DAZ.online-Wahlcheck

Wen könnten Apotheker in Sachsen wählen?

Berlin - 29.08.2019, 17:45 Uhr

Neu zu besetzen: Am 1. September müssen die sächsischen Wahlberechtigten einen neuen Landtag wählen. Was vertreten die Parteien in der Apothekenpolitik? DAZ.online hat nachgefragt. (Foto: imago images / Robert Michael)

Neu zu besetzen: Am 1. September müssen die sächsischen Wahlberechtigten einen neuen Landtag wählen. Was vertreten die Parteien in der Apothekenpolitik? DAZ.online hat nachgefragt. (Foto: imago images / Robert Michael)


Grüne

Zur Rolle und Funktion der Apotheken für die örtliche Infrastruktur und die Versorgung in Sachsen:

Arzneimittel sind ein wesentlicher Bestandteil guter Gesundheitsversorgung. Patientinnen und Patienten haben darauf einen Anspruch ebenso wie auf eine fachkompetente Beratung. Ganz gleich, ob sie in der Stadt oder auf dem Land leben, ob sie dringend am Tage oder in der Nacht ein Medikament benötigen, ob sie chronisch krank sind oder nur einen kurzen Infekt haben. Eine patientennahe, flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln durch Apotheken ist unverzichtbar.

Zur Apothekenzahl, der aktuellen Versorgungslage und daraus resultierendem, eventuellem Handlungsbedarf:

Die Zahl der Apotheken geht auch in Sachsen leicht zurück. Gleichzeitig steigt die Zahl der in Apotheken beschäftigten Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. Das deutet darauf hin, dass die Versorgung verstärkt durch größere Apotheken übernommen wird. Gleichwohl hat der Wegfall einer Apotheke im ländlichen Raum größere Konsequenzen als im städtischen Raum. Er kann in vielen Fällen nicht durch andere Apotheken kompensiert werden. Deswegen muss mehr getan werden für die Sicherung der Arzneimittelversorgung ländlicher Regionen. Hier sehen wir vor allen den Abbau bürokratischer Hürden für den Aufbau von Filialapotheken sowie mobiler Lösungen. Aber auch geänderte Vergütungsregelungen halten wir für notwendig, um beispielsweise pharmazeutische Beratungsleistungen oder den Notdienst besser zu honorieren. Außerdem muss die Attraktivität des pharmazeutischen Berufes erhöht werden. Dazu gehören familienfreundliche Arbeitsbedingungen sowie Aufstiegs- und Qualifikationsmöglichkeiten. Die Apothekerausbildung muss zeitgemäßer werden, Themen wie die Digitalisierung, die pharmazeutische Betreuung und Therapiebewertung ausführlicher behandeln sowie Kenntnisse in psychologischen Grundlagen sowie in Ethik vermitteln.

Zur Rolle des Versandhandels, insbesondere in der Landversorgung:

Der Versandhandel für verschreibungspflichtige Arzneimittel besteht in Deutschland seit inzwischen 15 Jahren. Der Marktanteil bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln beträgt nach Angaben des Bundeskartellamtes rund 1,3 Prozent. Es gibt keine Belege für die Behauptung, der Versandhandel wäre eine Gefahr für die Apotheke vor Ort. Im Gegenteil: Der Versand kann gerade aus der Perspektive chronisch kranker Patientinnen und Patienten eine sinnvolle Ergänzung der Arzneimittelversorgung darstellen.

Zum einheitlichen Rx-Abgabepreis in Apotheken:

Der EuGH hat diese Frage eindeutig entschieden, indem er europäischen Versandapotheken Rabatte ermöglicht hat. Um einheimische Apotheken nicht länger zu benachteiligen, sollten solche Rabatte aus unserer Sicht in begrenztem Umfang auch hierzulande erlaubt werden. Die Bundesregierung streut den Apothekerinnen und Apothekern durch ihren Gesetzentwurf Sand in die Augen. Diese Frage wird früher oder später erneut vor dem EuGH landen. Der EuGH hat schon in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass es nicht darauf ankommt, ob eine solche Regelung im Sozialrecht, der Straßenverkehrsordnung oder woanders enthalten ist, sondern darauf, welche Wirkungen die Regelung für den Binnenmarkt hat. Mit diesem Gesetzentwurf vertrödelt die Bundesregierung somit nur Zeit und Energie, die besser für wirksame Maßnahmen zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung insbesondere in ländlichen Räumen aufgewendet werden sollten.

Zu neuen, besonderen Versorgungsformen auf dem Land (zum Beispiel Apothekenbus, Video-Beratung, Arzneimittel-Automat, etc.):

Für uns ist die Perspektive der Patientinnen und Patienten maßgeblich. Daher müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um auch in ländlichen Regionen eine bedarfsgerechte Arzneimittelversorgung sicherzustellen. Es sind flexiblere Regelungen nötig, damit Apotheken auch in andere Einrichtungen wie zum Beispiel Drogerien, Gesundheitszentren oder größeren Arztpraxen integriert werden können und so dort beispielsweise mit einem Abgabetresen vertreten wären. Dadurch könnten in dünn besiedelten Regionen Filialapotheken oder mobile Angebote etwa durch Apothekenbusse ermöglicht werden, die die notwendige Versorgung ermöglichen, aber nicht das gesamte apothekenübliche Leistungsspektrum abbilden müssen. Auch die Möglichkeiten der Digitalisierung etwa durch eine Video-Beratung können dabei helfen, in bestimmten Situationen die Arzneimittelversorgung zu verbessern.

Die AfD und die FDP haben nicht auf unsere Fragen geantwortet.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

AfD-Conny

von G. Wagner am 30.08.2019 um 15:29 Uhr

Hallo Conny,
einfach mal die Klappe halten!

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Wen wählen ?

von Conny am 29.08.2019 um 17:46 Uhr

Die AfD kostet manchen Apotheker nicht die Existenz

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