Schwerpunkt Pharmazeutische Dienstleistungen

Datenbanken für die Medikationsanalyse: Was kann „MediCheck+“?

Münster - 20.09.2019, 17:49 Uhr

Um Medikationsanalyse durchzuführen, ist man auf Hilfsmittel angewiesen, die eine schnelle und effiziente Auswertung ermöglichen. Dazu zählen Datenbanken.  ( r / Foto: WavebreakMediaMicro/stock.adobe.com)

Um Medikationsanalyse durchzuführen, ist man auf Hilfsmittel angewiesen, die eine schnelle und effiziente Auswertung ermöglichen. Dazu zählen Datenbanken.  ( r / Foto: WavebreakMediaMicro/stock.adobe.com)


Eine Medikationsanalyse durchzuführen geht nicht nur mit einem erheblichen Zeitaufwand einher, sondern benötigt auch umfassendes Wissen zu Arzneimitteln und auch unter Umständen zur Arzneimitteltherapie. Daher ist man auf Hilfsmittel angewiesen, die eine schnelle und effiziente Auswertung ermöglichen. Dazu zählen Datenbanken zur Unterstützung bei der Medikationsanalyse. Im Rahmen unseres Schwerpunktes zu pharmazeutischen Dienstleistungen, stellen wir ihnen drei wichtige vor. Zunächst die „MediCheck+“-Datenbank.

„MediCheck" ist eine sehr intuitiv zu bedienende Plattform zur Durchführung von Medikationsanalysen. Die Identifikation von Problemen erfolgt nach Angaben der Fachinformationen und den Daten von ABDATA. Die Einschätzung der klinischen Relevanz ist nicht immer ganz eindeutig. Die gemachten Angaben erfordern immer noch ein eigenständiges Hinterfragen. Sie setzen die Kenntnis von Leitlinien, die zum Teil aber verlinkt sind, und ein umfassendes Wissen zu den einzelnen Arzneistoffen voraus, Monitoringparameter werden jedoch mit angegeben. Die Nierenfunktion kann mit verschiedenen Formeln abgeschätzt werden. Für die Cockcroft-Gault-Formel müsste das Körpergewicht des Patienten bei Übergewicht jedoch modifiziert werden. Ebenso können vorhandene Laborparameter und Symptome nach Eingabe in die Analyse mit einbezogen werden. Zur weiteren Information sind auch die Fachinformationen verlinkt und schnell und einfach abrufbar. Ungeeignete Einnahmezeitpunkte oder -intervalle werden nicht automatisch detektiert und müssen eigenständig erkannt werden. Dafür ist ein Check mit den verlinkten Fachinformationen eine ­Option.

Was sollte eine Datenbank für die Medikationsanalyse in der öffentlichen Apotheke bieten?

  • Arbeitserleichterung für den Anwender
  • Unkomplizierte und schnelle Bedienbarkeit (Zeitersparnis)
  • Übersichtliche Eingabemaske
  • Verfügbarkeit (online/offline/Kassenprogramm)
  • Unterstützende Betriebssysteme (Windows, MAC)
  • Wissenschaftlich fundierte Aussagen mit Quellenangaben, Studienzusammenfassungen oder Verlinkungen von Fachinformationen etc.
  • Regelmäßige Updates (mind. 1 × im Monat)
  • Einschluss von patientenindividueller (Alter, Größe, Gewicht) und arzneimittelbezogener Angaben (Einnahmezeitpunkte bzw. –intervalle, Anwendungshinweise)
  • Berücksichtigung von Laborwerten inkl. Tools zur Berechnung von Nierenfunktion, BMI etc.
  • Anzeige relevanter Interaktionen bzw. Zusammenfassung einzelner Interaktionen und damit Entgegenwirkung des Fatigue-Alerts
  • Maßnahmen bei Interaktionen (z. B. über Optimierungstool)
  • Erkennung von Doppelmedikationen
  • Angabe zu Teilbarkeit, Sondengängigkeit
  • Prüfung auf Kontraindikationen, Überdosierungen (ggf. Abgleich mit Laborwerten)
  • Erstellung von Arbeitsmaterialien wie des bundes­einheitlichen Medikationsplans (BMP)
  • Scannen des 2D-Barcodes auf dem BMP

Teilbarkeiten überprüft und Alternativen aufgelistet

Teilbarkeiten von Arzneimitteln werden überprüft und Alternativen werden aufgelistet, wenn Teilen weiterhin notwendig ist. Weiterhin bietet MediCheck auch eine Prüfung auf Adhärenz an, diese erfolgt auf der Basis von Dosisabweichungen, z. B. wenn der Patient ein Arzneimittel, das morgens angesetzt wurde, mittags einnimmt, oder wenn eine Dauermedikation nur bei Bedarf angewendet wird.

Ein Fall, drei Datenbanken: „MediCheck+" im Praxistest

Datenbanken zur Durchführung einer Medikationsanalyse

To „Tool“ or not to „Tool“

Nebenwirkungen und Interaktionen: Was ist geboten?

Mögliche Nebenwirkungen werden mithilfe des AdRisc-Scores als Balkendiagramme dargestellt und bieten Hin­weise darauf, welche Arzneimittel oder Erkrankungen in welchem Umfang für mögliche Symptome des Patienten verantwortlich sein können. Weiterhin bietet das Tool Hinweise zur Genotypisierung an.

Interaktionen werden nicht kumuliert angegeben, sondern jede Interaktion wird einzeln aufgeführt. Interventions­vorschläge werden hier aufgeführt, es kann aber nicht im gleichen Schritt geprüft werden, wie sich das Risiko durch Auswahl eines alternativen Arzneimittels oder einer anderen Dosierung ändert.

Schreiben an den Arzt und Patienteninformation können erstellt werden

Das gesamte Ergebnis der Medikationsanalyse kann mithilfe der PCNE-Klassifizierung (Pharmaceutical Care Network Europe) von ABPs und der Kommunikation dokumentiert werden. Weiterhin können direkt aus dem Programm ein ­Schreiben an den Arzt und eine Patienteninformation erstellt werden, für deren Inhalt es eine mögliche Vorgabe gibt, die aber frei editierbar ist. Neben der einfachen Erstellung des Medikationsplans für den Patienten nach Vorgabe des BMP werden allgemeine Empfehlungen und Präven­tionsmaßnahmen für den Patienten zusammengestellt.

Geplant sind eine Verlinkung mit der Warenwirtschaft und eine Überführung der Daten daraus, ebenso wie die Übernahme der Informationen des bundeseinheitlichen Medikationsplans (BMP). Zudem kann der Typ der Medikationsanalyse eingestellt werden und angeordnet werden, ob auf aktuelle und / oder potenzielle Probleme geprüft werden soll. Die durchgeführten Medikationsanalysen werden lokal und passwortgeschützt auf dem Rechner der Apotheke gespeichert und in anonymisierter Form bei MediCheck. Die Markteinführung von MediCheck+ ist für September 2019 geplant.

Im Rahmen unseres Schwerpunkts zu pharmazeutischen Dienstleistungen stellen wir ihnen drei wichtige Modelle vor. In den kommenden Tagen folgen 

  • RP-Doc
  • SCHOLZ Datenbank


Isabel Waltering, Apothekerin, PharmD
redaktion@daz.online


Ulrich Lücht, Apotheker
redaktion@daz.online


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