TK-Innovationsreport

Noch viel Informationsbedarf zum Thema Impfen

Berlin - 02.10.2019, 10:00 Uhr

Der neue TK-Innovationsreport zeigt auf, wie sich die neuen Arzneimittel des Jahres 2016 entwickelt haben. Wie sind sie jetzt zu bewerten? Zudem befasst er sich in diesem Jahr in einem Sonderkapitel mit dem Thema Impfen. ( r / Foto: TK) 

Der neue TK-Innovationsreport zeigt auf, wie sich die neuen Arzneimittel des Jahres 2016 entwickelt haben. Wie sind sie jetzt zu bewerten? Zudem befasst er sich in diesem Jahr in einem Sonderkapitel mit dem Thema Impfen. ( r / Foto: TK) 


Impfpflicht nur ultima ratio

Vor dem Hintergrund der niedrigen Impfquoten plant die Große Koalition bekanntlich eine gesetzliche Masern-Impfpflicht zum 1. März 2020. Der Entwurf für das Masernschutzgesetz ist kürzlich erstmals im Bundesrat besprochen worden – dieser übte an verschiedenen Stellen Kritik am Gesetzentwurf aus dem Hause Jens Spahn. Nun muss sich zeigen, wie dieser sich im parlamentarischen Verfahren weiterentwickelt. Im Impfkapitel des TK-Reports heißt es ebenfalls, eine Masern‐Impfpflicht sei allenfalls die „ultima ratio“ – zunächst sollten alle kommunikativen Strategien ausgeschöpft werden. Denkbar wäre eine Impfpflicht hingegen, wenn andere, durch Impfungen verhinderbare schwere Infektionserkrankungen wieder häufiger würden, wie zum Beispiel Polio.

Cornelia Betsch ergänzt: „Insbesondere ist vor der Einführung einer teilweisen Impfplicht zu warnen. Andere freiwillige Impfungen können so weniger wichtig erscheinen oder von impfkritischen Personen häufiger weggelassen werden.“

Grüne Ampel für neue HPV-Impfung

Eine noch recht neue Impfung gibt es übrigens, die der TK-Innovationsreport besonders heraushebt. Denn dieser Impfstoff findet sich unter den neuen Arzneimitteln des Jahres 2016, die die Report-Autoren Gerd Glaeske und Wolf-Dieter Ludwig im Hauptteil genauer unter die Lupe nehmen: der HPV-Impfstoff Gardasil® 9. Er ist einer der vergleichsweise wenigen neuen Präparate, die die TK-Experten tatsächlich mit einer grünen Ampel bedacht haben. Er überzeugt also in allen drei Bewertungskriterien: Er verbessert eine bestehende Therapie, hat einen Zusatznutzen und zudem einen noch angemessenen Preis (für letzteren Punkt gab es allerdings nur eine gelbe Ampel in der Einzelwertung).

Eine solche Bestwertung erhielten in diesem Jahr nur fünf der insgesamt 23 untersuchten Neuheiten des Jahres 2016. Vier Arzneimittel schnitten im Gesamt-Score mit einer gelben Ampel ab, für 14 Präparate leuchtete die Ampel rot – sie sind aus Sicht der Studienautoren also durchgefallen. Als weitere echte Innovationen gelten laut TK-Innovationsreport dagegen die Wirkstoffe Daratumumab (Darzalex®) und Elotuzumab (Empliciti®) zur Behandlung des Multiplen Myeloms. Ebenso die Wirkstoffkombination Sacubitril/Valsartan (Entresto®) zur Behandlung einer chronischen Herzinsuffizienz.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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