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7. Januar 2020
Also, die Bonpflicht bleibt! Die Bundesregierung will sie nämlich nicht mehr anpacken und auch die SPD-Bundestagsfraktion stellt klar, dass sie das Thema nicht neu aufmachen wolle. Denn die Bonpflicht könne Steuerbetrug durch Mogelkassen verhindern. Laut SPD-Bundestagsabgeordneten Lothar Binding führe der Betrug mit manipulierten Kassen zu jährlichen Steuerausfällen in zweistelliger Milliardenhöhe. Kann man das glauben, mein liebes Tagebuch? Egal, die Bonpflicht bleibt und damit die Papierverschwendung und der Bürokratieaufwand. Binding schlägt vor, die Wirtschaft solle praxistaugliche Lösungen entwickeln, und verweist auf Apps, die die Bons beispielsweise digital aufs Handy übertragen können. Tja, mein liebes Tagebuch, wie schön. Und was passiert, wenn man keinen Bon ausdruckt, weil ihn der Kunde nicht will? Nichts. Wie, nichts? Ja, nichts. Denn: Verstöße gegen die Bonpflicht sind nicht bußgeldbewehrt. Sagt das Finanzministerium.
Ein „Skandal-Video“ der Bundesregierung im Internet und in Kinos erregt Apothekers Gemüter. Eigentlich ist es ein simples Werbe-Video, nur rund 30 Sekunden kurz, schmale 210.000 Euro teuer, locker-flockig gemacht, mit dem sich die Bundesregierung des Fachkräftemangels in der Pflege annimmt und auf die neue Pflegeausbildung aufmerksam macht. Das Video soll junge Menschen locken, sich für den Pflegeberuf ausbilden zu lassen. Fein, mein liebes Tagebuch, aber da sagt doch ein junger Mann in diesem Video diesen fatalen Satz: „Mal bin ich Fitnesstrainer. Mal bin ich Manager. Manchmal bin ich Apotheker. Und manchmal höre ich einfach nur zu. Aber vor allem bin ich eines: Pfleger!“ Ups! „Manchmal bin ich Apotheker“ — wie soll das gehen? Klar, wir ahnen wie das gemeint ist. Aber um ein echter Apotheker zu sein, braucht man ein Pharmaziestudium und die Approbation, Apotheker ist man nicht eben mal so und schon gar nicht als Pfleger im Vorübergehen an einem Arzneimittelregal. Ha, wo kämen wir da hin! Aufgefallen ist dieses Video – nein, nicht der ABDA, sondern – einem Apotheker, der u. a. Kammer und Arzneimittelaufsicht alarmierte und das Bundesgesundheitsministerium aufforderte, das Video zu löschen. Nun, mein liebes Tagebuch, mittlerweile hat sich dazu das Bundespresseamt gemeldet und meint: „Die Aussage ‚Manchmal bin ich Apotheker‘ versinnbildlicht einen von vielen Aspekten des Pflegeberufs, und zwar die Verabreichung von Medikamenten an Pflegebedürftige.“ Und es sei doch erkennbar, dass es sich in dem Video nicht um die Berufsbezeichnung im juristischen Sinne handle. Wörtlich heißt es beim Bundespresseamt: „Aufgrund der Konzeption des Spots und der gewählten Darstellungsweise ist dies auch klar erkennbar, die mitzudenkenden Anführungszeichen bei allen genannten Berufen sind evident.“ Hach, wie ist das doch wieder elegant formuliert: „mitzudenkende Anführungszeichen“, hach, wie nett. Das merk ich mir. Aber leider denken halt nicht alle mit. Nun, inzwischen ist auch die ABDA aktiv geworden und hat beim Bundespresseamt interveniert. Das Amt hat das Video mittlerweile von seiner Homepage entfernt. Der Direktlink ist jedoch weiterhin aktiv.
Früher galt die FDP mal als „Apotheker-Partei“, als Partei, die den Gesundheitsberuflern nahesteht und sich für die Freiberuflichkeit einsetzt. Mit diesem Beigeschmack soll nun Schluss sein, endgültig. Eine Apotheker-Partei will die FDP gleich gar nicht mehr sein. Ihr Chef, Christian Lindner, sagte auf dem traditionellen FDP-Dreikönigstreffen in Stuttgart: „Wir sind keine Arbeiter- und Bauernpartei, so wenig wir eine Apotheker- und Unternehmerpartei sind. Wir sind eine Partei der politischen Mitte.“ So sieht’s nun aus, mein liebes Tagebuch. Aber eigentlich wissen wir das schon seit einiger Zeit, dass die FDP ihr Herz nicht an die Apotheker verloren hat, denn in ihrem Wahlprogramm stand auch die Abschaffung des Fremdbesitzverbots, Lindner wollte zudem nie ein Rx-Versandverbot. Und außerdem sei seine Partei die einzige Partei, „die klar für den Versand verschreibungspflichtiger Medikamente ist.“ Na, mein liebes Tagebuch, noch Zweifel? Bleibt noch die Frage, ob die FDP noch die Partei der Hoteliers ist?
15 Kommentare
Und wir?
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 14:52 Uhr
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Schön peinlich
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 14:49 Uhr
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Ergänzend
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 14:34 Uhr
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AW: Ergänzend, zustimmend und und noch einen auf die Glocke
von Bernd Jas am 12.01.2020 um 19:48 Uhr
Engpässe aller Art
von Reinhard Rodiger am 12.01.2020 um 14:05 Uhr
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Gutachten - zweite Runde
von Reinhard Herzog am 12.01.2020 um 13:48 Uhr
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AW: Gutachten - zweite Runde
von Karl Friedrich Müller am 13.01.2020 um 6:54 Uhr
I had a dream: Neues Demokratieverständnis im Bundestag ... und beim Spitzenpersonal ...
von Christian Timme am 12.01.2020 um 12:13 Uhr
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von Bernd Küsgens am 12.01.2020 um 11:58 Uhr
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Kaum zu glauben, Herr Ditzel
von Bernd Jas am 12.01.2020 um 11:24 Uhr
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AW: Kaum zu glauben, Herr Ditzel
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 13:35 Uhr
Wann passiert endlich mal was ... irgendwas?
von Christian Timme am 12.01.2020 um 10:09 Uhr
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Ohne Begeisterung...
von Ulrich Ströh am 12.01.2020 um 8:56 Uhr
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von Anita Peter am 12.01.2020 um 8:36 Uhr
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AW: ?
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 11:03 Uhr
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