Streit zwischen Apothekern und Ärzten

Gezerre um Aut-idem in Österreich

Remagen - 16.08.2019, 11:30 Uhr

In Österreich gibt es seit Jahren Ärger zwischen Apothekern und Ärzten wegen ärztlicher Hausapotheken. Nun kommt neuer Ärger hinzu, es geht um die Aut-idem-Regelung. (Foto: imago images / Manngold)

In Österreich gibt es seit Jahren Ärger zwischen Apothekern und Ärzten wegen ärztlicher Hausapotheken. Nun kommt neuer Ärger hinzu, es geht um die Aut-idem-Regelung. (Foto: imago images / Manngold)


Mehr ärztliche Hausapotheken sollen helfen

Die Ärzte haben aber noch eine weitere geniale Idee, um die Apotheker aus ihrer misslichen Situation herauszuholen. „Sollten die Apotheken keine flächendeckende Versorgung mehr garantieren können, bringt sich die Ärztekammer gerne mit Vorschlägen zur Problemlösung ein“, kartet Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) in den jüngsten Diskussionen rund um die Aut-idem-Regelung nach.

„Beispielsweise würde eine Ausweitung der Hausapotheken schlagartig die patientennahe Versorgung und das Patientenservice verbessern“, so Steinharts Überzeugung. „Gleichzeitig würde dies eine Erleichterung für die anscheinend überlasteten Apotheken bedeuten.“ Mehr Hausapotheken könnten im Übrigen dafür sorgen, dass wieder vermehrt potenzielle Wahlärzte doch in den Kassenbereich gingen. Dann brauche Patientenanwalt Gerald Bachinger nicht mehr „obskuren Ideen über Zwangsdienste von Medizinern nachzuhängen“ und auch nicht mehr die Interessen „bestimmter merkantil orientierter Apothekerkreise“ zu vertreten, sondern könne sich wieder für das Wohl der Patienten einsetzen, glaubt der Ärztekammer-Vize.

Generikahersteller sind auch gegen „Aut-idem“

Der österreichische Generikaverband (OeGV) kann sich mit der Aut-idem-Regelung ebenfalls nicht recht anfreunden. Im September 2017 hatte der Verband „mit Überraschung“ auf einen Vorstoß des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger registriert, über die Wirkstoffverschreibung de facto eine Aut-idem-Regelung einzuführen. „Damit wird die Qualität der Patientenversorgung zugunsten eines fraglichen Einsparungseffektes aufs Spiel gesetzt“, hatte OeGV Präsident Wolfgang Andiel zu bedenken gegeben. Der OeGV spreche sich aus folgenden Gründen klar gegen die Erlaubnis zur Substitution aus: Bei jeder Rezepteinlösung bekomme der Patient unter Umständen ein anderes Präparat ausgehändigt. Darunter leide die Therapietreue. Außerdem entfalle das „vertrauensbildende ärztliche Gespräch“ bei der Umstellung auf Generika. Lehne der Patient das „neue“ Medikament ab, so müsse er wohl entweder aufzahlen oder die Einnahmetreue sei gefährdet.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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