WHO / SAGE

HPV-Impfstoffmangel: Mädchen bevorzugen

Stuttgart - 05.12.2019, 07:00 Uhr

Die WHO sorgt sich, dass HPV-Impfstoffe wohl weltweit immer wieder knapp sind und die Engpässe Impfprogramme ausbremsen. Ein Pausieren der geschlechterübergreifenden Impfempfehlung könnte vorübergehend für Entspannung sorgen. (m / Foto: Kalim / stock.adobe)

Die WHO sorgt sich, dass HPV-Impfstoffe wohl weltweit immer wieder knapp sind und die Engpässe Impfprogramme ausbremsen. Ein Pausieren der geschlechterübergreifenden Impfempfehlung könnte vorübergehend für Entspannung sorgen. (m / Foto: Kalim / stock.adobe)


Die primäre Zielgruppe für eine Impfung gegen Humane Papillomaviren und somit zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs sollten weiterhin neun- bis 14-jährige Mädchen sein, bevor diese sexuell aktiv werden. Daran erinnert die Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie sorgt sich, da HPV-Impfstoffe wohl weltweit immer wieder knapp sind, dass die Engpässe Impfprogramme, gerade in Ländern mit hoher Gebärmutterhalskrebs-Prävalenz, ausbremsen. Ein Pausieren der geschlechterübergreifenden Impfempfehlung könnte vorübergehend für Entspannung sorgen.

Bis vor Kurzem zielte die Standardimpfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) beim Schutz vor Humanen Papillomaviren lediglich auf Mädchen ab. Das hat sich 2018 geändert. In ihrem Epidemiologischen Bulletin 26/2018 empfahl die STIKO im Juni 2018 die Impfung gegen HPV auch für Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren. Diese Empfehlung gilt seit Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 34/2018. Daraufhin änderte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im September 2018 die Schutzimpfungs-Richtlinie, dieser Beschluss trat nach Veröffentlichung im Bundesanzeiger am 29. November 2018 in Kraft. Seither gilt ein Schutz vor einer HPV-Infektion als Standardimpfung für alle Personen im Alter von neun bis 14 Jahren.

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Deutschland ist mit der geschlechtsneutralen HPV-Impfempfehlung nicht allein. Die Erweiterung der Impfgruppe auch auf Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren scheint jedoch die Produktions- und Lieferkapazitäten der HPV-Impfstoffhersteller zu übersteigen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO beziehungsweise die dortigen Impfexperten (SAGE; Strategic Advisory Group of Experts on Immunization) sind nun „zutiefst besorgt“, dass der Engpass beim HPV-Impfstoff sich negativ auf Impfprogramme und die Durchimpfung auswirkt. Gerade in Ländern, in denen viele Menschen an Zervixkarzinom erkranken (vor allem Länder mit geringem und mittlerem Einkommen), könne der Impfstoffmangel nun die Einführung oder die konsequente Umsetzung von Impfprgrammen gegen HPV-Infektionen ausbremsen, erklären die Impfexperten im wöchentlichen epidemiologischen Bericht der WHO von Ende November.

Geschlechtsneutrale Impfstrategie pausieren

SAGE hat nun die aktuellen Impfempfehlungen der WHO erneut bestätigt – diese jedoch um zusätzliche Strategien ergänzt. So empfiehlt die WHO, dass die primäre Zielgruppe für eine HPV-Impfung weiterhin Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren, bevor diese sexuell aktiv werden, sein sollten. Das Impfschema sieht eine zweimalige Impfung im Abstand von mindestens sechs Monaten vor, wobei die zweite Impfung nach Ansicht der WHO zwischen zwölf und 15 Monaten nach der ersten Gabe verabreicht werden sollte. Startet die Impfserie erst im Alter von 15 Jahren, sieht die WHO ein dreifaches Impfschema vor, und zwar je ein bis zwei Monate und sechs Monate nach der ersten Impfung.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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