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Auswirkungen der Re-Regulierung
Polens Apothekenketten warnen vor sinkender Apothekenzahl
Kammer: Zahlen einseitig ausgelegt
In einer Pressemitteilung als Erwiderung auf die Interpretationen der PharmNET-Analyse wirft die polnische Apothekerkammer den Kettenbetreibern vor, die Zahlen einseitig für ihre Zwecke auszulegen, um damit Unsicherheit unter den Patienten zu verbreiten. Das beschriebene Problem sie „künstlich geschaffen“ und „nicht existent“. Der Bericht sehe geflissentlich über die Tatsache hinweg, dass in vielen Städten geschlossene Apotheken durch inhabergeführte ersetzt worden seien. Im Übrigen hätten ländliche Apotheken noch nie im Fokus des Interesses der großen Ketten gelegen. Auch im Hinblick auf den Kampf gegen den illegalen Export von Arzneimitteln erfülle das Gesetz seinen Zweck. Mittlerweile seien die Lizenzen für 222 Apotheken deswegen und wegen anderer schwerwiegender Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz widerrufen worden.
„Künstlich aufgepumpte Anzahl von Neueröffnungen“
Bereits im Juli letzten Jahres hatte die polnische Apothekerkammer einen positive Zweijahresbilanz für die neue Gesetzeslage gezogen und die Novellierung des Arzneimittelgesetzes als „wichtigen Schritt zur Stabilisierung des Apothekenmarktes“ bezeichnet. Nach einer in der Geschichte beispiellosen, oft „künstlich aufgepumpten Anzahl von Neueröffnungen“ kehre der Markt langsam auf das Niveau vor 2014 zurück, hieß es in einer Mitteilung. Mit den (im Juli 2019) 14.000. Apotheken und Apothekenverkaufsstellen decke der Sättigungsgrad des Marktes die Bedürfnisse der polnischen Patienten in Bezug auf den Apothekenzugang vollständig ab.
„Harte Franchises“ und Übernahmen durch die Hintertür
Die Kammer beobachtete aber auch eine andere Entwicklung, die ihrer Meinung nach Anlass zur Besorgnis liefert. Da das Gesetz die Übernahme kleinerer Apotheken durch Kettenunternehmen weitgehend beschränke, suchten diese nun nach alternativen Methoden, um Übernahmen trotzdem weiter voranzutreiben. Nach Informationen der Kammer soll dies zum Beispiel über „harte Franchises" gehen, bei denen die Apotheker weitgehend unter dem Diktat des Franchise-Gebers stehen und ihre Rolle sich auf die des „Genehmigungsinhabers" beschränkt. Sie verlieren damit ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit. Als weitere Methode wird der Kauf von Aktien zur Übernahme der Kontrolle über Unternehmen, die Apotheken betreiben, angeführt. Nach Ansicht der Apothekerkammer kann diese Praxis zur Bildung von Zusammenschlüssen verbundener Unternehmen führen, was nach dem Arzneimittelgesetz ausdrücklich verboten ist. Die Kammer verweist in diesem Zusammenhang auf einen Bericht des Verbandes der polnischen Apotheken-Arbeitgeber (ZAPPA), in dem der Erwerb von ca. 700 Apotheken auf diese Weise, unter anderem durch zypriotische und niederländische Unternehmen, die Apothekenketten betreiben, beschrieben worden sein soll.
Immer noch zu viele Apotheken
ZAPPA teilt im Übrigen die Auffassung der Kammer: Knapp 14.000 Apotheken seien für Polen immer noch zu viel, meint der Verband sogar. Derzeit versorge eine polnische Apotheke im Schnitt 2.628 Menschen. Gemessen am europäischen Durchschnitt von 4.350 Einwohnern pro Apotheke sollten 8.796 Apotheken reichen. Die Folge sei eine sinkende Wirtschaftlichkeit, gegen die die Apotheken durch Kostensenkungen, den Austausch von Arzneimitteln gegen billigere Nahrungsergänzungsmittel oder sogar durch illegale Gewinne aus dem Export von Arzneimitteln ankämpften.
1 Kommentar
Regierung in Polen
von Paulina am 23.01.2020 um 11:24 Uhr
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