Infektionskrankheiten

Scharlach: Neuer, „fitterer“ Bakterienstamm entdeckt

Remagen - 17.09.2019, 08:59 Uhr

Ist der neue Streptokokkenstamm verantwortlich für den Anstieg an Scharlach-Erkrankungen? ( r / Foto: Тихон Купревич / stock.adobe.com)

Ist der neue Streptokokkenstamm verantwortlich für den Anstieg an Scharlach-Erkrankungen? ( r / Foto: Тихон Купревич / stock.adobe.com)


M1UK identifiziert

Dies deutet nach Meinung der Wissenschaftler darauf hin, dass sich die emm1-Untergruppe in irgendeiner Weise verändert hat und möglicherweise „fitter“ geworden sein könnte. Bei einer Genanalyse deckten sie einen neuen Stammtyp innerhalb der Gruppe auf, der sich von den anderen emm1-Stämmen durch 27 genetische Punktmutationen unterschied. Einige davon befinden sich in Genen, die möglicherweise an der Toxinproduktion beteiligt sind. Weitere Experimente ergaben, dass der neue Stamm tatsächlich neunmal mehr Streptokokken-pyrogenes Exotoxin A (SpeA) produziert als andere emm1-Stämme, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, Halsentzündungen und Scharlach zu verursachen und zu einem Anstieg der invasiven Infektion geführt haben könnte. Die Forscher nannten den neuen Stamm M1UK.

Hoher Anteil von M1UK an allen emm1-Infektionen

Danach wollten die Wissenschaftler wissen, wie häufig der neue Stamm bei den emm1-invasivem Strep A-Infektionen der Untersuchungszeiträume vertreten war. Die Ergebnisse von 552 Proben zeigten, dass 77 Prozent der Fälle invasiver Erkrankungen, die im Frühjahr 2016 in England und Wales durch emm1 Strep A verursacht wurden, auf den neu identifizierten M1UK-Stamm entfielen. Die Analyse aller emm1-Stämme (1240) aus invasiven Krankheitsfällen in Großbritannien über einen Zeitraum von zehn Jahren erbrachte bis 2016 einen Anteil von 84 Prozent. Das Team analysierte außerdem 2800 Strep A-Genomsequenzen aus der ganzen Welt und fand einzelne Fälle von M1UK in Dänemark und den USA.

Aufruf zur globalen Wachsamkeit

„Es besteht immer noch Unsicherheit über die Ursache des Scharlach-Anstiegs“, gibt Elita Jauneikaite, Erstautorin der Studie vom Imperial College London, zu bedenken. „Es könnte sich auch um eine Folge von Veränderungen in der Praxis, der Bevölkerung oder um Umweltfaktoren handeln. Derzeit würden Untersuchungen durchgeführt, um herauszufinden, wie die Belastung durch Strep-A-Infektionen am besten verringert werden kann, einschließlich der Entwicklung eines Impfstoffs. „Möglicherweise müssen wir auch überlegen, ob die Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von Halsinfektionen die Entwicklung neuer Stämme und Komplikationen wie Scharlach und invasive Infektionen berücksichtigen müssen“, meint Jauneikaite.

Das Team betont, dass der neue Stamm sich leicht mit Antibiotika behandeln lässt, ruft aber gleichwohl zur globalen Wachsamkeit auf, um weitere Fälle des Stammes in anderen Ländern zu identifizieren.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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