20. Weltkrebstag

WHO warnt vor Verdoppelung der Krebserkrankungen bis 2040

Stuttgart - 04.02.2020, 16:30 Uhr

Der diesjährige Weltkrebstag steht unter dem Motto „Ich bin und ich werde“. (s / Foto: Screenshot / Union for International Cancer Control's (UICC))

Der diesjährige Weltkrebstag steht unter dem Motto „Ich bin und ich werde“. (s / Foto: Screenshot / Union for International Cancer Control's (UICC))


Die Zahl der Krebsfälle weltweit dürfte sich nach einer neuen Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2040 fast verdoppeln. Das geht aus dem alle fünf Jahre neu erstellten Weltkrebsreport der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) hervor. Im Jahr 2040 dürften etwa 29 bis 37 Millionen Menschen neu an Krebs erkranken, berichtet die IARC zum Weltkrebstag an diesem Dienstag. 

2018 erkrankten weltweit 18,1 Millionen Menschen neu an Krebs, 9,6 Millionen Menschen starben daran. Das geht aus dem neuen „World Cancer Report“ der IARC (International Agency for Research on Cancer) zum 20. Jubiläum des Weltkrebstages hervor. Diese Zahl dürfte sich weltweit bis 2040 fast verdoppeln, heißt es. Ein Grund dafür sei die steigende Lebenserwartung. 

Lungenkrebs ist die Nr. 1

Häufigster Krebstyp weltweit ist demnach Lungenkrebs, gefolgt von Brustkrebs und Darmkrebs. Lungenkrebs ist auch die häufigste krebsbedingte Todesursache, vor Darm- und Magenkrebs. Die Häufigkeit der Krebstypen kann je nach Land stark schwanken. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkrankt in Deutschland fast jeder Zweite an Krebs: Bei Frauen beträgt das Lebenszeitrisiko 42,6 Prozent, bei Männern 47,5 Prozent.

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Krebs zu überleben sei auch eine Frage des Wohlstands, so die IARC, die zur WHO gehört. Sowohl Betroffene in ärmeren Ländern als auch ärmere Bevölkerungsschichten in reichen Ländern hätten geringere Überlebenschancen. Die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, sei in Ländern mit hohen Einkommen zwischen 2000 und 2015 um 20 Prozent gesunken, in Ländern mit niedrigen Einkommen nur um fünf Prozent.

Geringerverdienende öfter von Krebs betroffen

Dass in Ländern mit hohen Einkommen Geringerverdienende öfter von Krebs betroffen sind als Besserverdienende, liege an vielen Faktoren, heißt es weiter. Dazu gehörten Unterschiede beim Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährung, Fettleibigkeit und sportlicher Betätigung. Geringverdienende gingen oft auch später zum Arzt und verpassten so eine frühe Diagnose, die eine Heilung wahrscheinlicher macht.

Deutschland: Anstieg der jährlichen Neuerkrankungen von 500.000 auf 600.000

Auch der Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Michael Baumann, geht von einer solchen Entwicklung, wie von der WHO beschrieben, aus. Gründe seien die wachsende und älter werdende Weltbevölkerung, aber auch „Lebensstilfaktoren“, sagte Baumann am Montag in Berlin. Für Deutschland erwarte man einen Anstieg der jährlichen Neuerkrankungen von derzeit 500.000 auf dann etwa 600.000 Fälle.

40 Prozent der Krebserkrankungen lassen sich verhindern

Baumann rief die Menschen zu einer gesundheitsbewussteren Lebensweise auf: „Nach heutigem Wissensstand könnte man, wenn man alles das einhält, was wir derzeit wissen, tatsächlich 40 Prozent der Krebserkrankungen durch primäre Prävention verhindern.“ Baumann nannte Punkte, die zwar viele Menschen wüssten, die aber trotzdem nicht gut umgesetzt würden: nicht rauchen, kein Übergewicht, körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, wenig oder kein Alkohol und „alle Impfungen und Vorsichtsmaßnahmen wahrnehmen, die gegen Krebserkrankungen empfohlen werden“.

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In Deutschland überlebten derzeit 65 Prozent aller an Krebs erkrankten Menschen für mindestens fünf Jahre. Damit sei Deutschland zwar international weit vorn. Das bedeute aber auch, „dass 35 Prozent aller Mitbürger, die an Krebs erkranken, eben nicht fünf Jahre überleben“.

Schärfere Regeln für Sonnenstudios

Der SPD-Gesundheitspolitiker und Mediziner Karl Lauterbach hat zum Weltkrebstag schärfere Regeln für Sonnenstudios gefordert. Es habe sich gezeigt, dass Betreiber sich nicht an die Verbote für Kinder und Jugendliche hielten, sagte Lauterbach der Deutschen Presse-Agentur. Die Deutsche Krebshilfe hatte am Montag unter Verweis auf Zehntausende Hautkrebserkrankungen in Deutschland pro Jahr eine Ausweitung auf ein generelles Solarienverbot gefordert.

Lauterbach schlug Testbesuche vor, um zu prüfen, ob Solarien rechtswidrig Minderjährige unter die künstliche Sonne lassen. „Wir müssen die dafür vorgesehenen Strafen deutlich erhöhen. Es handelt sich um eine Körperverletzung, die nach Jahren zu einer Krebserkrankung führen kann.“ Ein grundsätzliches Verbot für Erwachsene müsse überlegt werden, wenn es nicht gelinge die Jugendlichen besser zu schützen. Bei Solarien gebe es keine sichere Dosis. Lauterbach warnte auch vor einem falschen Bild in der Gesellschaft: „Gebräunte Haut ist nicht gesund. Sie altert schneller und kann Vorstufen zum Krebs entwickeln.“ 

Der diesjährige Weltkrebstag steht unter dem Motto „Ich bin und ich werde“ („I am an I will“). So soll laut DKFZ jeder Einzelne zum Nachdenken angeregt werden: „Was kann ich zur Bekämpfung von Krebs beitragen?“ 



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