Wirkstoffe an die Wurzel bringen

Studie über Haarfollikel als Arzneimittel-Depot

Düsseldorf - 09.12.2019, 09:00 Uhr

Interessant für die Anwendung von Nanopartikeln an der Haut ist ihr Eindringen in die Haarfollikel. (c / Foto: Universität des Saarlandes)

Interessant für die Anwendung von Nanopartikeln an der Haut ist ihr Eindringen in die Haarfollikel. (c / Foto: Universität des Saarlandes)


 Bislang nur mit Partikel ohne Wirkstoff gearbeitet

Allerdings arbeitete man bislang mit Dummys. „In den Nanopartikeln, welche bislang genutzt wurden, um die Deposition im Haarfollikel zu zeigen, war bislang noch kein Wirkstoff enthalten“, sagt Loretz. Die Herstellung dieser Partikel und das Zeigen der biologischen Effizienz sei nun der nächste Schritt, sagt sie. Dabei sei man später auch nicht nur auf den kreisrunden Haarausfall fokussiert.

„Beispiele möglicher Anwendungen an der Haut sind der Transport von Antigenen im Sinne einer Schutzimpfung oder Desensibilisierung. Eine Anwendung im Haarfollikel könnte auch zur Therapie von entzündlichen oder infektiösen Erkrankungen derselben wie bei Akne Inversa genutzt werden“, erklärt die Forscherin. Grundsätzlich könnten so alle Wirkstoffe appliziert werden, bei denen es Sinn ergebe, „durch eine Nanopartikelherstellung entweder die Löslichkeit zu erhöhen oder einen gezielten Wirkstofftransport zu garantieren“, sagt Loretz. So ließen sich durch gezielten Arzneimitteltransport unerwünschte Wirkungen reduzieren und die Depotfunktion nutzen, um weniger oft Wirkstoff applizieren zu müssen.

„Bei der Behandlung der Alopecia werden Immunsuppressiva verabreicht wie klassische Kortikosteroide oder auch moderne Januskinase-Inhibitoren. Der Vorteil der targetierten Applikation über die Haarfollikel ist eine Verbesserung der Bioverfügbarkeit am Wirkort bei gleichzeitiger Reduktion der systemischen Exposition und damit verbundener unerwünschter Wirkungen“, erklärt sie.

Kombination von Wirkstoff und Nanopartikel muss noch alle Studien durchlaufen

Als Partikel nutzten die Forscher PLGA-Nanopartikel, also Polymilch- und Glykolsäure-Partikel. „Diese Partikel setzen bei ihrer Zersetzung Milch- und Glykolsäure frei, welche im Körper abgebaut wird. Die Degradationszeit des Polymers wird vom Hersteller mit unter drei Monate angegeben. Allerdings wurde auch gezeigt, dass solche Partikel bis zu zehn Tage in den Haarfollikeln nachweisbar sind, sehr wahrscheinlich werden sie mit dem Sebum-Fluss langsam wieder aus dem Haarfollikel heraustransportiert“, sagt Loretz.

Bis die Methode allerdings Marktreife erlangt, könnte noch Zeit vergehen. „Das könnte noch dauern. Zuerst muss der passende Wirkstoff eingeschlossen werden und es müsste in klinischen Studien die Wirksamkeit und auch die Sicherheit solcher Formulierungen gezeigt werden oder überprüft werden. Für viele der einzusetzenden Arznei- und Hilfsstoffe ist die Sicherheit bei topischer Applikation bereits überprüft worden. Für Nanopartikel geeigneter Kombinationen derselben ist dies aber gleichwohl noch immer zu überprüfen“, sagt sie.

Im nächsten Schritt der Forschungsarbeiten will man zunächst Partikel mit Wirkstoff beladen und dann die Effekte der unbeladenen mit denen der beladenen in den Vergleich stellen.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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