Neue „Hausarzt-Funktion“

England: bei leichten Gesundheitsstörungen in die Apotheke statt zum Arzt

Remagen - 07.08.2019, 11:30 Uhr

Der NHS setzt in der Primärversorgung der Bevölkerung stark auf die Apotheken. (s / Foto: imago images / Jürgen Schwarz)

Der NHS setzt in der Primärversorgung der Bevölkerung stark auf die Apotheken. (s / Foto: imago images / Jürgen Schwarz)


Neue Services aus den Bereichen Prävention und AMTS

Der zweite Schwerpunkt der Kompetenzerweiterung der Apotheker ist die Prävention. Im Rahmen des Healthy Living Pharmacy (HLP) Frameworks erbringen schon jetzt viele Offizinapotheken Leistungen auf dem Gebiet der Vorbeugung und der allgemeinen Gesundheitsförderung. Ab April 2020 soll das in einem bestimmten Umfang für alle Apotheken Pflicht werden. Sie müssen dann entsprechend ausgebildetes Personal vorhalten, um die Patienten bei der Selbstbehandlung, der Raucherentwöhnung oder beim Gewichtsmanagement zu unterstützen. 

Auch auf dem Gebiet der Früherkennung sollen sie mit neuen Aufgaben betraut werden, wobei einige Vorhaben zunächst in eine Erprobungsphase gehen. Geplant sind folgende Services:

  • Online-Schulungen für alle Apotheker, um die ersten Anzeichen einer Sepsis erkennen zu können,
  • Hepatitis-C-Testungen für Teilnehmer an Nadelaustauschprogrammen,
  • Früherkennungsservices zur Identifizierung von Personen mit möglicherweise nicht diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
  • Überprüfung aller Patienten mit Diabetes, die in die Apotheke kommen, um sicherzustellen, dass diese ihre jährliche Fuß- und Augenuntersuchung erhalten haben,
  • Schulungen zur Unterstützung von Patienten mit Demenz

Auf dem Gebiet der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) sollen zum besseren Interaktionsmonitoring proaktive Arzneimittelsicherheitsüberprüfungen (Structured Medication Reviews, SMR) eingeführt werden. Sie sollen Ende 2010/Anfang 20121 die bestehenden Medicines Use Reviews (MUR) ablösen. Außerdem soll der ebenfalls schon existierende New Medicine Service ausgeweitet werden.

Einbindung von Apothekern in Primary Care Networks

Der im Januar 2019 veröffentlichte NHS Long Term Plan beschreibt die Entwicklung von lokalen Netzwerken zur Primärversorgung (Primary Care Networks, PCN). Hierfür stellt der NHS den Allgemeinärzten über fünf Jahre insgesamt 4,5 Milliarden Pfund bereit.  In 2019/2020 soll das System zur integrierten Versorgung auf weitere Partner ausgedehnt werden. Bis April 2020 sollen alle PCN-Verträge in trockenen Tüchern sein, unter Einbindung der Apotheker als Schlüsselpartner. Dafür müssen sich die Apotheken auch technisch aufrüsten. Ab 2020 sollen zum Beispiel alle NHS-Vertragsapotheken elektronische Verschreibungen verarbeiten können.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Wie schön

von Stefan Haydn am 08.08.2019 um 14:04 Uhr

dass es noch Leute gibt, die vernünftiges Sparen praktizieren, auch wenn einen der Brexit manchmal zweifeln läßt.

Bei uns hätten die Ärzte da schon lauthals geschrien und alles abgebügelt.

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Budget

von Reinhard Rodiger am 08.08.2019 um 14:03 Uhr

Ich möchte nur anmerken, dass es sich nicht um zusätzliche Mittel handelt,sondern um "eingefrorene" Vergütung über 5 Jahre. Das liefert insofern Planungssicherheit, dass es nicht wie sonst weniger wird.Aber eben bei steigenden Aufgaben auch keine Steigerung.Es ist eine Umverteilung.Dafür gibt es offizielle Integration in das Gesundheitssystem und keine stetige Ertragsdrainage.Beides ist hier nicht vorgesehen.

In diesem Zusammenhang ist interessant, dass pro Bearbeitung von Engpassprodukten ein Zuschlag von 5,35 pro Produkt gewährt wird .Ein Schritt, der hier völlig fehlt.

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