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Bayern tut etwas gegen Antibiotikaresistenzen. Am Mittwoch stelle die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml einen neuen Leitfaden für die rationelle Antibiotikaverordnung vor – er basiert auf aktuellem Wissen und soll insbesondere dem vielbeschäftigten ambulanten Haus- oder Facharzt eine praktische Orientierungshilfe sein.
Antimikrobielle Resistenzen zählt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den zehn größten gesundheitlichen Gefahren 2019. Die Sorge geht dahin, dass auch bislang noch gut beherrschbare Infektionen wie Lungenentzündungen oder Gonorrhoe nicht mehr in den Griff zu bekommen sind. Bayern hat nun – zwar nicht global, aber im „Kleinen“ – neue Maßnahmen ergriffen, um gegen Antibiotikaresistenzen vorzugehen. Unter anderem gibt es seit Anfang Dezember einen Leitfaden speziell für den ambulanten Bereich „Infektionsdiagnostik und orale Antibiotikatherapie bei Erwachsenen“.
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Herausgeber ist das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), dieses hat den Leitfaden gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) veröffentlicht und an rund 21.000 Ärzte in Bayern, die Antibiotika verordnen, verschickt.
Antibiotika-Leitfaden ist als Ratgeber für den Praxisalltag
Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml erklärte am Mittwoch in München, man wolle mit dem Leitfaden erreichen, dass „künftig Antibiotika rationaler und sparsamer verschrieben werden." Beim bayerischen Antibiotika-Leitfaden handelt es sich nicht um eine klassische evidenzbasierte Leitlinie. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit beschreibt ihn als „ein auf dem aktuellen Wissen basierender Leitfaden, der dem vielbeschäftigten Arzt eine Orientierungshilfe sein soll – und das unter der Prämisse eines rationalen, verantwortungsvollen Einsatzes von Antibiotika.“ Unterstützen soll er bei der Wahl des richtigen Antibiotikums, bei der Dosierung und der Dauer der Antibiose und ist als Ratgeber für den Praxisalltag gedacht.
Dr. Andreas Zapf, Präsident des LGL, erläuterte: „Keines der in Entwicklung befindlichen Antibiotika ist gegen alle resistenten Erreger wirksam, das zwingt zum Umdenken: Wir müssen beim Einsatz von Antibiotika noch genauer hinsehen, noch gezielter behandeln, um die weitere Entwicklung von Resistenzen einzudämmen.“
Bayerische Resistenzdatenbank
Dies ist jedoch nicht die einzige Anstrengung Bayerns in Sachen rationalem Antibiotikaeinsatz. Ministerin Huml erklärte: „Die bereits seit 2008 in Bayern eingeleiteten Maßnahmen zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenzen und zur Verbesserung der Hygiene in den medizinischen Einrichtungen zeigen bereits Erfolge. Sie müssen aber angesichts der zunehmenden globalen Bedeutung von Antibiotikaresistenzen fortgeführt werden. Gleichzeitig klären wir die Bevölkerung intensiv über das Thema Antibiotika und Resistenzentwicklung auf.“
Auswertung für erstes Halbjahr 2019
Huml betonte: „Wir setzen auch auf die neue Bayerische Antibiotikaresistenz-Datenbank (BARDa). Sie liefert belastbare Daten zur Antibiotikaresistenz-Situation in Bayern. Erste Auswertungen liegen nun vor. Diese Daten lassen erkennen, dass die Resistenzraten gegenüber den meisten Wirkstoffen aktuell so sind, dass im Regelfall eine erfolgreiche Therapie entsprechender Infektionen weiterhin möglich ist. Allerdings wurden für einzelne Erreger und einzelne Wirkstoffe durchaus höhere Resistenzraten beobachtet."
BARDa bezieht ihre Daten aus der Routinediagnostik von Laboren für den ambulanten und stationären Bereich in Bayern. In die Auswertung des ersten Halbjahres 2019 sind die Daten von zehn Krankenhauslaboren und vier niedergelassenen Laboren eingeflossen. Ausgewertet wurden die Resistenzdaten von neun Erregern, die zu den häufigsten und wichtigsten gehören: Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium, Escherichia coli, Klebsiella oxytoca, Klebsiella pneumoniae, Proteus mirabilis, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis.
Das BARDa-Netzwerk wird weiter ausgebaut, so werden ab dem Jahr 2020 bereits sieben weitere bayerische Krankenhauslabore und Untersuchungslaboratorien am Monitoring beteiligt sein.
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