Bei metastasiertem Kolonkarzinom

Therapiestudie zu Methadon startet 2020

Stuttgart - 28.10.2019, 11:30 Uhr

Anders als bei vielen anderen Berichten über Wunderheilungen bei Krebs gibt es in Sachen Methadon-Therapie tatsächlich eine durch experimentelle Arbeiten untermauerte Hypothese. ( r / Foto: M.Rode-Foto/stock.adobe.com)

Anders als bei vielen anderen Berichten über Wunderheilungen bei Krebs gibt es in Sachen Methadon-Therapie tatsächlich eine durch experimentelle Arbeiten untermauerte Hypothese. ( r / Foto: M.Rode-Foto/stock.adobe.com)


Keine Übertragbarkeit auf andere Tumorarten

„Wir wollen untersuchen“, so Professor Seufferlein, „ob Methadon bewirken kann, dass auch bei Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs bestimmte Chemotherapeutika besser in die Krebszellen eindringen und dadurch effektiver wirken können“. Die Betonung liegt für den Mediziner auf „ob“: „Ich sehe die Studie wirklich komplett ergebnisoffen.“ Zudem würden Resultate allein für die Situation eines fortgeschrittenen Dickdarmkrebses und nicht für andere Tumorarten sowie allein für das konkrete Chemotherapeutikum und die konkrete Dosierung von Methadon gelten. „Man kann die Ergebnisse dann weder in die eine noch in die andere Richtung generalisieren.“

Professor Wolfgang Wick, Direktor der Neurologischen Uniklinik Heidelberg und Leiter einer Forschungsabteilung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), ist einer der größten Kritiker der Methadon Hypothese und der nun in Ulm durchgeführten Studie – er hatte eine der Zellkulturstudien publiziert, mit der er die Wirksamkeit widerlegt wissen wollte. „Die Idee, dass man da mit einer zusätzlichen Behandlung eine gewisse Chemosensibilisierung erreicht, finde ich beim Darmkrebs plausibler als bei Hirntumoren.“ Wünschenswert wäre es, so der Professor, dass auch entsprechende Forschungen zu Hirntumoren sowie zu anderen Krebsarten stärker gefördert würden.

Die Studie soll im ersten Quartal 2020 starten. Seufferlein rechnet längerfristig mit jeweils etwa 30 Patienten, die neben der Chemotherapie auch Methadon erhalten, im Vergleich zu anderen, die – wie bislang üblich – mit Chemotherapie sowie bei Bedarf mit Morphium oder anderen Schmerzmitteln behandelt werden. Erste belastbare Resultate könnten frühestens Anfang 2022 vorliegen. 

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Mit den Geldern der Deutschen Krebshilfe ist zumindest ein Anfang gemacht. In den Augen von Dr. Claudia Friesen ist es damit aber nicht getan. „Wir brauchen mehr klinische Studien, um prüfen zu können, ob sich das Wachstum von Tumoren oder die Bildung weiterer Metastasen mit Methadon auch bei anderen Krebsarten besser eindämmen lassen als allein mit Chemotherapeutika“, sagt sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Ergebnisse bei einer Krebsart können nicht auf andere übertragen werden. Deshalb ist die staatliche Finanzierung dringend nötig.“



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1 Kommentar

Im Sinne der Patienten ein guter Montag

von Heinz F. Meyer am 28.10.2019 um 13:12 Uhr

Eine gute Nachricht zum Wochenbeginn und ein Hoffnungsschimmer für viele. Warum die Hürden, trotz der bisher vorliegenden Daten und Erfahrungen zu Methadon so hoch gelegt wurden, mag man nicht recht verstehen. Die teilweise ins Absurde abgleitenden Berichte der letzten Monate/Jahre zu angeblichen durch Methadon ausgelösten Todesfällen und Organschädigungen, bis hin zu "Stürzen bei Off-Label-Use von Methadon" waren kaum noch zu ertragen und stellten die wissenschaftliche Medizin und das Gesundheitssystem in ein zunehmend schlechtes Licht.

Aus dem Grunde bin ich froh, dass endlich Vernunft in die Diskussion Einzug hält und erste klinische Studien zu Methadon beginnen. Auch Professor Wolfgang Wick als Direktor der Neurologischen Uniklinik Heidelberg sollte im Sinne der Patienten darüber erfreut sein, dass Bewegung in die Sache kommt und unter Umständen bei weiteren positiven Studien auch in der Neurologie von Methadon profitieren kann.

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