Wegen drohender Grenzkontrollen

No-Deal-Brexit: Merck stockt lokale Arzneimittellager auf

Berlin - 16.09.2019, 09:00 Uhr

Merck-Chef Stefan Oschmann erklärt gegenüber der dpa, dass sich sein Pharmakonzern bereits mit größerer Lagerbildung auf einen No-Deal-Brexit vorbereite. (b / Foto: imago images / argum)

Merck-Chef Stefan Oschmann erklärt gegenüber der dpa, dass sich sein Pharmakonzern bereits mit größerer Lagerbildung auf einen No-Deal-Brexit vorbereite. (b / Foto: imago images / argum)


Merck auch besorgt über Zollstreit zwischen USA und China

Den Dax-Konzern Merck treibt aber nicht nur der Brexit um, sondern auch der Zollstreit zwischen China und den USA um. „Wir spüren den weltweiten Handelskonflikt im Tagesgeschäft kaum, Zölle treffen Merck nur moderat“, sagte Oschmann. Auf geopolitische Risiken reagiere man mit optimierten Lieferketten. Merck ist stark mit Geschäften in den USA vertreten - gerade seit der Übernahme des Laborausrüsters Sigma-Aldrich 2015. Nun will das 1668 gegründete Familienunternehmen den US-Halbleiterzulieferer Versum für rund 5,8 Milliarden Euro kaufen und ebenso den kalifornischen Materialspezialisten Intermolecular. Mit beiden Übernahmen, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden sollen, zielt Merck auf Geschäfte mit der Chip- und Elektronikindustrie. Angesichts des Trends zur vernetzten Industrie, immer leistungsfähigeren Prozessoren und künstlicher Intelligenz sieht Oschmann hier Wachstumschancen.

Bedenken, Merck habe den Milliarden-Deal zur Unzeit vereinbart, wies Oschmann entschieden zurück. Ab 2020 setzt er auf eine Erholung der zuletzt zurückgegangenen Halbleiterproduktion. „Wir haben bei Versum genau zur richtigen Zeit zugegriffen“, sagte er mit Blick auf das Übernahmeringen um Versum, in dem Merck den US-Konkurrenten Entegris ausgestochen hatte.

Nicht nur in der Spezialchemie-Sparte soll es bei Merck aufwärts gehen, auch das rasante Wachstum im Laborgeschäft solle anhalten. Der Konzern verdient gut an Technologien, die die aufwendige Herstellung von Biotech-Medikamenten vereinfachen. In der Pharma-Sparte will Merck ferner mit neuen Mitteln bis 2022 jährlich zwei Milliarden Euro Zusatz-Umsatz erzielen. Die Krebs-Immuntherapie Avelumab, ein Hoffnungsträger von Merck, stecke in vier weit fortgeschrittenen klinischen Studien, sagte Oschmann. „Neuigkeiten etwa bei der Indikation gegen Lungenkrebs sind 2020 zu erwarten.“

Nach dem Versum-Deal habe Merck vorerst keine großen Übernahmepläne mehr, betonte Oschmann. Merck hat in zehn Jahren 48 Milliarden Euro für Käufe und Verkäufe bewegt. Nun gehe es darum, die durch Übernahmen bedingte Verschuldung rasch wieder zu senken.



bro / dpa
brohrer@daz.online


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