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8. Januar 2020
Die Bundesregierung möchte, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel zumindest im GKV-Bereich auch weiterhin in jeder Apotheke zum selben Preis erhältlich sind. Und Rx-Boni sollen verboten werden, auch für EU-Versender. Spahns Apotheken-Stärkungsgesetz soll’s richten. Aber das wird derzeit von der EU-Kommission auf seine EU-Tauglichkeit geprüft. Ob Spahn und sein Ministerium allerdings in ihrem Innersten von der Haltbarkeit und Kraft des Apotheken-Stärkungsgesetzes überzeugt sind? Ob sie davon überzeugt sind, dass das Gesetz unter den wirtschaftsliberalen Augen der EU-Kommissare Bestand haben wird? Mein liebes Tagebuch, da kommen einem Zweifel. Denn das Bundesgesundheitsministerium hat schon mal vorsorglich das IGES-Institut damit beauftragt, zu analysieren, was wäre, wenn die Rx-Preisbindung in Deutschland partiell oder vollständig aufgehoben wäre. Huhu, mein liebes Tagebuch, das klingt nicht nach großer Zuversicht! Im Klartext könnte das doch bedeuten: Die Chancen, dass das Gesetz kommt und die Preisbindung erhalten bleibt, stehen 50:50 – oder sogar schlechter. Und so will das Ministerium schon mal wissen, was denn auf den Apothekenmarkt zukommt, wenn die Preise dereguliert sind. Dann können wir uns schon mal darauf einstellen, wie es ist, ohne Rx-Preisbindung zu leben. Das Bundesgesundheitsministerium und die Unionsfraktion versuchen derzeit noch zu beruhigen: Das Gutachten diene doch nur dem Erhalt der Rx-Preisbindung, heißt es aus dem Hause Spahn, und man wolle sich doch darauf vorbereiten, wenn es zu einem Gerichtsverfahren komme, um dann mit den Erkenntnissen aus dem Gutachten die Festpreise verteidigen könne. Mein liebes Tagebuch, so kann man’s auch darstellen. Die ABDA übrigens schließt sich dieser Einstellung an. Sie findet das neue Apotheken-Gutachten „nur konsequent“. In die Vorbereitungen für das neue Apotheken-Gutachten war die ABDA, nebenbei bemerkt, nicht eingebunden. Also, das ist doch ein fulminanter Start ins neue Jahr.
Was passiert, wenn es keine Rx-Festpreise gibt, lässt sich erahnen. Wenn die wirtschaftliche Lage für Apotheken schlechter wird, nehmen die Apothekenschließungen rapide zu. Einen Vorgeschmack auf diese Zukunft zeigen die in Deutschland ständig sinkenden Apothekenzahlen. Zum Beispiel der Kammerbereich Westfalen-Lippe: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Apotheken in diesem Bereich um 54 gesunken – der stärkste Rückgang der Betriebsstätten in der 75-jährigen Geschichte der berufsständischen Selbstverwaltung. Ein Negativrekord! Die Kammer führt den starken Rückgang unter anderem darauf zurück, dass es keine Anpassung des Apothekenhonorars gibt, außerdem auf die Konkurrenz durch ausländische Versender und die zunehmende Konzentration von Ärzten auf Ärztezentren. Außerdem werde es immer schwieriger, junge Apotheker für die Selbstständigkeit zu begeistern. Mein liebes Tagebuch, das wundert einen nicht.
15 Kommentare
Und wir?
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 14:52 Uhr
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Schön peinlich
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 14:49 Uhr
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Ergänzend
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 14:34 Uhr
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AW: Ergänzend, zustimmend und und noch einen auf die Glocke
von Bernd Jas am 12.01.2020 um 19:48 Uhr
Engpässe aller Art
von Reinhard Rodiger am 12.01.2020 um 14:05 Uhr
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Gutachten - zweite Runde
von Reinhard Herzog am 12.01.2020 um 13:48 Uhr
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AW: Gutachten - zweite Runde
von Karl Friedrich Müller am 13.01.2020 um 6:54 Uhr
I had a dream: Neues Demokratieverständnis im Bundestag ... und beim Spitzenpersonal ...
von Christian Timme am 12.01.2020 um 12:13 Uhr
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von Bernd Küsgens am 12.01.2020 um 11:58 Uhr
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Kaum zu glauben, Herr Ditzel
von Bernd Jas am 12.01.2020 um 11:24 Uhr
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AW: Kaum zu glauben, Herr Ditzel
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 13:35 Uhr
Wann passiert endlich mal was ... irgendwas?
von Christian Timme am 12.01.2020 um 10:09 Uhr
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Ohne Begeisterung...
von Ulrich Ströh am 12.01.2020 um 8:56 Uhr
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von Anita Peter am 12.01.2020 um 8:36 Uhr
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AW: ?
von Karl Friedrich Müller am 12.01.2020 um 11:03 Uhr
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