Nutzenbewertung

IQWiG sieht keinen Zusatznutzen für Xarelto-Antidot

06.12.2019, 15:14 Uhr

Bei intrakraniellen Blutungen wird Andexanet alfa derzeit im Vergleich zur zweckmäßigen Vergleichstherapie getestet. Davon erhofft man sich weitere Erkenntnisse. (Foto: SOPONE / stock.adobe.com)

Bei intrakraniellen Blutungen wird Andexanet alfa derzeit im Vergleich zur zweckmäßigen Vergleichstherapie getestet. Davon erhofft man sich weitere Erkenntnisse. (Foto: SOPONE / stock.adobe.com)


Was bemängelt das IQWiG?

Dabei kommt das IQWiG zu dem Schluss, dass die derzeit verfügbaren Daten nicht geeignet sind, um einen Zusatznutzen von Andexanet alfa gegenüber einer optimierten Standardtherapie zu belegen. Eine direkte Vergleichsstudie gibt es nicht und die vom Hersteller zum Vergleich herangezogenen 18 prospektiven und retrospektiven Beobachtungsstudien eignen sich nach Ansicht des IQWiG nicht. Allerdings verweist das IQWiG auf eine in diesem Jahr gestartete Studie, die zu den Auflagen der EMA zur bedingten Zulassung gehört. Sie soll eine Behandlung mit Andexanet alfa mit der derzeit üblichen Standardversorgung vergleichen bei Patienten, die mit einen direkten FXa-Inhibitor behandelt werden und intrakranielle Blutungen erleiden. 2023 wird sie voraussichtlich abgeschlossen sein. 

Somit lautet das Fazit, dass ein Zusatznutzen für Andexanet alfa derzeit nicht belegt ist. Die Einschätzung des IQWiG stimmt damit nicht mit der Einschätzung des Herstellers überein, der einen Hinweis auf einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen ableitet. Die abschließende Bewertung des Zusatznutzens obliegt dem Gemeinsamen Bundesausschuss. Die Bewertung des IQWiG fließt in seinen Beschluss mit ein.

So wirkt Andexanet alfa 

Andexanet alfa ist eine rekombinante Form des humanen FXa Proteins. Das Serin im aktiven Zentrum wurde durch Alanin ersetzt, somit fehlt ihm die enzymatische Aktivität von FXa. Ferner wurde die γ-Carboxyglutaminsäure (Gla)-Domäne entfernt. Auf diese Weise wurden dem Protein sämtliche antikoagulatorische Wirkungen entzogen. Andexanet alfa kann die Wirkung der FXa-Inhibitoren spezifisch inhibieren, sodass sie für die Entfaltung ihrer antikoagulatorischen Wirkungen nicht mehr zur Verfügung stehen. Man geht davon aus, dass der primäre Wirkmechanismus in der Bindung des FXa-Inhibitors besteht. Unter Umständen spielt auch die Hemmung der Aktivität des Gewebefaktor-Pathway-Inhibitors (tissue factor pathway inhibitor, TFPI) über die Bindung an den TFPI einen eine kleine Rolle bei der Gesamtwirkung. Das Zusammenspiel ist aber noch nicht vollständig erforscht.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.