DAZ.online-Wahlcheck

Wen könnten Apotheker in Thüringen wählen?

Berlin - 25.10.2019, 17:55 Uhr

Am kommenden Sonntag steht in Thüringen die dritte Landtagswahl in diesem Jahr an. DAZ.online hat die Parteien nach ihren apothekenpolitischen Positionen gefragt. (c / Foto: imago images / pictureteam)

Am kommenden Sonntag steht in Thüringen die dritte Landtagswahl in diesem Jahr an. DAZ.online hat die Parteien nach ihren apothekenpolitischen Positionen gefragt. (c / Foto: imago images / pictureteam)


Was sagen die Grünen ...

… zur Rolle Funktion der Apotheken für die örtliche Infrastruktur und für die Versorgung in Thüringen?

Grüne: Eine patientennahe, flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln durch Apotheken ist unverzichtbar. Wir müssen in Thüringen dafür sorgen, dass die Versorgung mit Medikamenten durch Apotheken auch in kleinen Orten oder auf dem Land ebenso gesichert ist wie die medizinische Versorgung.

… zur sinkenden Apothekenzahl und zum sich daraus möglicherweise ergebenden Handlungsbedarf?

Grüne: Besonders für strukturschwache Regionen muss eine Bedarfsplanung stattfinden, um Versorgungsalternativen für den gesundheitlichen und medizinischen Bedarf der Menschen zu entwickeln. Dabei werden wir auch für die wohnortnahe Arzneimittelversorgung vor dem Hintergrund der demografischen Alterung der Gesellschaft vorausschauend Rechnung tragen.

… zur Rolle des Arzneimittel-Versandhandels, auch für die Landversorgung?

Grüne: Ein Versandhandelsverbot verschreibungspflichtiger Arzneimittel durchzusetzen, ist rechtlich aussichtslos. Stattdessen fordern BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Maßnahmen, die verhindern, dass bei kleinen Apotheken zu wenig Geld landet und große – und damit auch Versandapotheken – sich eine goldene Nase verdienen. Wir wollen generell der ungleichen Verteilung von Apothekereinkommen entgegenwirken. In einem Antrag vom März dieses Jahres (Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – Drucksache 19/9699) fordert die Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Vorlage eines neuen Gesetzentwurfs, der:

1. die Höhe der packungsabhängigen Vergütung für die Abgabe eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels in Abhängigkeit an den Umsatz der abgebenden Apotheke koppelt, um so einer der Versorgung nicht zuträglichen Konzentration auf wenige große (Versand-)Apotheken entgegenzuwirken;

2. die heilberuflichen Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker gezielter honoriert und ihnen, etwa nach dem Vorbild der „Arzneimittelinitiative Sachsen Thüringen“ (ARMIN), eine stärkere Rolle, insbesondere beim Medikationsmanagement von Patientinnen und Patienten mit chronischen und Mehrfacherkrankungen, zuschreibt.“ (Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – Drucksache 19/9699)

Durch die Abschöpfung der höheren Gewinne bei größeren Apotheken sollen Mittel frei werden, um patientennahe Dienstleistungen wie das Medikationsmanagement und den Sicherstellungsfonds zur Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung zu finanzieren. Das unterstützen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Thüringen nachdrücklich, weil nur eine angemessene Vergütung und gute Rahmenbedingungen den Apothekerinnen und Apothekern ermöglicht, eine patientennahe und bedarfsgerechte Arzneimittelversorgung überall anzubieten. Denn gerade für Akutkranke und ältere Menschen ist die Versorgung durch die Apotheke vor Ort unverzichtbar.

… zur Diskussion rund um den einheitlichen Abgabepreis?

Grüne: Derzeit sagen wir „Gleiches Recht für alle.“ und sind für die Beibehaltung der Preisbindung von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Das System der Arzneimittelabgabepreise muss entsprechend dem Europarecht für in- wie ausländische Apotheken gleichermaßen gelten und einheitlich gestaltet sein. Auf lange Sicht aber halten wir eine gesetzliche Neuregelung für erforderlich, um z.B. auch pharmazeutische Beratungsleistungen stärker zu honorieren.

… zur Funktion der Rezeptsammelstellen und eventuellen alternativen Versorgungsmethoden auf dem Land?

Grüne: Sammelstellen, die ausgedruckte Papierrezepte sammeln, sollten wirklich nur in Ausnahmefällen das Mittel der Arzneimittelversorgung in einer Region sein. Dennoch darf man auch hier die Entwicklung der Apothekenlandschaft in Deutschland nicht ignorieren. Wenn immer weniger Vor-Ort-Apotheken immer mehr Fläche versorgen müssen, sollten digitale Rezeptsammelstellen eingerichtet werden. Die Direktübertragung an die Apotheke spart Zeit und Wege, Medikamente könnten sofort bestellt und in der Regel noch am selben Tag an Patient*innen ausgeliefert oder selbst in der Apotheke abgeholt werden. Für Patientinnen und Patienten kann so die Arzneimittelversorgung gewährleistet sein. Botendienste können die Bevölkerung allemal schneller versorgen als Versandapotheken. Deshalb wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN den Botendienst ausbauen und gezielt honorieren. So wird für Patientinnen und Patienten bei Bedarf eine zeitnahe Versorgung mit Arzneimitteln inklusive Beratung gerade auch in ländlichen Räumen bis an die Haustür gewährleistet.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Jetzt will ich mal viele wieder ein wenig aufregen:)

von Conny am 26.10.2019 um 10:19 Uhr

Afd !

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Jetzt will ich mal viele wieder ein

von Roland Mückschel am 28.10.2019 um 9:46 Uhr

Conny böse, fast ganz böse. Sie wissen doch dass die
Thüringer hier mitlesen.

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