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Tatort Münster
Zyankali: Gibt es die Tatort-„Mordwaffe“ in der Apotheke?
Im gestrigen Tatort (ARD) ging es um den Mord des Marktleiters Hannes Wagner. Der 65-Jährige wurde vergiftet, wie Tatort-Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) kurz darauf feststellte. Mit Kaliumcyanid alias Zyankali. Im Verlauf des Krimis gerät auch ein ehemaliger Apothekenmitarbeiter ins Visier der Ermittler. Doch dürfen Apotheken Kaliumcyanid überhaupt beziehen und abgeben?
Kaliumcyanid (KCN), „der Laie sagt Zyankali“, wie auch Tatort-Rechtsmediziner „Boerne“ anmerkte, ist das Kaliumsalz der Blausäure und ein starkes, rasch wirksames Gift. Zyankali ist sehr giftig beim Einatmen, Verschlucken und bei Berührung mit der Haut. Die tödliche Dosis (LD) liegt bei circa 2 bis 3 mg pro kg Körpergewicht (je nach Empfindlichkeit, Magenfüllung und Azidität).
Durch die Aufnahme von Nahrungsmitteln, die Cyanide enthalten (beispielsweise Bittermandeln oder im aktuellen Tatort mit Kaliumcyanid versetztes Lakritz), kann das in der Regel glykosidisch gebundene Cyanid enteral resorbiert werden und auf diesem Wege in die Blutbahn gelangen. Innerhalb der Zellen entfaltet die Blausäure ihre Wirkung über die Bindung am zentralen Eisen(III)-Ion des Häm-a3-Kofaktors der Cytochrom-c-Oxidase in der Atmungskette der Mitochondrien. Die höhere Bindungsaffinität der Blausäure im Vergleich zum Sauerstoff verhindert eine weitere Sauerstoffbindung. Daraus resultiert eine Deaktivierung der Cytochrom-c-Oxidase und führt zur Blockade der Atmungskette. Der Tod durch „inneres Ersticken" tritt innerhalb weniger Minuten ein. Daneben komplexiert Blausäure auch das Eisen in Hämo- und Myoglobin.
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Bei einer Cyanidvergiftung wird der Methämoglobinbildner 4-Dimethylaminophenol (4-DMAP) als Antidot eingesetzt. Er oxidiert Eisen-II im Hämoglobin, wodurch Methämoglobin mit Eisen-III entsteht. Dieses dreiwertige Eisen bindet das Cyanidion. Bei der Behandlung wird etwa ein Drittel des Hämoglobins umgewandelt. Dies genügt, um den größten Teil des Cyanids zu binden.
Die Hälfte aller Menschen kann Bittermandelgeruch nicht riechen
Zurück zum „Tatort“. „Wenn etwas mit Kaliumcyanid versetzt wurde, dann riecht es nach Bittermandel“, klärt Boerne seinen Kollegen, Hauptkommissar Thiel, über die Leiche gebeugt auf. Im Mülleimer der Küche werden sie nach einer Weile dann fündig: In einer Lakritzdose riecht es nach Kaliumcyanid. „Erbärmlich“, findet Kollegin Nadeshda Krusenstern, die ebenfalls am Tatort ist, den Geruch. Thiel hingegen riecht absolut gar nichts. Das sei genetisch bedingt, merkt Boerne an. Thiel sei nicht in der Lage, Bittermandel wahrzunehmen. Aber keine Sorge: „Das teilen Sie mit der Hälfte der Menschheit.“
Der sogenannte Bittermandelgeruch der Blausäure wird von 20 bis 60 Prozent aller Menschen nicht und von allen anderen Betroffenen nur bei niedrigen Anfangskonzentrationen etwa ab 2 bis 5 ppm wahrgenommen (Lähmung der Geruchsnerven).
5 Kommentare
Chemikalien
von Andreas Groos am 04.11.2019 um 20:09 Uhr
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AW: Chemikalien
von Roland Mückschel am 05.11.2019 um 12:26 Uhr
Chemikalien
von Roland Mückschel am 04.11.2019 um 17:23 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Chemikalien
von Dr. Andreas Groos am 04.11.2019 um 18:18 Uhr
AW: Chemikalien
von Hummelmann am 04.11.2019 um 19:22 Uhr
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