Neue „Hausarzt-Funktion“

England: bei leichten Gesundheitsstörungen in die Apotheke statt zum Arzt

Remagen - 07.08.2019, 11:30 Uhr

Der NHS setzt in der Primärversorgung der Bevölkerung stark auf die Apotheken. (s / Foto: imago images / Jürgen Schwarz)

Der NHS setzt in der Primärversorgung der Bevölkerung stark auf die Apotheken. (s / Foto: imago images / Jürgen Schwarz)


13 Milliarden Pfund vom NHS über fünf Jahre

Bleibt die Frage der Finanzierung. Neben der eigentlichen Vergütung der Apotheken-Services müssen parallel auch jede Menge Schulungen auf die Beine gestellt, durchgeführt und finanziert werden, die die Apotheker zu den neuen Aufgaben befähigen. Der NHS stellt für die Umsetzung des Rahmenvertrags über fünf Jahre insgesamt rund 13 Milliarden Pfund (14,1 Milliarden Euro) bereit, das heißt knapp 2,6 Milliarden Pfund (2,8 Milliarden Euro) pro Jahr. Die Apotheker sollen auf diese Weise Planungssicherheit bekommen, auch für langfristige Investitionen. Durch ein entsprechendes Monitoring soll sichergestellt werden, dass sich die Investitionen auch in einer Qualitätsverbesserung der Versorgung niederschlagen. Jahrespläne kanalisieren die Freigabe der Gelder. In 2019/20 und 2020/21 sollen die Apotheken zur Vorbereitung auf die neuen Herausforderungen vorübergehende monatliche Zahlungen bekommen können, die sich an ihrem jeweiligen Rezeptvolumen bemessen. Einen weiteren einmaligen Zuschuss in Höhe von 900 bzw. 600 Pfund gibt es in diesem und im nächsten Jahr für Apotheken, die sich direkt dem Community Pharmacist Consultation Service anschließen. Danach soll jede Beratung im Rahmen des CPCS mit 14 Pfund vergütet werden.  

Apotheker als „geschätzter Teil des NHS-Teams“

„Die öffentlichen Apotheken sind ein wichtiger und vertrauenswürdiger Bestandteil unseres NHS“, stellte der Sekretär für Gesundheit und Soziales, Matt Hancock, fest. „Dieser Fünfjahresvertrag wird sicherstellen, dass mehr Menschen Unterstützung in einem angemessenen Umfeld erhalten. Dies trägt wiederum dazu bei, den Druck auf das gesamte Gesundheitswesen zu verringern.“ Keith Ridge, Chief Pharmaceutical Officer beim NHS England, setzt ebenfalls mit Überzeugung auf die Apotheker. „Der Vertrag bietet die zugängliche und bequeme Gesundheitsversorgung, die die Öffentlichkeit wirklich möchte“, meint Ridge. „Außerdem bietet er den Apothekern als geschätzten Teil des NHS-Teams eine erfüllender klinische Karriere.“



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Wie schön

von Stefan Haydn am 08.08.2019 um 14:04 Uhr

dass es noch Leute gibt, die vernünftiges Sparen praktizieren, auch wenn einen der Brexit manchmal zweifeln läßt.

Bei uns hätten die Ärzte da schon lauthals geschrien und alles abgebügelt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Budget

von Reinhard Rodiger am 08.08.2019 um 14:03 Uhr

Ich möchte nur anmerken, dass es sich nicht um zusätzliche Mittel handelt,sondern um "eingefrorene" Vergütung über 5 Jahre. Das liefert insofern Planungssicherheit, dass es nicht wie sonst weniger wird.Aber eben bei steigenden Aufgaben auch keine Steigerung.Es ist eine Umverteilung.Dafür gibt es offizielle Integration in das Gesundheitssystem und keine stetige Ertragsdrainage.Beides ist hier nicht vorgesehen.

In diesem Zusammenhang ist interessant, dass pro Bearbeitung von Engpassprodukten ein Zuschlag von 5,35 pro Produkt gewährt wird .Ein Schritt, der hier völlig fehlt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.