USA

Opioidkrise: Jetzt werden auch Apotheken angeklagt

Remagen - 14.01.2020, 12:45 Uhr

In der US-Opioidkrise stehen nun auch die ersten Apothekenketten im Visier der Ermittler. (Foto: imago images / ZUMA)

In der US-Opioidkrise stehen nun auch die ersten Apothekenketten im Visier der Ermittler. (Foto: imago images / ZUMA)


Regierung müsste mehr tun, fordert der Richter

Vor Gericht und in öffentlichen Auftritten soll Polster die Opioidkrise der vergangenen zwei Jahrzehnte wiederholt beklagt haben. Er sprach von der Zahl der Todesopfer und der Notwendigkeit, den Gemeinden bei der Bezahlung von Suchtbehandlung, medizinischer Versorgung und Notdiensten zu helfen. Außerdem fordert er mehr Einsatz seitens der Regierung. Seiner Auffassung nach ist die Entwicklung von Lösungen zur Bekämpfung einer sozialen Krise wie der Opioidepidemie nicht Aufgabe der Justiz, sondern vielmehr der Exekutive und der Legislative. „Aber ob es uns gefällt uns oder nicht, wir haben diese Fälle“, wird Polster in der Washington Post zitiert. „Und mir wurde die Aufgabe übertragen, sie in einer Weise zu verwalten, die sowohl den Klägern als auch den Angeklagten gerecht wird.“ 

Firmen beschuldigen Richter der Voreingenommenheit 

Die Pharmaunternehmen hegen ihrerseits allerdings Zweifel an Polsters Unparteilichkeit. Im September 2019 hatten einige der verklagten Unternehmen den Bezirksrichter von Cleveland zum Rücktritt aufgefordert. Sie werten seinen Eifer für eine Einigung über Vergleiche und Verweise auf die Zahl der Todesopfer durch Opioide sowie die Rolle von Pharmaunternehmen in der Krise als ein Zeichen von Voreingenommenheit. Polster hat laut Washington Post in den letzten knapp zwei Jahren bereits „einige der kämpferischsten Anwälte des Landes“ dazu aufgefordert, Vergleiche zu finden. Diese würden Milliarden von Dollar von Pharmaunternehmen in Städte und Landkreise pumpen, die von den Folgen der Opioidepidemie gebeutelt werden.

Gespräche über nationale Regelung werden fortgesetzt

Der Bundesstaat Oklahoma erreichte im August 2019, dass der Arzneimittelhersteller Johnson und Johnson zu einer Strafe von 572 Millionen US-Dollar verurteilt wurde. Das Unternehmen hatte es auf einen Prozess ankommen lassen.

Demgegenüber hat sich Purdue Pharma mit Oklahoma außergerichtlich auf die Zahlung von 270 Millionen Dollar geeinigt. Die Gespräche über eine mögliche nationale Regelung, die alle Klagen im Zusammenhang mit der Epidemie beenden könnte, die seit dem Jahr 2000 mehr als 400.000 Menschen in den USA das Leben gekostet hat, sollen fortgesetzt werden, schreibt die Washington Post.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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