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Kein ACC bei Histaminintoleranz

München - 30.08.2019, 10:15 Uhr

Menschen mit Histaminintoleranz sollten bestimmte Lebensmittel meiden: Käse, Tomaten, Ananas, Rotwein und Schokolade beispielsweise. Auch nicht alle Arzneimittel eignen sich bei Histaminunverträglichkeit. Zu welchen Schmerzmitteln können Apotheker raten? (Foto: Igor Normann / stock.adobe.com)

Menschen mit Histaminintoleranz sollten bestimmte Lebensmittel meiden: Käse, Tomaten, Ananas, Rotwein und Schokolade beispielsweise. Auch nicht alle Arzneimittel eignen sich bei Histaminunverträglichkeit. Zu welchen Schmerzmitteln können Apotheker raten? (Foto: Igor Normann / stock.adobe.com)


Welche Arzneimittel sollten Histaminintolerante meiden?

Durch Lebens-­ und Arzneimittel kann die Diaminoxidase blockiert werden (DAO-Hemmung), sodass sie nicht mehr in der Lage ist, Histamin in ausreichendem Maß abzubauen. Schokolade, Energydrinks, Alkohol, grüner und schwarzer Tee sowie Lebensmittel, die selbst sehr viele biogene Amine enthalten, wie gereifter Käse, Himbeeren, Orangen oder Rotwein, führen zu dieser Enzyminhibition. Zu diesen biogenen Aminen gehören auch Tyramin und Putrescin, die ebenfalls starke physiologische Wirkungen haben. Putres­cin entsteht aus Ornithin durch Decarboxylierung und spielt eine Rolle bei der Fleischfäulnis. ACC, Ambroxol, Diazepam und Metamizol sind Beispiele aus dem Arznei­mittelbereich.

Histamin-Liberatoren: keine Ananas, Nüsse, Tomaten

Es gibt Lebens-­ und Arzneimittel, die dafür sorgen, dass endogenes Histamin aus seinen Spei­chern freigesetzt wird. Im Bereich der Lebensmittel gehören Ananas, Nüsse, Spinat, Tomaten und auch hier Schokolade sowie Alkohol dazu. Bei den Arzneimitteln sind NSAIDs (Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Flurbiprofen, Naproxen), Opioide, Muskelrelaxanzien und Röntgenkontrastmittel bekannt für ihre Histamin­freisetzende Wirkung. Histaminintolerante Menschen können auf Paracetamol und Ibuprofen zurückgreifen, wenn sie ein Analgetikum benötigen, denn diese Wirkstoffe wirken weder histamin­freisetzend noch DAO-­hemmend.

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Therapiemöglichkeiten

Wie alle anderen Nahrungsmittelintoleranzen ist auch die Histaminintoleranz nicht heilbar. Die erste und wichtigste Maßnahme ist es, möglichst wenig Histamin mit der Nah­rung zu konsumieren, keine histamin­freisetzenden Lebens-­ oder Arzneimittel aufzunehmen sowie DAO­-Blocker in größeren Mengen zu meiden.

Für die Enzymersatztherapie steht ein Produkt zur Ver­fügung, das direkt mit einer histaminhaltigen Mahlzeit eingenommen wird und nach Auflösung im Dünndarm die Aufgabe der körpereigenen Diaminoxidase übernimmt. Für die Behandlung akuter dermatologischer Beschwer­den sind H1-Antihistaminika wie Cetirizin, Loratadin und Dimetinden gut geeignet. H2-Antihistaminika wie Ranitidin sind bei gastralen Beschwerden (vor allem Übelkeit und Erbrechen) indiziert, allerdings stehen nur Tabletten mit 75 mg rezeptfrei zur Verfügung.

Patienten bei denen eine anapyhlaktischer Schock zu erwarten ist, sollten immer ein Notfallset mit Adrenalin­-Injektor, Glucocorticoid und H1­-Antihista­minikum mitführen. Ascorbinsäure, Vitamin B6 und Kupfer beeinflussen die Aktivität und Funktion der Diaminoxidase positiv, sodass ein Mangel hier zwingend behoben werden muss.



Lars Peter Frohn, Apotheker, Autor DAZ.online
radaktion@daz.online


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