FDA und EMA informieren

Nitrosamin-Verunreinigungen: NDMA in Ranitidin gefunden

Stuttgart - 13.09.2019, 17:18 Uhr

Nach den Nitrosaminfunden in zahlreichen Sartanen, informieren EMA und FDA nun, dass auch in Ranitidin NDMA gefunden wurde. (s / Foto: tanewpix4289 / stock.adobe.com)

Nach den Nitrosaminfunden in zahlreichen Sartanen, informieren EMA und FDA nun, dass auch in Ranitidin NDMA gefunden wurde. (s / Foto: tanewpix4289 / stock.adobe.com)


Sowohl die amerikanische als auch die europäische Arzneimittelbehörde haben am heutigen Freitag bekannt gegeben, dass auch in dem H₂-Antihistaminikum Ranitidin eine Nitrosaminverunreinigung nachgewiesen wurde. Eingesetzt wird Ranitidin bei Sodbrennen (auch im OTC-Bereich) und Magenulcera. Die EMA möchte das Problem von mit Nitrosaminen verunreinigten Arzneimitteln nun offenbar proaktiver angehen und lässt eine entsprechende Leitlinie erstellen.

Erst Ende August hatte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA angekündigt, ihre Untersuchungen im Fall um mit Nitrosaminen verunreinigten Blutdrucksenkern auf weitere Substanzen auszuweiten. Im Sommer 2018 waren weltweit Sartane mit Tetrazolring-Struktur zurückgerufen worden, weil sie mit wahrscheinlich krebserregenden Substanzen wie NDMA, NDEA und NMBA verunreinigt waren (und teilweise noch sind). Schuld an der Verunreinigung sollen bestimmte Synthese-Bedingungen, aber auch potenziell verunreinigte Rohmaterialien sein. 

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Noch mehr Nitrosamine

Nun, da einige Hauptursachen der Nitrosaminverunreinigungen bekannt seien, nutze die FDA diese Erkenntnisse, um die Bewertung anderer Medikamente als Sartane zu unterstützen: Man teste Proben anderer Wirkstoffe mit ähnlichem Herstellungsprozess, hieß es in der Stellungnahme. Welche Wirkstoffe konkret gemeint sind, wurde aber nicht erwähnt.

Genauere Informationen darüber, welche weiteren Wirkstoffe vom Nitrosamin-Skandal betroffen sein könnten, haben am heutigen Freitag sowohl die europäische Arzneimittelbehörde EMA als auch die FDA veröffentlicht: 

Es wurde NDMA (N-Nitrosodimethylamin) in Ranitidin gefunden. Die EMA will nun entsprechende Arzneimittel weiter überprüfen. Das geschieht auf Ersuchen der Europäischen Kommission (Article 31 of Directive 2001/83/EC).Weitere Informationen sollen folgen. 

Die FDA hat bereits bekannt gegeben, dass die in Ranitidin gefundenen Mengen gering sein sollen. 

Auf Alternativen umstellen?

Ranitidin ist in Apotheken gut bekannt – es ist auch rezeptfrei erhältlich und wird bei Sodbrennen sowie Magen- und Duodenalulcera eingesetzt. Von der Anwendung von Ranitidin wird in der aktuellen Mitteilung der EMA zwar nicht explizit abgeraten, allerdings wird darauf hingewiesen, dass Patienten sich mit Fragen an ihren Arzt oder Apotheker wenden können – es gibt mehrere alternative Arzneimittel, die angewendet werden können.

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Offenbar widmet sich die EMA den Nitrosaminverunreinigungen nun in einem breiteren und proaktiven Ansatz, wie aus einer weiteren Pressemitteilung vom heutigen Freitag hervorgeht: Der Humanarzneimittelausschuss der EMA (CHMP) wird nun Leitlinien zur Vermeidung von Nitrosaminverunreinigungen in Humanarzneimitteln, die chemisch synthetisierte Wirkstoffe enthalten, erstellen. Es werde auch geprüft, ob für nicht chemisch synthetisierte Arzneimittel entsprechende Leitlinien erstellt werden.

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Schon im April hatte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA über geringe Konzentrationen an NDMA in einigen Chargen des Antidiabetikums Pioglitazon des Herstellers Hetero Labs aus Indien berichtet. Hersteller, die bestimmte Reagenzien zur Herstellung des Antidiabetikums Pioglitazon verwenden, sollten als „Vorsichtsmaßnahme“ ihre Produkte und Prozesse überprüfen, um Nitrosamin-Verunreinigungen auszuschließen – insbesondere NDMA. 

Ein aktueller Blick in die CEP-Datenbank (Certificate of Suitability) verrät, dass Hetero Labs am 17. Juli 2019 erst das CEP-Zertifikat für Pioglitazon ausgestellt bekommen hatte, es aber bereits am 30. Juli wieder zurückzog. 

Ein CEP bestätigt, dass eine Monographie des Europäischen Arzneibuchs geeignet ist, die Qualität eines Wirkstoffs angemessen zu prüfen. Auch für Ranitidin werden auf den Seiten des Europäischen Direktorats für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM) gültige CEP-Zertifikate gelistet.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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