Apothekerkammer und -verband Bayern

Bis zu zehn Wochenstunden Mehrarbeit durch Lieferengpässe

Berlin - 05.08.2019, 14:00 Uhr

Lieferbar? Eine Frage, die in den Apotheken derzeit allzu häufig mit „nein“ beantwortet werden muss. (m / Foto: Schelbert)

Lieferbar? Eine Frage, die in den Apotheken derzeit allzu häufig mit „nein“ beantwortet werden muss. (m / Foto: Schelbert)


Die Lieferengpässe, mit denen Apotheken schon seit geraumer Zeit kämpfen, haben es in diesem Sommer in zahlreiche Medien geschafft. Fast jeden Tag berichtet eine Lokalzeitung über die Sorgen einer Apotheke in ihrer Region. Selbst die Tagesschau hat sich des Themas angenommen. Nun machen auch die Bayerische Apothekerkammer und der Bayerische Apothekerverband in einer gemeinsamen Mittelung deutlich, was für ein Ärgernis die andauernden Engpässe sind – und stellen Forderungen an die Politik.

Wer in einer Apotheke am HV-Tisch steht, weiß Bescheid: Immer wieder muss  Kunden erklärt werden, dass das verschriebene Arzneimittel nicht lieferbar ist. Teilweise um die 300 Defekte sind für viele Apotheken Alltag. Verschärft wird die Situation derzeit durch den neuen Rahmenvertrag, der es nicht einfacher macht, geeignete Alternativen zu finden, die auch noch den Wirtschaftlichkeitsansprüchen der Kassen genügen. „Lieferengpässe sind eines der größten Ärgernisse im Arbeitsalltag“, berichtet auch Dr. Volker Schmitt, Sprecher der Apotheker in Bayern und Geschäftsführer der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK). „Das Problem verschärft sich tendenziell seit Jahren.“

BLAK und Bayerischer Apothekerverband e. V. (BAV) sehen nun die Bundesregierung in Zugzwang. „Die Politik muss die Arzneimittelhersteller dazu verpflichten, jederzeit Medikamente in der benötigten Menge bereitzustellen“, fordert Kammerpräsident Thomas Benkert. Der BAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann ergänzt: „Außerdem ist die Fachkompetenz der Apotheker anzuerkennen und zu erweitern.“ Alexander von Waldenfels, der die bayerischen Apotheker am Runden Tisch vertritt, den das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege zum Thema Engpässe ins Leben gerufen hat, konkretisiert: „Viele Probleme können Vor-Ort-Apotheken lösen, indem sie beispielsweise das Produkt eines anderen Herstellers oder eine eigens hergestellte Rezeptur abgeben.“ Manche Arzneimittel – zum Beispiel Antiepileptika mit dem Wirkstoff Carbamazepin – dürfen Pharmazeuten aber nicht einfach so austauschen. Dann helfe oft nur die Rücksprache des Apothekers mit dem Arzt. Manchmal sei dann aber ein neues Rezept nötig – zum Verdruss des Patienten. 

Informationspflicht und Mehrfachvergaben

Konkret fordern Kammer und Verband eine frühzeitige Informationspflicht: Arzneimittelhersteller sollten zur Meldung von Lieferengpässen oder Lieferausfällen für alle Arzneimittel gesetzlich verpflichtet sein, sobald diese absehbar sind. Zudem müssten die Krankenkassen Rabattverträge mit mindestens drei unterschiedlichen Herstellern abschließen müssen. So könnten die Apotheken bei einem Lieferengpass leichter auf Präparate anderer Firmen ausweichen.

Bis zu zehn Wochenstunden unbezahlter Mehraufwand

BLAK und BAV beziffern den durch Lieferengpässe verursachten Mehraufwand in einer Apotheke auf im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche – nicht selten erreiche er auch das Doppelte. Diese Ergebnisse brachte eine Umfrage unter BAV-Beiratsmitgliedern vom Mai dieses Jahres zutage. Schmitt betont: „Diesen Aufwand an Zeit und Personal erbringen wir ohne zusätzliche Vergütung.“ Er kann die Forderungen von BLAK und BAV daher nur unterstützen.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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