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Wirkstoffe an die Wurzel bringen
Studie über Haarfollikel als Arzneimittel-Depot
Forscher der Universität des Saarlandes und des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland haben jetzt untersucht, wie sich auch bei kreisrundem Haarausfall Wirkstoffe lokal über die Haut applizieren lassen.
„Nanopartikel können in der pharmazeutischen Technologie als Arzneistofftransportsysteme genutzt werden und sind in vielen Krankheitsgebieten einsetzbar. Sie dienen sozusagen als Wirkstofftaxis und können je nach Bestimmungsort, der erreicht werden soll, angepasst werden. Interessant für die Anwendung von Nanopartikeln an der Haut ist ihr Eindringen in die Haarfollikel“, erklärt Dr. Brigitta Loretz. Die Forscherin arbeitet am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland HIPS) in der Gruppe von Professor Claus-Michael Lehr. Gemeinsam mit der Forschungsgruppe sowie Forschern um Professor Thomas Vogt, dem Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Uniklinik der Universität des Saarlandes, und Forschern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig hat sie sich im Zusammenhang mit Nanopartikeln den menschlichen Kopf genauer angeschaut.
Dass Wirkstoffe sich über die Haarfollikel in den Körper einschleusen lassen, hatten Forscher bereits gezeigt. „Dieses Phänomen wurde im Rahmen von Untersuchungen zur Sicherheit topisch applizierter Nanopartikel entdeckt – wie etwa Titandioxid als Sonnenschutz“, erklärt Loretz. Nun konnten die Wissenschaftler erstmals zeigen, dass der Mechanismus auch bei den Kopfhaaren des Menschen funktioniert, schreiben sie in ihrer Veröffentlichung. Und das auch dann, wenn an der betreffenden Stelle gar keine Haare mehr sind.
Wirkstoff direkt an den Wirkort in den Haarfollikeln
Ganz konkret hatten sich die Pharmazeuten, Mediziner und Biologen dabei den kreisrunden Haarausfall angesehen, Alopezia Areata. Veröffentlicht haben die Forscher die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift Journal of Investigative Dermatology .
Beim kreisrunden Haarausfall handelt es sich um einen entzündlich bedingten, aber reversiblen Haarausfall, bei dem kreisrunde kahle Stellen auf dem Kopf entstehen. Bislang werden Medikamente dagegen entweder systemisch als Tabletten gegeben oder großflächig auf der Kopfhaut verteilt. „Um die Arzneimittelbelastung zu minimieren, wäre es von Vorteil, die Wirkstoffe direkt an ihren Wirkort, nämlich die Haarfollikel, zu bringen“, sagt Lehr.
Für die Studie markierten die Forscher biologisch abbaubare Biopolymerpartikel mit Fluoreszenz-Farbstoffen. So verfolgten sie, wo sich die Partikel anreichern. Für die Studie wurde menschliche Unterarmhaut und menschliche Kopfhaut verglichen – an gesunden Probanden, bei kürzlich verstorbenen Körperspendern sowie Patienten mit kreisrundem Haarausfall. Mit dermatologischen Untersuchungen, bei denen die Haut mikroskopisch bis in die tieferen Schichten untersucht wird, zeigte sich, dass in den Haarfollikeln ein Wirkstoffdepot angelegt wird, in dem das Medikament eingekapselt auch gegen äußere Einflüsse wie Waschen geschützt sei. „Die Nanopartikel lagern sich im oberen Teil der Haarfollikel ab. Wir nehmen an, dass sie das Medikament kontrolliert freisetzen und dass es von dort an den Grund des Haarfollikels diffundiert und von den follikulären Epithelzellen und Immunzellen aufgenommen wird“, erklärt Vogt.
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