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27. Juni 2019
Auf ihrer letzten Delegiertenversammlung war es für Magdalene Linz, die scheidende Kammerpräsidentin von Niedersachsen, ein Muss, die derzeitige berufspolitische Lage zu bewerten, und zwar unter dem Eindruck der vortägigen ABDA-Mitgliederversammlung. Sie tat dies mit großer Offenheit: „Man erkennt keine einheitliche Linie. Es lässt sich auch nicht mehr sagen, ob die Kammern oder die Verbände jeweils einer Meinung sind“, berichtete Linz von der Mitgliederversammlung. Mein liebes Tagebuch, dieser Gesetzentwurf spaltet die Ansichten sogar innerhalb der Bundesländer – ist man eisern für ein Rx-Versandverbot oder lässt man es sausen. Für Linz stellt sich die Lage so dar: Ein Rx-Versandverbot wäre eh nur eine Lösung auf Zeit, langfristig müssten anderen Maßnahmen die Gleichpreisigkeit garantieren. Außerdem lauert die Gefahr im Hintergrund, dass die Groko vorzeitig auseinander bricht, die Apotheker gingen dann leer aus. Linz kommt daher zu dem Schluss: „Besser dieses Gesetz als gar kein Gesetz.“
Er sieht das E-Rezept als „eine große Chance“: Walter Oberhänsli, Chef von Zur Rose, dem Mutterkonzern von DocMorris. Dann nämlich wird es für die Patienten kinderleicht, ihre Rezepte online beim Arzneiversandhändler einzureichen. Und daher wünscht sich Oberhänsli, dass das E-Rezept schnell und flächendeckend in Deutschland eingeführt wird. Mein liebes Tagebuch, man kann sich wirklich gut vorstellen, wie sehnsüchtig die Versender das E-Rezept erwarten, wie sie sich schon ihre Finger danach lecken. Oberhänsli würde sich sogar wünschen, dass Ärzte eine andere Vergütung bekommen, wenn sie elektronisch rezeptieren. Ja, mein liebes Tagebuch, geht’s noch? Vorstellbar wäre allenfalls, dass ein E-Rezept geringer vergütet wird – geht doch auch viel schneller und einfacher. Aber nicht nur Oberhänsli sehnt sich nach dem E-Rezept, die gesamte Branche der Arzneiversender träumt schon von zweistelligen Wachstumsraten für den Rx-Versand dank E-Rezept. Sand in die Augen streute allerdings ein Experte des Marktforschungsinstituts IQVIA. Er konnte mit Blick in andere Länder zeigen, dass das E-Rezept nicht immer den Umsatzregen für Versender beschert. Es kommt da auf viele weitere Faktoren an. Mein liebes Tagebuch, so sinnvoll und naheliegend in der heutigen Zeit das E-Rezept ist: Die Auswirkungen werden gravierend sein. Es könnte für einen Erdrutsch in der Apothekenwelt sorgen.
9 Kommentare
Wo ist das Zukunfts-Gutachten der Apotheken (nicht nur) für die Politik?
von Christian Timme am 30.06.2019 um 20:40 Uhr
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Felix Maertin
von Roland Mückschel am 30.06.2019 um 19:31 Uhr
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AW: Felix Maertin
von Karl Friedrich Müller am 30.06.2019 um 21:02 Uhr
Gleichlange Spiesse
von Anita Peter am 30.06.2019 um 17:07 Uhr
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MNV Mitglieder-Neutralisierungs-Verein entlastet ABDA ....
von Christian Timme am 30.06.2019 um 9:11 Uhr
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Herzallerliebst !
von Ulrich Ströh am 30.06.2019 um 8:54 Uhr
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Die Versender machen den Profit.…
von Gunnar Müller, Detmold am 30.06.2019 um 8:27 Uhr
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AW: Die Versender machen den Profit
von Felix Maertin am 30.06.2019 um 8:57 Uhr
AW: @Felix Maertin - Die Versender machen den Profit ...
von Christian Timme am 30.06.2019 um 9:47 Uhr
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