Ungerechtfertigter Antibiotikaeinsatz

US-Studie: 43 Prozent aller Antibiotika-Verordnungen sind unangemessen

Remagen - 13.01.2020, 08:59 Uhr

Einer Studie zufolge werden zu viele Antibiotika gänzlich ohne Angabe einer Indikation verordnet. Vor allem bei älteren Männern mit chronischen Erkrankungen erfolgt der Griff zum Antibiotikum-Rezept schnell. ( r / Foto: DW labs Incorporated / stock.adobe.com)

Einer Studie zufolge werden zu viele Antibiotika gänzlich ohne Angabe einer Indikation verordnet. Vor allem bei älteren Männern mit chronischen Erkrankungen erfolgt der Griff zum Antibiotikum-Rezept schnell. ( r / Foto: DW labs Incorporated / stock.adobe.com)


Kriterien für die Angemessenheit einer Verschreibung

Jede Arztkonsultation, bei der eine Antibiotika-Verschreibung gemeldet wurde, wurde auf der Grundlage der vollständigen Liste der ICD-9-CM-Codes angeschaut. Die Indikation wurde als „angemessen" eingestuft, wenn eine bakterielle Infektion oder eine andere Krankheit, für die Antibiotika immer oder manchmal indiziert sind, dokumentiert wurde. Sie galt als „unangemessen", wenn Zustände dokumentiert wurden, bei denen Antibiotika nicht angezeigt sind, jedoch häufig verschrieben werden (zum Beispiel Infektion der oberen Atemwege). „Keine dokumentierte Indikation" lag vor, wenn keine der beiden Alternativen anwendbar war.

43 Prozent der Verordnungen unangemessen

Im Ergebnis kamen die Forscher für das Jahr 2015 auf etwa 130 Millionen Antibiotika-Verschreibungen, die auf etwa 13 Prozent aller Arztbesuche entfielen. Nach den Kriterien gab es für  57 Prozent der Rezepte geeignete Indikationen, 25 Prozent waren unangemessen und 18 Prozent hatten keine dokumentierte Indikation. „Dies entspricht schätzungsweise 24 Millionen Verschreibungen ohne dokumentierte Indikation für eine mögliche Antibiotikatherapie“, stellt Co-Autorin Jessina McGregor vom College of Pharmacy fest. „Zusätzlich zu den 32 Millionen Rezepten mit einer dokumentierten, aber unangemessenen Indikation.“

Antibiotika gegen Hypertonie und Diabetes

Die am häufigsten berichteten Diagnosen in der Gruppe „ohne Indikation“ waren nicht spezifizierte essentielle Hypertonie (11 Prozent), Diabetes mellitus ohne Erwähnung von Komplikationen (8 Prozent) und andere spezifizierte Indikationen im Rahmen einer Nachsorge (7 Prozent). Unter den Empfängern von Antiinfektiva zur Behandlung der Harnwege hatten 9 Prozent unspezifische Harnwegssymptome (zum Beispiel Dysurie, erhöhte Harnfrequenz, Inkontinenz, Harndrang), die potenziell auf eine Harnwegsinfektion hindeuten könnten, aber in der Analyse nicht als mögliche Indikation für eine Antibiotikaverordnung eingestuft wurden.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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