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Dermapharm-CEO Dr. Hans-Georg Feldmeier
„Wir dürfen nicht aufhören über Überregulierung zur reden“
Das Problem mit dem Rahmenvertrag
Die Auswirkungen zeigt Feldmeier am Beispiel seines eigenen Unternehmens: So erlebte etwa die Karison® Crinale 50 ml Lösung von Dermapharm zum 1. Juli 2019 einen echten Absatzeinbruch, während Clobetasol acis plötzlich einen Sprung nach oben machte. Die schlichte Erklärung: Nur letzteres Produkt gehörte zu diesem Zeitpunkt zu den vier günstigsten Arzneimitteln. Dermapharm senkte daraufhin zum 1. Oktober den Preis für Karison® Crinale, sodass es wieder die Abgabe-Voraussetzungen nach dem Rahmenvertrag erfüllte – und prompt stieg die Absatzkurve wieder nach oben, während die des acis-Präparates sank.
Verwerfungen zeigen sich laut Feldmeier aber auch im Rabattvertragsmarkt: So etwa im Bereich der Ophthalmologika (Prednisolonacetat) – also Arzneimitteln, die besondere kostenintensive Anforderungen hinsichtlich der Sterilität erfüllen müssen: Seit Mai gebe es hier eine deutliche Verschiebung zu Reimporten – ihr Absatz schießt zulasten des Originals in die Höhe. Das habe es vor dem neuen Rahmenvertrag nicht gegeben, so Feldmeier. Problematisch wird es auch, wenn sich die Absätze von Produkten erhöhen, für die Rabattverträge bestehen: Ist dann noch sicher, dass die Rabattverträge bedient werden können?
Apotheken müssen Lager ständig anpassen
Der Dermapharm-CEO beklagt: Mit Preisen, die sich alle 14 Tage ändern können, geht die Planungssicherheit der Unternehmen noch weiter verloren. Und er ist überzeugt, dass diese kurzfristigen Preisänderungen anhalten werden, schließlich wollen viele Mitbewerber unter den vier preisgünstigsten sein. „Da kommt es zu Schwankungen, die planungstechnisch nicht mehr auszugleichen sind“, so Feldmeier. Apotheken bleiben ebenfalls nicht unberührt: Sie müssen ihre Lagerhaltung beständig anpassen. Und die Patienten? Sie werden immer wieder mit verschiedenen Produkten konfrontiert – auch abseits des Rabattmarktes. Bekanntermaßen fördert dies nicht die Compliance. „An diese Konsequenzen hat kein Mensch gedacht“, ist Feldmeier überzeugt.
Es geht „um die Luft zum Atmen“
Angesichts der ohnehin schwierigen Situation im Rabattvertragsmarkt gehe es für viele Unternehmen jetzt „um die Luft zum Atmen“, sagt Feldmeier. Die Zahl der Pharmazentralnummern sinke bereits beständig, immer mehr Unternehmen stellen Produkte, insbesondere im Rabattvertragsmarkt, ein. Die Lieferengpässe häufen sich. Feldmeiers Wunsch: „Wir brauchen wieder einen planbaren Prozess“ – und mehr Produktion in Europa. „Wenn wir dieses Spiel weiter machen, Generika zu verramschen und aus Drittländern zu holen, dann ist das verantwortungslos“.
Für den Dermapharm-CEO ist klar: „Wir dürfen nicht aufhören über Überregulierung zur reden, wir brauchen den Mut, die Fehlentwicklungen zu benennen und zu korrigieren“ – zum Beispiel bei Rabattverträgen und dem Preismoratorium. Die derzeitigen Vorschläge aus der Politik, Maßnahmen gegen Engpässe zu ergreifen, sollte man aus seiner Sicht mit Vorsicht genießen: „Es kann doch nicht sein, dass wir uns Fehlentwicklungen nicht eingestehen und darauf mit neuen ordnungspolitischen Regulierungen reagieren, ohne an die Ursachen zu gehen“. Feldmeier ist überzeugt: Mit jeder weiteren Regulierung wird sich das Problem der Fehlregulierung und das Ausmaß der Lieferschwierigkeiten vergrößern. „Echte Deregulierung, fairer Wettbewerb und keine Regelungen zulasten Dritter – das wäre es, was jetzt helfen könnte“.
1 Kommentar
Überregulierung
von Andreas Seifert am 25.11.2019 um 18:57 Uhr
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