STIKO-Empfehlungen

Impfen bei Immundefizienz: Was geht und was nicht?

Schladming - 22.01.2020, 15:45 Uhr

Wie können immunsupprimierte Patienten geimpft werden? Welche Abstände zu den Immunsuppressiva sollten eingehalten werden? (m / Foto: Stockfotos-MG / stock.adobe.com)

Wie können immunsupprimierte Patienten geimpft werden? Welche Abstände zu den Immunsuppressiva sollten eingehalten werden? (m / Foto: Stockfotos-MG / stock.adobe.com)


Was bei Lebendimpfstoffen zu beachten ist

Lebendimpfstoffe dürfen Patienten mit Autoimmunkrankheiten oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen in der Regel nur erhalten, wenn sie nicht immunsuppressiv behandelt werden. Ist eine Therapie geplant, sollte die Impfung vorher verabreicht werden. Wenn es die Krankheitsaktivität erlaubt, ist der empfohlene Abstand mindestens vier Wochen. Geht es nicht anders, reichen bei Hochdosis-Cortison-Therapie auch zwei. Eine Ausnahme bilden die Wirkstoffe Ocrelizumab und Alemtuzumab, bei denen man sechs Wochen warten sollte. Während einer immunsuppressiven Therapie sollte nicht mit Lebendimpfstoffen geimpft werden. Es besteht dann nämlich das Risiko einer Erkrankung und schwerer bis tödlicher Komplikationen durch die abgeschwächten Impfviren. 

Ausnahmen sind nur im begründeten Einzelfall unter individueller Risiko-Nutzenabschätzung möglich. So können Lebendimpfungen beispielsweise bei geringgradiger Immunsuppression, zum Beispiel durch eine Monotherapie mit niedrig dosierten Glucocorticoiden oder anderen Wirkstoffen, in Betracht gezogen werden, wenn der Nutzen die Risiken überwiegt. Für die Mumps-Masern-Röteln-Varizellen-Impfstoffe findet sich diese Info sogar in der Fachinformation.

Wie lange nach der letzten Dosis der immunsuppressiven Therapie gewartet werden muss, bis eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff möglich ist, hängt vom Wirkstoff ab: Bei Hochdosis-Cortison-Therapie wird ein Abstand von mindestens zwei Monaten empfohlen, bei TNF-α-Inhibitoren, wie Infliximab oder Adalimumab, und MTX ebenfalls. Patienten, die Azathioprin oder Ciclosporin erhalten, sollen sogar drei Monate nach Therapieende warten. Und bei einer B-Zell-Depletion durch Rituximab darf erst zwölf Monate nach Therapieende ein Lebendimpfstoff verabreicht werden.

Kontaktpersonen impfen!

Darüber hinaus empfiehlt die STIKO, dass alle Kontaktpersonen der betroffenen Patienten vollständig gemäß den Empfehlungen geimpft sind. Dabei sei besonders an Influenza zu denken, heißt es.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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