- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
16. Januar 2020
Während unsere Ärzte versuchen, sich gegen die Vorstellung von impfenden Apothekern zu wehren, ist die Grippeschutzimpfung durch Apotheken in vielen anderen europäischen Ländern schon eine Erfolgsgeschichte. Vor allem die Schweiz meldet Rekordzahlen bei Grippeschutzimpfungen durch Apotheken – die Zahl derjenigen, die sich in Apotheken impfen lassen, steigt und steigt, auch in Großbritannien. Und ebenso gut nehmen die Franzosen die Impfung in Apotheken an. Nach einer zweijährigen Testphase meldete die Französische Apothekerkammer Mitte Januar 2019 bereits knapp 700.000 Grippeimpfungen in Apotheken. Mein liebes Tagebuch, unsere lieben Ärzte sollten da mal einen Blick in unsere Nachbarländer werfen! Grippeschutzimpfungen durch Apotheken tragen dazu bei, dass die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung steigt! Wollen sich unsere Ärzte etwa dem Vorwurf aussetzen, diesen Trend zu verhindern! Und sorry, wenn dadurch ein paar Euro weniger in die Praxen fließen.
Mein liebes Tagebuch, das ist der Eklat der Woche: Die ABDA verweigert dem Pharmaziestudenten Benedikt Bühler den Zugang zu den Vollversionen dreier Gutachten zum Rx-Versandverbot – Bühler bräuchte diese Gutachten zur Untermauerung seiner Petition für ein Rx-Versandverbot. Und darum geht’s: Bühler reichte im vergangenen Jahr erfolgreich eine Petition im Petitionsausschuss des Bundestages ein, mit der er für ein Rx-Versandverbot kämpft. Am 27. Januar kann er nun seine Petition im Bundestag vortragen. Um sein Anliegen zu untermauern, benötigt er dafür die drei Gutachten, die die ABDA von renommierten Wissenschaftlern erstellen ließ. Diese Gutachten bescheinigen, dass das Rx-Versandverbot sowohl mit deutschem als auch mit europäischem Recht vereinbar wäre. Die ABDA hatte zwar Kurzversionen der Gutachten veröffentlicht, rückt aber die Vollversionen nicht heraus. Tja, mein liebes Tagebuch, so ist sie, unsere ABDA, offen, transparent, hilfsbreit und aufgeschlossen. Nein, im Ernst, was ist da in die ABDA gefahren? Warum unterstützt man nicht einen engagierten jungen Pharmazeuten, der für das Rx-Versandverbot kämpft? Wir erinnern uns, mein liebes Tagebuch: Über zwei Jahre lang verfolgte die ABDA selbst nur das eine Credo: das Rx-Versandverbot. Und jetzt werden Vollversionen der Gutachten zurückgehalten, nicht eingesetzt, Gutachten, die dem ursprünglichen Ziel, die Gleichpreisigkeit zu erhalten, nützlich sein könnten. Bühlers Ansicht: Man hätte die Expertise der drei namhaften Gutachter schon viel früher auch auf politischer Ebene einsetzen sollen. „Mit den entsprechenden Gutachten hätte man von Anfang an den Skeptikern den Wind aus den Segeln nehmen können“, ist der Pharmaziestudent überzeugt.
Aber nein, die ABDA und die ABDA-Mitgliedersammlung haben sich vom Rx-Versandverbot abgewandt. Man möchte das von der Bundesregierung geplante Rx-Boni-Verbot konstruktiv begleiten – das Rx-Versandverbot ist für die ABDA nur noch eine „Handlungsoption“. Man möchte Spahn nicht verärgern, man hofft auf die halbseidene Gleichpreisigkeit im GKV-Bereich. Und man erhofft sich honorierte pharmazeutische Dienstleistungen. Doch ob man dies alles bekommt, ist mehr als fraglich, denn das Apotheken-Stärkungsgesetz liegt bei der EU-Kommission zur Prüfung. ABDA-Sprecher Kern ließ derweil wissen, dass, wie er sagte, „die verfasste Apothekerschaft das Rx-Versandverbot mangels Realisierungschance zugunsten einer Absicherung der Gleichpreisigkeit über das Sozialrecht zurückgestellt hat“. Da mache es aus Sicht der ABDA „natürlich keinen Sinn, die Verbotsforderung jetzt wieder durch die Hintertür zu promoten“. Wie bitte? Warum sollte das keinen Sinn machen? Warum sollte man nicht einen jungen Studenten und seine Petition unterstützen? Es wäre ein Zeichen! Es wäre doch gerade jetzt, wo alles auf Eis liegt, die Chance, das Rx-Versandverbot als „Handlungsoption“ zu verfolgen. Mein liebes Tagebuch, an dieser ABDA verzweifelt man! Dieser Kuschelkurs, diese Duckmäuserei ist doch nicht mehr zum Aushalten! Kann sich eine Berufsvertretung noch weiter ins Abseits stellen?
25 Kommentare
Die alte Leier
von Jörg Geller am 22.01.2020 um 17:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Massnahmen
von Reinhard Rodiger am 19.01.2020 um 18:35 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Massnahmen
von Christian Giese am 19.01.2020 um 19:32 Uhr
Zwischen Verstand und Emotion
von Reinhard Herzog am 19.01.2020 um 13:24 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Zwischen Verstand und Emotion oder Wie die Politik zur Glaubenssache wird
von Bernd Jas am 19.01.2020 um 16:59 Uhr
Sanktionieren von Lieferengpässen? Kein Problem ...!
von Gunnar Müller, Detmold am 19.01.2020 um 12:03 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Sanktionieren von Lieferengpässen? Und weg mit der Inkassotätigkeit.
von Bernd Jas am 19.01.2020 um 17:38 Uhr
.
von Marie Schuelke am 19.01.2020 um 10:23 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: rassistisch
von Conny am 19.01.2020 um 11:19 Uhr
AW: .@ Marie Schuelke
von Anita Peter am 19.01.2020 um 15:31 Uhr
Regieren heißt nehmen und sich selbst geben ...
von Christian Timme am 19.01.2020 um 10:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Abda, Schmidt
von Conny am 19.01.2020 um 9:51 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Abda, Schmidt
von Frank ebert am 19.01.2020 um 11:23 Uhr
AW: Abda, Schmidt
von Redaktion DAZ.online am 19.01.2020 um 11:25 Uhr
Beschluss DAT
von Erik Modrack am 19.01.2020 um 9:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Beschluss DAT
von Dr.Diefenbach am 19.01.2020 um 12:41 Uhr
Berliner Geschichten
von Ulrich Ströh am 19.01.2020 um 8:53 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Berliner Geschichten ...
von Christian Timme am 19.01.2020 um 11:16 Uhr
.
von Anita Peter am 19.01.2020 um 7:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 6 Antworten
AW: .
von Karl Friedrich Müller am 19.01.2020 um 8:21 Uhr
AW: .
von Anita Peter am 19.01.2020 um 8:44 Uhr
AW: Müll
von Marie Schuelke am 19.01.2020 um 9:47 Uhr
AW: .
von Karl Friedrich Müller am 19.01.2020 um 10:17 Uhr
AW: .@ Marie Schuelke
von Anita Peter am 19.01.2020 um 15:24 Uhr
AW: .
von Marie Schuelke am 19.01.2020 um 17:52 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.