Nienburg / Weser

Apotheke mit Gemeinwohl-Ökonomie-Zertifikat ausgezeichnet

Berlin - 16.08.2019, 17:30 Uhr

Apothekerin Dr. Anja Thijsen (rechts i.B.) freut
sich mit ihren Mitarbeiterinnen Apothekerin Antje Herbst und den PTAs Ulrike
Michau und Polina Kazuba (v.li.) über das Gemeinwohl-Ökonomie-Zertifikat. (Foto: Apotheke am Goetheplatz)                         

Apothekerin Dr. Anja Thijsen (rechts i.B.) freut sich mit ihren Mitarbeiterinnen Apothekerin Antje Herbst und den PTAs Ulrike Michau und Polina Kazuba (v.li.) über das Gemeinwohl-Ökonomie-Zertifikat. (Foto: Apotheke am Goetheplatz)                         


Arzneimittel wenig transparent hinsichtlich Nachhaltigkeit

„Im Rahmen der Zertifizierung ist mir aufgefallen, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen Branchen überhaupt nicht wissen, was wir verkaufen. Wir wissen sehr wenig über die Herstellungsbedingungen der Medikamente oder über die Lieferketten.“ Anja Thijsen beschreibt eine Situation, in der sie das Gefühl habe, „lauter Black-Boxes“ zu verkaufen. Das sei bei Bio-Möhren zum Beispiel ganz anders. Doch seien sie als Apotheke zur Abgabe der verordneten Medikamente verpflichtet. Entscheiden würden andere, die Ärzte und die Krankenkassen. 

„Wer einen Schnupfen oder eine Erkältung hat und im Prinzip sehr nachhaltig eingestellt ist, der hat die Möglichkeit, seine Bio-Zitronen beim Händler des Vertrauens zu kaufen. Er hat aber in der Apotheke seines Vertrauens nicht die Möglichkeit, ein ökologisches nachhaltiges Produkt zu erwerben, weil es absolut nicht transparent ist“, resümiert Thijsen.

Krankenkassen um Stellungnahme gebeten

„Wir sind im Team auf die Idee gekommen, dass wir doch einfach mal Krankenkassen anschreiben und nachfragen, unter welchen Kriterien die Rabattverträge geschlossen werden, ob das nur rein wirtschaftliche Kriterien sind oder ob so Sachen wie Nachhaltigkeit, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit auch eine Rolle spielen.“ Zehn Krankenkassen hätten sie kontaktiert. Sie hätten daraufhin sehr unterschiedliche Antworten erhalten: Die Antworten reichten von der Berücksichtigung rein ökonomischer Gesichtspunkte bis hin zur Angabe, dass Nachhaltigkeitskriterien eine wichtige Rolle spielen würden. 

Das Arzneimittelgesetz erlaube allerdings nicht, Bio- oder Nachhaltigkeitslabel auf Arzneimittelpackungen anzubringen oder damit zu werben, bedauert Thijsen ausdrücklich. Dies habe ihnen auch die Firma Bionorica, einer der führenden Hersteller pflanzlicher Arzneimittel, geantwortet. Auch über die Bedingungen, unter denen Großhändler ihre Mitarbeiter arbeiten lassen, gäbe es keine Transparenz. „Wir sehen bei den Großhändlern das letzte Glied und können schauen, wie es den Leuten geht, die uns die Ware bringen. Da haben wir schon Unterschiede festgestellt zwischen den unterschiedlichen Großhändlern“, so Thijsen.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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