Stiftung Warentest

Was muss in die Hausapotheke?

Stuttgart - 04.12.2019, 11:30 Uhr

Um auch am Wochenende oder nachts gegen akute Beschwerden wie Schmerzen, Fieber, Durchfall oder kleinere Wunden gerüstet zu sein, ist eine gut bestückte Hausapotheke nicht verkehrt. Was sollte das Arzneischränkchen beinhalten? ( r / Foto: imago images / imagebroker)

Um auch am Wochenende oder nachts gegen akute Beschwerden wie Schmerzen, Fieber, Durchfall oder kleinere Wunden gerüstet zu sein, ist eine gut bestückte Hausapotheke nicht verkehrt. Was sollte das Arzneischränkchen beinhalten? ( r / Foto: imago images / imagebroker)


Arzneimittel gegen Fieber und Schmerzen, Medikamente bei Erkältungen, was gegen Durchfall und Pflaster – Stiftung Warentest hat sich überlegt, welche Arznei- und Verbandmittel in eine gut sortierte Hausapotheke gehören. Und wo sollten Patienten ihre häuslichen Arzneimittel am besten lagern? Küche und Bad sind entgegen der gängigen Praxis nicht die besten Orte. DAZ.online hat sich die Warentest-Hausapotheke einmal genauer angeschaut.

„Unverhofft kommt oft“, sagen die Verbraucherschützer von Stiftung Warentest – und meinen damit nicht lästige Gäste zum Sonntagskaffee, sondern Erkältungen am Wochenende, plötzlichen Durchfall in der Nacht oder kleinere Verletzungen wie Schnitte oder Schürfwunden im Alltag. Und fraglos ist es gut, wenn die Hausapotheke die wichtigsten Arzneimittel für diese Fälle bereithält – Tipps dazu, welche Arzneimittel sinnvoll sind und welche „Notfälle“ die Hausapotheke abdecken sollte, gibt es in der Apotheke oder aktuell von Stiftung Warentest. Was müssen Familien mit Kindern bei der Hausapotheke zusätzlich beachten und wo ist der beste Platz für das „Medikamenten-Schränkchen“? DAZ.online hat sich die Warentest-Hausapotheke einmal angesehen.

Schmerzen, Fieber, Erkältung, Durchfall

Sinnvoll findet Warentest Medikamente gegen Schmerzen und Fieber, im Falle einer Erkältung gegen Schnupfen, Halsschmerzen und Hustenreiz, Mittel gegen Durchfall und etwas zur Wundversorgung – was in der Tat eine gute Basis für eine Hausapotheke stellt. Die gängigsten Schmerzmittel dürften Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure (ASS) sein – Ibuprofen und ASS wirken zusätzlich entzündungshemmend. Vor allem Familien mit Kindern sollten auf kindgerechte Darreichungsformen achten: Paracetamol eignet sich bereits ab der Geburt (Zäpfchen mit 75 mg), Ibuprofen gibt es als Zäpfchen mit 60 mg für Babys ab drei Monaten. ASS hingegen darf erst bei Kindern ab zwölf Jahren angewendet werden.

Ein Fieberthermometer gehört in die Hausapotheke

Was ebenfalls in jede Hausapotheke gehört: ein Fieberthermometer. Für Säuglinge gilt die rektale Messung als Goldstandard. Alternative Ohrthermometer sind zwar weniger invasiv, dafür teurer und eignen sich erst ab einem Alter von mindestens sechs Monaten, da zuvor der Gehörgang des Babys noch zu eng ist. Stirn- und Schläfen-Thermometer sind meist ungenau.

Fieber bei Kindern – besser Paracetamol oder Ibuprofen oder beide im Wechsel?

Teilweise empfehlen Kinderärzte, Ibuprofen und Paracetamol bei Fieber auch zu kombinieren und im Wechsel zu geben, da das Fieber effektiver gesenkt wird. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sieht dieses Vorgehen kritisch, da es die Eltern überfordern könne. Wichtig ist in jedem Fall, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei fiebernden Kindern zu achten, um den durch die erhöhte Körpertemperatur und das Schwitzen ausgelösten Flüssigkeitsverlust gut auszugleichen.

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Was eine gut bestückte Hausapotheke in den Augen von Stiftung Warentest noch bereithalten sollte: Arzneimittel gegen Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. Bei Schnupfen lautet der Rat „Sprays und Tropfen mit Xylometazolin oder Oxymetazolin machen die Nase frei“. Je nach Alter der im Haushalt Lebenden, gibt es unterschiedliche Stärken der Sprays und Nasentropfen. Eine Kombination mit Dexpanthenol (Nasic® und Generika) kann bei empfindlicher Schleimhaut sinnvoll sein.

Bronchipret oder Prospan in die Hausapotheke?

Bei Husten spricht sich Warentest nur für den Hustenstiller Dextrometorphan aus. Für Schleimlöser fehlt laut den Verbraucherschützern der Nachweis zur Wirksamkeit. Dennoch sprechen manche Patienten gut auf ACC (Fluimucil®, ACC® akut und weitere Generika) oder Ambroxol (Mucolsolvan® und Generika) an, sodass diese bei Neigung zu Bronchitis und verschleimtem Husten durchaus auch eine gewisse Daseinsberechtigung in einer Hausapotheke haben dürfen. Zudem gibt es gute Daten für ein pflanzliches Hustenpräparat: Bronchipret® Saft (Thymian, Efeu) wurde in klinischen Studien gegen Placebo untersucht und linderte den Husten besser und schneller als die wirkstofffreie Darreichungsform. Eine 50-prozentige Reduktion der Hustenattacken wurde mit Bronchipret® zwei Tage früher erreicht als bei Placebo. Auch wird Bronchipret® in der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie gegen akuten Husten „stark“ empfohlen.

Auch das Phytopharmakon Prospan® wurde vor kurzem mit einer starken Empfehlung in die aktuelle Leitlinie zur Behandlung von akutem Husten bei Erwachsenen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) aufgenommen. Grundlage dafür bildet eine mit dem in Prospan® enthaltenen Wirkstoff EA 575® durchgeführte aktuelle, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie, bei der sich unter Prospan® der Hustenschweregrad rascher reduzierte als unter Placebo.

Halsschmerz-Präparate: Gehören sie in die Hausapotheke?

Leiden die Patienten an Halsschmerzen, sollte die Hausapotheke für diese Fälle – geht es nach Stiftung Warentest – mit Emser®-Pastillen oder Hals- und Hustenbonbons  bestückt sein. Denn: „Wer Halsschmerzen hat, braucht viel Speichel“. Das ist sicher ein guter Rat, gleichermaßen dürften Präparate mit Hyaluronsäure (zum Beispiel GeloRevoice®) oder Isländisch Moos, wie beispielsweise IslaMoos®, diesen Zweck erfüllen. Bei Halsschmerztabletten mit betäubenden oder schmerzstillenden und desinfizierenden Wirkstoffen bewertet Warentest Präparate mit Ambroxol und Lidocain noch „am besten“. Allerdings raten die Experten der DEGAM-Leitlinie Halsschmerzen (derzeit in Überarbeitung) von der Anwendung lokal wirksamer synthetischer Arzneistoffe, egal welche Wirkstoffe enthalten sind, ab: „Die Anwendung von Lutschtabletten, Gurgellösungen und Rachensprays mit Lokalantiseptika und/ oder Lokalanästhetika oder Antibiotika wird nicht empfohlen“.

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Für Ambroxol gibt es wohl noch die besten Daten. Die Leitlinien-Experten bevorzugen bei Halsschmerzen die Gabe von Ibuprofen oder Paracetamol – das steht jedoch meist konträr zum Wunsch der Patienten nach einer lokalen Behandlung mit Lutschtabletten oder Sprays.

Für den Fall des Durchfalls …

… sollten Patienten ebenfalls mit zwei Präparaten gewappnet sein: Elektrolytmischungen und bei Kindern über zwölf Jahren zusätzlich Loperamid. In der Tat ist die orale Rehydratation die wichtigste Empfehlung bei Durchfall und Erbrechen, vor allem  im Säuglings- und Kleinkindalter. Elektrolytmischungen gibt es für Kinder (Oralpädon®) und Erwachsene (Elotrans®), teilweise mit verschiedenen Geschmacksrichtungen. Zusätzlich gibt es auch Kombinationen mit Probiotika, beispielsweise Infectodiarrstopp® LGG.

In Studien konnte gezeigt werden, dass einige Lebendbakterien die Durchfalldauer bei Rotavirus-Infektionen verkürzen – und dazu zählt unter anderem Lactobacillus rhamnosus GG, das Bakterium in Infectodiarrstopp® LGG. Der Nachteil für die Hausapotheke: Die vermehrungsfähigen Bakterien müssen im Kühlschrank gelagert werden.

Wundversorgung als Teil der Hausapotheke

Als unabdingbaren Bestandteil der Hausapotheke zählt Stiftung Warentest Mittel zur Wundversorgung – sowohl zur Desinfektion wie Povidon-Jod oder Octenidin und Phenoxyethanol – besser bekannt als Octenisept®. Wundheilungsfördernd sind Zubereitungen mit Dexpanthenol (Bepanthen®, Generika), Zinkoxidsalben eignen sich besonders auch für nässende Wunden. Als Verbandmittel sollten Pflaster nicht fehlen, aber auch Kompressen und Mullbinden, inklusive Verbandklammern oder Leukosilk/-plast (Rollenpflaster) zur Fixierung. Hilfreich kann unter Umständen auch ein Dreieckstuch sein. Was nicht fehlen sollte: Pinzette, Schere, Zeckenzange.

Wo ist der beste Platz für die Hausapotheke?

Schmerzmittel, Erkältungspräparate, Arzneimittel bei Durchfall und Wundversorgung bestücken eine Hausapotheke schon ganz gut. Fraglos haben manche Patienten jedoch Bedürfnissen darüber hinaus – so kann es für Migräniker sinnvoll sein, ein Triptan vorrätig zu halten. Patienten, die hin und wieder an Verstopfung leiden, sind froh, wenn sie akute Abführpräparate (beispielsweise Dulcolax® oder Laxoberal®) oder Macrogole griffbereit haben. Allergiker werden wohl ihre Hausapotheke zusätzlich mit antiallergischen Augentropfen, Nasensprays oder Cetirizin- beziehungsweise Loratadintabletten bestücken. Hier kann die Apotheke helfen, jeweils geeignete Präparate zu wählen.

Abschließbare Hausapotheke im Schlafzimmer

Die Verbraucherschützer geben auch allgemeine Tipps für den Umgang mit Arzneimitteln zuhause. Die Arznei- und Verbandmittel sollten nicht in Bad – wohl der häufigste Fall – oder der Küche gelagert werden. In beiden Räumen herrscht meist eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit und höhere Temperatur als in anderen Räumen, was die Qualität der Präparate mindern kann. Besser eignen sich Orte, wo es „recht kühl, dunkel, trocken“ ist – wie beispielsweise das Schlafzimmer. Zudem raten die Verbraucherschützer zu abschließbaren Arzneimittelschränken, vor allem wenn Kinder im Haushalt leben.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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