich beschlossen hat. Mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz wurde dafür gesorgt, dass das Bundesgesundheitsministerium 51 Prozent an der Gematik hält. In allen Gesellschafterversammlungen hält das Ministerium nun die Mehrheit.

Spahn war für dieses Vorgehen in den vergangenen Tagen heftig kritisiert worden. Dr. Doris Pfeiffer, die Chefin des GKV-Spitzenverbandes sagte dazu im Ärzteblatt: „Der Mehrheitsgesellschafter trägt nichts zur Finanzierung bei, entscheidet aber eigenständig. Das ist für jeden Experten von Organisationsstrukturen schwer denkbar.“ Zur Erinnerung: Zuvor hielt der GKV-Spitzenverband knapp die Hälfte der Anteile an der Gematik, die andere Hälfte teilten sich die Leistungserbringer untereinander auf. Die Apotheker hatten vor dem TSVG etwa einen 8-prozeitgen Anteil, der nun auf etwa 4 Prozent verkleinert wurde.

Die Nichtregierungsorganisation Transparency International erinnerte im Zusammenhang mit Leyck Diekens Ernennung daran, dass Spahn schon einmal Berührungspunkte mit der Pharmalobby hatte und forderte die Selbstverwaltung und die Bundestagsfraktionen dazu auf, die Ernennung zu verhindern. Schließlich meldete sich noch der Linken-Gesundheitspolitiker Dr. Achim Kessler zu Wort, der bemängelte, dass Spahn Gesundheitspolitik wie ein Wirtschaftspolitiker betreibe.

Spiegel: 300.000 Euro plus 40.000 Euro variable Anteile plus Dienstwagenzuschuss plus Altersvorsorge

Der „Spiegel“ und „Spiegel Online“ berichten am heutigen Freitag über das Gehalt des neuen Gematik-Chefs. Das Magazin zitiert ein „Schreiben des Ministeriums an die Gematik-Gesellschafter“, aus dem hervorgeht, dass Leyck Dieken eine jährliche Grundvergütung von 300.000 Euro pro Jahr erhalten soll, dazu komme eine variable Komponente von 40.000 Euro jährlich, eine Altersvorsorge von rund 32.000 Euro sowie einen monatlichen Dienstwagen-Zuschuss von 1350 Euro. Sein Vorgänger war laut „Angaben aus Branchenkreisen“ bisher mit rund 180.000 Euro Gehalt pro Jahr und ohne Dienstwagen ausgekommen, berichtet das Magazin.

Der Pharma-Manager Leyck-Dieken tritt in einer sehr wichtigen Phase in die Gematik ein. In den kommenden Jahren soll die Telematikinfrastruktur, also gewissermaßen die Datenautobahn im Gesundheitswesen, fertiggestellt werden. Gleichzeitig sollen mehrere neue Anwendungen starten, wie unter anderem das E-Rezept und die E-Medikationspläne.

Leyck Dieken ist Arzt und gleichzeitig Arzneimittelexperte, denn in den vergangenen Jahren arbeitete er in mehreren Top-Management-Positionen von Pharmakonzernen. Derzeit ist er beim japanischen Hersteller Shionogi tätig. Zuvor war Leyck Dieken aber schon als Chef bei Ratiopharm (Teva) und davor bei Novartis und Novo Nordisk. Im Branchenverband Pro Generika war der Pharma-Manager stellvertretender Vorsitzender. Im Bereich Digitalisierung arbeitete Leyck Dieken bislang nicht schwerpunktmäßig.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

mehr als Muddi?

von Pille Palle am 14.11.2019 um 15:46 Uhr

hä? Mehr als die Bundeskanzlerin soll er mit heim nehmen?

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Vollkommen unverständliche Apothekers-Süffisanz und Aufregung

von Wolfgang Müller am 21.06.2019 um 17:38 Uhr

Wie oft wurde gerade hier schon nach einem "echten Profi" gerufen, der unsere Berufspolitik und deren Vertretung gegenüber der Politik vernünftig in die Hand nehmen sollte?

Der nicht nur heilberuflich, sondern auch strategisch, betriebswirtschaftlich und in der Kommunikation nach außen mal richtig was kann, macht und durchsetzt? Auch gerne kein Pharmazeut sein muss, sondern eben vor Allem: ein richtiger Manager? Einer, der nicht nur fabuliert, sondern die richtigen Projekte festlegt und durchzieht, statt im Wesentlichen seine Untertanen mit Schwierigkeiten zu überziehen und Hof zu halten?

So, nun haben wir hier mal eben einen richtigen Manager am Start, leider nicht bei uns, sondern bei der Gematik. Die aber gerade auch in unserem Interesse so einen ebenso wie wir braucht. Um zentralisiert, klug und zügig eine möglichst einfache, praxisgerechte und möglichst kostengünstige Lösung für elektronische Patienten-Akte, E-Rezept und E-Medikationsplan zu finden. Und dann nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag einzuführen.

Und klar: Das ist den Apothekern dann doch auch wieder nicht recht, wie kann der Spahn nur ....

Was soll das denn besser für einer sein, als ein ehemaliger Pharma-Manager? Was soll das, "Nähe zur Pharma-Industrie" sei hier eher ein Problem?

Keine Ahnung, ob Leyck Dieken wirklich richtig gut im Umsetzen solcher Projekte ist, das wird man sehen. Nach der Papierform bringt er anscheinend aber die Voraussetzungen mit, dass er zumindest gut sein sollte. Eher überraschend, dass er für unter 400.000 einen Alleingeschäftsführer-Job annimmt, vielleicht geht es ihm wirklich vor Allem um die Sache selbst.

Und dass er ein Arzt ist: Ja, ein Vorteil. Ärzte sind verdammt oft sehr gute Manager oder Berater (wie es auch bei Apothekern gar nicht so selten vorkommt, siehe Charité). Guiseppe Vita fällt mir als erstes, sicher herausragendes Beispiel ein, um mal nicht nur immer von Montgomery zu reden.

Ich finde die Entscheidung des BMG vollkommen richtig. Auch, die Macht mit 51 % in diesem Fall ohne Wenn und Aber an sich zu ziehen. Alles andere, am Ende noch ein anscheinend gerade schon beginnender "Wettbewerb der Systeme und Apps" von Apothekern, Ärzten, Kooperationen, Versandapotheken etc. sollte einfach unterbunden werden.

Bloß weil wir selber offensichtlich mit Genuss bisher Weltmeister im Verzetteln sind, sollten wir das von Anderen nicht auch erwarten.

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AW: Vollkommen unverständliche Apothekers-S

von Karl Friedrich Müller am 22.06.2019 um 13:55 Uhr

Es ist gut, dass einem durch eine andere Sicht auf die Dinge auch mal der Kopf zurecht gerückt wird.
Danke für den Kommentar.
Dennoch fürchte ich Spahns Machtanspruch und seine geringe Flexibilität, um es mal so auszudrücken. Er macht uns fertig.

AW: Vollkommen unverständliche Apothekers-S

von Kassensklave am 22.06.2019 um 18:10 Uhr

Nein, keine Süffisanz.
Es gab doch einen Chef, der es gut gemacht hat. Der 'Neue' wird bestellt, um das Ganze in eine bestimmte 'Richtung' zu lenken....Richtung Versandhandel.
Hier wurde nur ein weiterer wichtiger Posten mit einem willfährigen Handlanger besetzt... und das Salär entschädigt für etwaige moralische Bedenken und ist Schweigegeld zugleich.

"Wess' Brot ich ess, dess' Lied ich sing' "

mich trifft der Schlag

von Karl Friedrich Müller am 21.06.2019 um 16:30 Uhr

es ist schon eine Schweinerei, wie mit dem Geld geaast wird. Man bedient sich, selbstverständlich und ohne Gewissensbisse.
ich lese nur: plus, plus, plus. Wer hat das sonst so?

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