Entsorgung von Alt-Arzneien

Alte Arzneimittel sind jetzt auch in Bochum ein Fall für die Tonne

10.01.2020, 12:45 Uhr

Wohin mit dem Arzneimittelmüll? In Bochum gab es einen Entsorger, der sich darum kümmerte. Doch der Service wurde nun eingestellt. (Foto: TR Design / stock.adobe.com)

Wohin mit dem Arzneimittelmüll? In Bochum gab es einen Entsorger, der sich darum kümmerte. Doch der Service wurde nun eingestellt. (Foto: TR Design / stock.adobe.com)


Apotheker sollen selbst entscheiden – keine Rücknahmepflicht

Die Kreisvertrauensapothekerin in Bochum, Inka Krude, die die Alte Apotheke 1691 dort betreibt, sieht die Veränderung nicht als schlimm an. Gemeinsam mit Gesundheitsamt und USB habe sie zugestimmt, den Service auslaufen zu lassen, als die USB sie gefragt habe, erklärte sie in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Da alles verbrannt werde und nichts mehr auf die Deponie gelange, könnten sogar gebrauchte Spritzen problemlos über den Restmüll entsorgt werden, sagt sie. „Es gab auch keine Beschwerden von anderen Apothekern in Bochum. Das Aufkommen ist einfach zu gering und da ja alles verbrannt wird, ist da kein Problem“, sagt sei gegenüber DAZ.online. „Wir haben diese Säcke seit langem nicht mehr benötigt. Und wenn doch noch was abgegeben wird, entsorge ich das ohne Diskussion über den Restmüll“, sagt sie.

Ob die Apotheker nun weiterhin alte Medikamente annähmen und im eigenen Restmüll entsorgen – oder wie Hohmann separat beim Entsorger abgeben, oder die Annahme verweigerten, mit dem Hinweis auf den normalen Restmüll, sei den Apothekern selbst überlassen, meint Hohmann. Seitens des Verbandes gebe man da keine Empfehlungen. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Rücknahme von alten Medikamenten für Apotheken besteht laut ABDA nicht.

Webseite informiert über Entsorgungswege für alte Medikamente

Überall in Deutschland ist die Altarzneimittel-Entsorgung über den Restmüll aber nicht Standard. Vielerorts sind eigene Schadstoffsammelstellen dafür zuständig – oder eben der Apotheker. Eine Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gemeinsam mit der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. namens arzneimittelentsorgung.de  informiert darüber, wer am eigenen Wohnort zuständig ist.

Unlängst gibt es aber auch erste Forschungen, alte Arzneimittel zumindest für die Anwendung etwa als Laborchemikalien zu recyceln. Die Arbeitsgruppe von Professor Markus Heinrich am Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie  der Universität Erlangen-Nürnberg arbeitet etwa daran und sammelt derzeit in der Region um Erlangen unter anderem in den dortigen Apotheken Altarzneimittel für diese Forschung.

Auf keinen Fall, so sagen alle Beteiligten unisono, dürfen Arzneimittel ins Wasser gelangen – die Entsorgung in der Toilette oder dem Ausguss ist ein absolutes Tabu – nicht nur Antibiotika können in der Umwelt verheerende Schäden anrichten.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.