DAZ.online-Wahlcheck

Wen könnten Apotheker in Thüringen wählen?

Berlin - 25.10.2019, 17:55 Uhr

Am kommenden Sonntag steht in Thüringen die dritte Landtagswahl in diesem Jahr an. DAZ.online hat die Parteien nach ihren apothekenpolitischen Positionen gefragt. (c / Foto: imago images / pictureteam)

Am kommenden Sonntag steht in Thüringen die dritte Landtagswahl in diesem Jahr an. DAZ.online hat die Parteien nach ihren apothekenpolitischen Positionen gefragt. (c / Foto: imago images / pictureteam)


Am kommenden Sonntag steht in Thüringen eine Landtagswahl an. Der Freistaat ist derzeit das einzige Bundesland, das von einem Ministerpräsidenten der Linken (Bodo Ramelow) regiert wird. Aber auch in Thüringen könnten sich die Machtverhältnisse nach der Wahl ändern. Aus Apothekersicht war der Wahlkampf spannend: Mehrere Parteien haben Passagen zum Apothekenmarkt in ihren Wahlprogrammen. DAZ.online wollte es genauer wissen und hat alle Parteien, die realistische Chancen auf Landtagsmandate haben, nach ihren apothekenpolitischen Positionen gefragt.

Thüringen wird derzeit aus einer Koalition von Linken, SPD und Grünen regiert. 2014 war zwar die CDU als stärkste Partei aus den Wahlen hervorgegangen. Allerdings konnte die CDU keine Regierungsmehrheit bilden. Und auch in diesem Jahr könnte die Regierungsbildung schwer werden. Denn während die AfD wie in fast allen anderen Bundesländern davor steht, ihr Wahlergebnis deutlich zu verbessern (Umfragen: rund 21 Prozent), könnten alle anderen Parteien deutlich verlieren. Aktuellen Umfragen zufolge würde die CDU bei etwa 26 Prozent liegen, die Linke käme auf etwa 28 Prozent. SPD und Grüne könnten beide unter 10 Prozent landen, die FDP kämpft mit der 5-Prozent-Hürde.

Apothekenlandschaft in Thüringen

In Thüringen gab es Ende 2018 538 Apotheken, die Apothekendichte liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt: Im Bund kommen 23 Apotheken auf 100.000 Einwohner, in Thüringen sind es 25. Die Landversorgung ist natürlich auch in Thüringen ein großes Thema: Auch in Thüringen sinkt die Apothekenzahl, allerdings nicht so schnell wie in den meisten westlichen Bundesländern. Die Anzahl der Rezeptsammelstellen ist zuletzt gestiegen. Gemeinsam mit den Kollegen in Sachsen betreiben Thüringens Apotheker mit den Ärzten seit Jahren das Arzneimittel-Versorgungsmodell ARMIN, bei dem die Heilberufler unter anderem digital über die Medikation ihrer Patienten kommunizieren können und ein Medikationsmanagement angeboten wird.

DAZ.online hat die Parteien unter anderem dazu befragt, wie die Arzneimittelversorgung durch Apotheken künftig sichergestellt werden kann.

Was sagt die CDU …

… zur Rolle und Funktion der Apotheken für die örtliche Infrastruktur und für die Versorgung in Thüringen?

CDU: Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln wird zu allererst durch die Apotheke vor Ort sichergestellt. Dafür treten wir ein, denn die persönliche Beratung durch den Apotheker zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung halten wir für unverzichtbar.

… zur sinkenden Apothekenzahl und zum sich daraus möglicherweise ergebenden Handlungsbedarf?

CDU: Ja, wir sehen Handlungsbedarf, insbesondere mit Blick auf die Versorgung im ländlichen Raum. Daher müssen wir einerseits dafür sorgen, dass es für Apothekerinnen und Apotheker attraktiver wird, in ländlichen Regionen zu arbeiten und anderseits auch Konzepte für räumlich flexible Apotheken voranbringen.

… zur Rolle des Arzneimittel-Versandhandels, auch für die Landversorgung?

CDU: Die CDU Thüringen will die Arzneimittelversorgung durch Apotheken vor Ort stärken. Der Versandhandel kann die Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort ergänzen, aber nicht ersetzen. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine persönliche Beratung auch in Zukunft erfolgsversprechender sein wird als Online-Angebote. Deshalb werden wir weiterhin darauf achten, dass der Versandhandel keine unfairen Wettbewerbsvorteile erhält.

… zur Diskussion rund um den einheitlichen Abgabepreis?

CDU: Ja, wir werden uns für einen einheitlichen Abgabepreis einsetzen.

… zur Funktion der Rezeptsammelstellen und eventuellen alternativen Versorgungsmethoden auf dem Land?

CDU: Wir halten auch andere Konzepte für denkbar und bieten gerne einen weiteren Austausch mit den Apothekerinnen und Apothekern darüber an, welche alternativen Konzepte sinnvoll sein könnten.

Was sagt die Linke ...

… zur Rolle Funktion der Apotheken für die örtliche Infrastruktur und für die Versorgung in Thüringen?

Linke: Eine funktionierende Nahversorgung ist gerade im ländlichen Raum eine unabdingbare Voraussetzung, um den weiteren Bevölkerungsrückgang zu bremsen. Dazu gehört die Versorgung mit Breitband ebenso wie Mobilität, Einkaufsmöglichkeiten und natürlich auch der gesamte medizinische Bereich. Arztpraxen und Apotheken müssen für die Nahversorgung aufrechterhalten werden.

… zur sinkenden Apothekenzahl und zum sich daraus möglicherweise ergebenden Handlungsbedarf?

Linke: Die Versorgungslage unterscheidet sich sehr, in der Regel insbesondere zwischen Stadt und Land. Unser Ziel muss es sein, alle Apotheken zu erhalten. Dem steht neben der Wirtschaftlichkeit in erster Linie die demografische Entwicklung entgegen: Gerade im ländlichen Raum fällt es oft schwer, Apothekerinnen und Apotheker für die Nachfolge zu finden, auch weil viele Pharmazieabsolventinnen und -absolventen lukrative Angebote der Pharmaindustrie dem Apothekendienst vorziehen. Um dem gegenzusteuern, müssen wir nach Wegen suchen, um die Beschäftigungsperspektive für Apothekerinnen und Apotheker attraktiver zu gestalten und zugleich unsere Ausbildungskapazitäten im Fachbereich Pharmazie an der FSU Jena zu erhöhen.

… zur Rolle des Arzneimittel-Versandhandels, auch für die Landversorgung?

Linke: DIE LINKE steht dem Arzneimittel-Versandhandel ablehnend gegenüber. Apotheken sind bekanntlich keine Medikamenten-Ausgabestationen, sondern Beratungs- und Kompetenzorte. Dies kann der Versandhandel nicht bieten. Damit steigt die Gefahr von Fehl- und Übermedikamentierung und daraus möglichen Gesundheitsgefährdungen.

… zur Diskussion rund um den einheitlichen Abgabepreis?

Linke: DIE LINKE befürwortet den Fortbestand der einheitlichen Abgabepreise. Gesundheit ist keine Ware und sollte nicht einer immer weiteren Vermarktlichung unterfallen. Sinnvolle Maßnahme der Preisgestaltung im Sinne der Apothekenkunden wäre der Wegfall von Zuzahlungen, nicht der Preiswettkampf unter den Apotheken.

… zur Funktion der Rezeptsammelstellen und eventuellen alternativen Versorgungsmethoden auf dem Land?

Linke: In Orten, in denen es nicht gelingt eine Apothekenversorgung aufrecht zu erhalten, muss natürlich eine Arzneimittel-Versorgung weiterhin ermöglicht werden. Dabei verschließen wir uns nicht innovativen Verfahren, insbesondere dann, wenn sie Beratungsleistungen inkludieren. Mobile Modellprojekte zur ärztlichen Versorgung könnten beispielsweise Vorbild für „rollende Apotheken“ sein. Dabei sollte es sich jedoch immer um ergänzende und nicht ersetzende Angebote handeln. Die verlässliche Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Arzneimitteln und Beratung muss dabei immer im Mittelpunkt stehen. Zumal Thüringer Apotheken mit Versorgungsauftrag im ländlichen Bereich bereits Lieferservice anbieten.

Was sagt die SPD ...

… zur Rolle Funktion der Apotheken für die örtliche Infrastruktur und für die Versorgung in Thüringen?

SPD: Zur medizinischen Versorgung zählt auch die Apotheke im ländlichen Raum, auch sie muss mit ihrem Angebot und der Beratung in guter Erreichbarkeit bleiben. Die Apotheken vor Ort als Schnittstelle zwischen Patient und Arzt versorgen die Bevölkerung dezentral mit Arzneimitteln (AM) und medizinischen Produkten. Sie bieten Leistungen, wie persönliche Information und Beratungen zu AM, Herstellung von Rezeptur-AM, Nacht- und Notdienste, eine Sicherstellung der Versorgung im Katastrophenfall, einen niederschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung sowie wohnortnahe Arbeitsplätze. Damit sind sie als Infrastruktur im ländlichen Raum unverzichtbar.

… zur sinkenden Apothekenzahl und sich daraus möglicherweise ergebenden Handlungsbedarf?

SPD: Wie Sie selber schreiben, ist die Apothekendichte in Thüringen zumindest auf dem Papier noch akzeptabel. Um diese Dichte zu halten, benötigen wir einen ausreichenden Nachwuchs, die diese Apotheken in die nächste Generation führen können. Wir unterstützen eine Erweiterung des Instituts für Pharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena mit dem Ziel, einen wichtigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel von approbierten Apothekern in Deutschland zu leisten. Dies ist dringend notwendig, um eine nachhaltige, flächendeckende Versorgung mit AM auch im ländlichen Raum durch Apotheken zu erhalten.

… zur Rolle des Arzneimittel-Versandhandels, auch für die Landversorgung?

SPD: Insgesamt ist die Haltung der SPD bundesweit dazu sehr unterschiedlich. In Thüringen ist die SPD, auch wegen unseres ländlich geprägten Bundeslands, der Überzeugung, dass es kurzsichtig wäre, der vielleicht höheren Bequemlichkeit des Versandhandels wegen unseren Apotheken vor Ort eine existenzbedrohende Konkurrenz erwachsen zu lassen. Wir geben der Apotheke vor Ort eindeutig den Vorrang!

… zur Diskussion rund um den einheitlichen Abgabepreis?

SPD: Wir würden einen einheitlichen Abgabepreis für verschreibungspflichtige Medikamente bevorzugen.

… zur Funktion der Rezeptsammelstellen und eventuellen alternativen Versorgungsmethoden auf dem Land?

SPD: Rezeptsammelstellen können ggf. kurzfristig eine Versorgung von Patienten für ihre Dauermedikation sichern. Aber schon bei neuen Medikamenten oder einer Umstellung der Medikation kann diese Sammelstelle nicht den notwendigen Standard, etwa bei der Beratung der Patienten, halten. Prinzipiell sind wir bereit, neue Konzepte auszuprobieren. Die einzige Bedingung, die wir stellen, ist, dass die Apothekerschaft dieses Konzept als förderlich ansieht und es nicht zu einer Bedrohung der Apotheke vor Ort führt.

Was sagen die Grünen ...

… zur Rolle Funktion der Apotheken für die örtliche Infrastruktur und für die Versorgung in Thüringen?

Grüne: Eine patientennahe, flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln durch Apotheken ist unverzichtbar. Wir müssen in Thüringen dafür sorgen, dass die Versorgung mit Medikamenten durch Apotheken auch in kleinen Orten oder auf dem Land ebenso gesichert ist wie die medizinische Versorgung.

… zur sinkenden Apothekenzahl und zum sich daraus möglicherweise ergebenden Handlungsbedarf?

Grüne: Besonders für strukturschwache Regionen muss eine Bedarfsplanung stattfinden, um Versorgungsalternativen für den gesundheitlichen und medizinischen Bedarf der Menschen zu entwickeln. Dabei werden wir auch für die wohnortnahe Arzneimittelversorgung vor dem Hintergrund der demografischen Alterung der Gesellschaft vorausschauend Rechnung tragen.

… zur Rolle des Arzneimittel-Versandhandels, auch für die Landversorgung?

Grüne: Ein Versandhandelsverbot verschreibungspflichtiger Arzneimittel durchzusetzen, ist rechtlich aussichtslos. Stattdessen fordern BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Maßnahmen, die verhindern, dass bei kleinen Apotheken zu wenig Geld landet und große – und damit auch Versandapotheken – sich eine goldene Nase verdienen. Wir wollen generell der ungleichen Verteilung von Apothekereinkommen entgegenwirken. In einem Antrag vom März dieses Jahres (Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – Drucksache 19/9699) fordert die Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Vorlage eines neuen Gesetzentwurfs, der:

1. die Höhe der packungsabhängigen Vergütung für die Abgabe eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels in Abhängigkeit an den Umsatz der abgebenden Apotheke koppelt, um so einer der Versorgung nicht zuträglichen Konzentration auf wenige große (Versand-)Apotheken entgegenzuwirken;

2. die heilberuflichen Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker gezielter honoriert und ihnen, etwa nach dem Vorbild der „Arzneimittelinitiative Sachsen Thüringen“ (ARMIN), eine stärkere Rolle, insbesondere beim Medikationsmanagement von Patientinnen und Patienten mit chronischen und Mehrfacherkrankungen, zuschreibt.“ (Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – Drucksache 19/9699)

Durch die Abschöpfung der höheren Gewinne bei größeren Apotheken sollen Mittel frei werden, um patientennahe Dienstleistungen wie das Medikationsmanagement und den Sicherstellungsfonds zur Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung zu finanzieren. Das unterstützen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Thüringen nachdrücklich, weil nur eine angemessene Vergütung und gute Rahmenbedingungen den Apothekerinnen und Apothekern ermöglicht, eine patientennahe und bedarfsgerechte Arzneimittelversorgung überall anzubieten. Denn gerade für Akutkranke und ältere Menschen ist die Versorgung durch die Apotheke vor Ort unverzichtbar.

… zur Diskussion rund um den einheitlichen Abgabepreis?

Grüne: Derzeit sagen wir „Gleiches Recht für alle.“ und sind für die Beibehaltung der Preisbindung von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Das System der Arzneimittelabgabepreise muss entsprechend dem Europarecht für in- wie ausländische Apotheken gleichermaßen gelten und einheitlich gestaltet sein. Auf lange Sicht aber halten wir eine gesetzliche Neuregelung für erforderlich, um z.B. auch pharmazeutische Beratungsleistungen stärker zu honorieren.

… zur Funktion der Rezeptsammelstellen und eventuellen alternativen Versorgungsmethoden auf dem Land?

Grüne: Sammelstellen, die ausgedruckte Papierrezepte sammeln, sollten wirklich nur in Ausnahmefällen das Mittel der Arzneimittelversorgung in einer Region sein. Dennoch darf man auch hier die Entwicklung der Apothekenlandschaft in Deutschland nicht ignorieren. Wenn immer weniger Vor-Ort-Apotheken immer mehr Fläche versorgen müssen, sollten digitale Rezeptsammelstellen eingerichtet werden. Die Direktübertragung an die Apotheke spart Zeit und Wege, Medikamente könnten sofort bestellt und in der Regel noch am selben Tag an Patient*innen ausgeliefert oder selbst in der Apotheke abgeholt werden. Für Patientinnen und Patienten kann so die Arzneimittelversorgung gewährleistet sein. Botendienste können die Bevölkerung allemal schneller versorgen als Versandapotheken. Deshalb wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN den Botendienst ausbauen und gezielt honorieren. So wird für Patientinnen und Patienten bei Bedarf eine zeitnahe Versorgung mit Arzneimitteln inklusive Beratung gerade auch in ländlichen Räumen bis an die Haustür gewährleistet.

Was sagt die FDP ...

Die FDP ist nicht einzeln auf unsere Fragen eingegangen und hat auf einen Passus im Wahlprogramm verwiesen. Dort ist zu lesen:

Für die Freien Demokraten bleiben die inhabergeführten, öffentlichen Apotheken die zentralen Garanten für die Sicherstellung der wohnortnahen pharmazeutischen Versorgung der Patienten in Thüringen. Nur diese gewährleisten Beratung und eine 24-stündige Vollversorgung aus einer Hand. Wir wollen uns auf Bundesebene dafür einsetzen, dass die Beratungs- und Versorgungsleistungen der inhabergeführten Apotheken vor Ort besser honoriert werden und den Wettbewerb fair und europarechtskonform gestalten. Dazu wollen wir auch Maßnahmen gemeinsam mit dem Apothekerverband und der Landesapothekerkammer entwickeln. Eine Aufhebung des Fremdbesitzverbotes lehnen wir Freie Demokraten ab. Gleichzeitig wollen wir gemeinsam mit den Apothekern dem drohenden Fachkräftemangel in der Region offensiv begegnen. Damit auch zukünftig genügend Apotheken einen Nachfolger finden, wollen wir die pharmazeutische Ausbildung an der Universität Jena stärken. Als erstes Mittel der Wahl setzen wir uns deshalb für eine rasche und effektive Erweiterung der Fakultät Pharmazie ein. Nur wer in der Region lernt und erste Erfahrungen sammelt und um die beruflichen Chancen in der Region weiß, kann als junge Fachkraft in Thüringen gehalten werden.

Was sagt die AfD ...

… zur Rolle Funktion der Apotheken für die örtliche Infrastruktur und für die Versorgung in Thüringen?

AfD: Apotheken kommt in der örtlichen Versorgung der Bevölkerung eine bedeutende Rolle zu. Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln ist elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge und muss entsprechend sichergestellt werden. Die AfD-Thüringen möchte die Vor-Ort-Apotheken stärken und setzt sich für den Erhalt der Solitär-Apotheken ein. Eine verlässliche medizinische Versorgung sowie pharmazeutische Betreuung sind zentrale Standortfaktoren, damit Menschen ihren Lebensmittelpunkt im ländlichen Raum aufrechterhalten oder neu finden können.

… zur sinkenden Apothekenzahl und zum sich daraus möglicherweise ergebenden Handlungsbedarf?

AfD: Grundsätzlich verfügt Thüringen vergleichsweise noch über ein dichtes Apothekennetz. Jedoch kam es in den vergangenen Jahren bereits auch hier zu Schließungen, weil die Inhaber keinen Nachfolger finden konnten. Problematisch wird es dann, wenn es sich dabei um die einzige Apotheke vor Ort handelt und der Weg zur nächsten Apotheke immer länger wird. Gerade für ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen entsteht ein Versorgungsproblem. Die AfD-Thüringen sieht hier in jedem Fall Handlungsbedarf, um dem voranschreitenden Apothekensterben insbesondere auf dem Land, entgegenzusteuern. Zunächst bedarf es in Thüringen mehr Pharmaziestudienplätze, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen. Darüber hinaus sollten die Bedingungen so gestaltet werden, dass sich junge Apotheker entschließen, auch eine Apotheke im ländlichen Raum zu übernehmen. Dazu gehört es, den ländlichen Raum für junge Familien insgesamt attraktiver zu gestalten. In der Ausweitung des Botendienstes durch die ortsansässigen Apotheken sieht die AfD- Thüringen eine Chance, die flächendeckende Versorgung auch zukünftig zu gewährleisten und die Präsenzapotheken zu stärken.

… zur Rolle des Arzneimittel-Versandhandels, auch für die Landversorgung?

AfD: Die AfD-Thüringen positioniert sich klar gegen den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und unterstützt die Apotheker bei ihrer Forderung nach einem Verbot. Wir fordern, den unfairen Wettbewerb zwischen deutschen Apotheken und ausländischen Versandapotheken zu beenden.

… zur Diskussion rund um den einheitlichen Abgabepreis?

AfD: Aus Sicht der AfD-Thüringen ist es Aufgabe des Gesetzgebers, sicherzustellen, dass in Deutschland wieder einheitliche Abgabepreise für verschreibungspflichtige Medikamente gelten. Dies sollte für einheimische Apotheken sowie ausländische Versandapotheken gleichermaßen festgeschrieben werden.

… zur Funktion der Rezeptsammelstellen und eventuellen alternativen Versorgungsmethoden auf dem Land?

AfD: In zahlreichen kleineren Gemeinden Thüringens ersetzen Sammelbriefkästen für Arztrezepte bereits die fehlende Vor-Ort-Apotheke. Aus Sicht der AfD-Thüringen können sie ein probates Mittel in unterversorgten Regionen sein. Vielerorts hat sich der Zustellservice durch Präsenzapotheken etablieren können und die nötige Akzeptanz bei der Bevölkerung erlangt. Darüber hinaus gilt es, weitere Modelle auszuloten und einem Praxistest zu unterwerfen. Der Apothekenbus oder die Video- Beratung durch das Personal der Präsenzapotheke können eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Die Versorgung von Patienten mithilfe von Arzneimittelautomaten sehen wir hingegen kritisch. Die pharmazeutische Beratung und die direkte Kommunikation mit dem Kunden sollten stets gewährleistet sein.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Landtagswahl Schleswig-Holstein

FDP will Apothekerbusse

Mecklenburg-Vorpommern

Politiker enttäuschen Apotheker

Wie die Parteien die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen sichern wollen

Brandenburg wählt

DAZ.online-Spezial zur Landtagswahl

Wen sollten Apotheker in Niedersachsen wählen?

2 Kommentare

Jetzt will ich mal viele wieder ein wenig aufregen:)

von Conny am 26.10.2019 um 10:19 Uhr

Afd !

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Jetzt will ich mal viele wieder ein

von Roland Mückschel am 28.10.2019 um 9:46 Uhr

Conny böse, fast ganz böse. Sie wissen doch dass die
Thüringer hier mitlesen.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.