Modellprojekt

Ärzte, Apotheker und Kassen in Hessen testen Videosprechstunde und E-Rezept

Berlin - 12.02.2020, 07:00 Uhr

In Hessen startet in Kürze ein E-Rezept-Projekt, an dem auch die Apotheker beteiligt sind. (s / Foto: imago images / Tack)

In Hessen startet in Kürze ein E-Rezept-Projekt, an dem auch die Apotheker beteiligt sind. (s / Foto: imago images / Tack)


In Hessen startet in Kürze ein weiteres E-Rezept-Projekt. Unter Federführung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen wollen die AOK, die DAK, der Hessische Apothekerverband (HAV) und das IT-Unternehmen Optica gemeinsam ein Telemedizin-Projekt starten, bei dem sich Patienten außerhalb der Öffnungszeiten von Arztpraxen in Videosprechstunden E-Rezepte ausstellen lassen können. Bei der Rezeptübermittlung wird ein zentrales E-Rezept-Portal und die Blockchain-Technologie verwendet. Ein Teil der Technik wurde aus Estland importiert. Apotheker, die Software der Noventi-Tochter Awinta nutzen, können sofort loslegen.

In Hessen sollen Patienten schon bald von einem neuen, digitalen Versorgungskonzept profitieren: In dem Bundesland soll demnächst die ärztliche Videosprechstunde starten, der Ärztliche Bereitschaftsdienst (ÄBD) des Landes soll die Online-Beratungen zunächst außerhalb der Öffnungszeiten anbieten, später ist der Roll-out auf alle niedergelassenen Arztpraxen geplant. Demnach sollen Patienten künftig nicht mehr unbedingt in eine ÄBD-Praxis fahren müssen, sondern sich online beraten lassen. Ist eine Arzneimittel-Verordnung nötig, kann der Arzt via E-Rezept verordnen.

Dafür haben die Projektbetreiber das E-Rezept-Portal „MORE“ gebaut. DAZ.online liegt die Konzeption des Projektes in schriftlicher Form vor. So funktioniert die Rezeptübermittlung in dem hessischen Projekt: Der Arzt erzeugt das E-Rezept und schickt es über das sichere Netz der KV (KV Connect) verschlüsselt an das von Optica bereitgestellte Verordnungsportal (MORE). Der mit dem Portal verbundene Server formatiert das empfangene Rezept um und trennt es in drei Bestandteile auf: Patientendaten, Verordnungsdaten sowie Arzt- und Krankenkassendaten. Die aufgesplitteten Informationen wandern in drei verschiedene Silos. Hier kommt die Blockchain-Technologie ins Spiel: Das Programm errechnet aus den Daten des E-Rezepts einen sogenannten Hash, eine Art Fingerabdruck in Form einer einmaligen Zeichenfolge, mit dem sich die zusammengehörenden Daten eindeutig identifizieren und so wieder zusammenfügen lassen. Mithilfe dieses Zeichens kann der Patient dann die Apotheke seiner Wahl dazu befähigen, das E-Rezept abzurufen.

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Awinta-Apotheker haben eine Schnittstelle

Die teilnehmenden Ärzte müssen vor dem Start des Projektes noch in Schulungen für die Videosprechstunden ausgebildet werden. Apotheken, die am Pilotprojekt teilnehmen wollen, müssen sich einmalig im Verordnungsportal registrieren. Für Awinta-Kunden gibt es den Informationen der KV zufolge schon eine Schnittstelle, sie importiert das E-Rezept automatisch in die Warenwirtschaft der Apotheken. Ansonsten könnten die Apotheker auch ohne Schnittstelle auf das E-Rezept-Portal zugreifen und die E-Rezepte von dort aus herunterladen. Einer gemeinsamen Mitteilung der Projektpartner zufolge soll das E-Rezept-Portal „im weiteren“ Verlauf an die Telematikinfrastruktur angebunden werden.

Was die Technik betrifft, hat das IT-Unternehmen mit dem estnischen IT-Unternehmen Nortal, das in Estland bereits digitale Lösungen im Gesundheitswesen umgesetzt hat, und der AOK-nahen Gevko zusammengearbeitet. Des Weiteren sind die Praxissoftware-Anbieter Indamed und das Softwarehaus Zollsoft eingebunden – ebenso wie der Apothekensoftware-Hersteller Awinta. Videosprechstunden-Anbieter in dem Modellprojekt ist die Firma Womba. Die Projektbeteiligten stehen eigenen Angaben zufolge in stetigem Kontakt mit der Gematik, die bis Ende Juni 2020 ihre Spezifikationen für die flächendeckende Einführung des E-Rezeptes bekanntgeben will.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Über den Zaun..

von Reinhard Rodiger am 12.02.2020 um 22:50 Uhr

zu schauen lohnt. Im "Osten" gibt es eine Abdeckung digitalen Zugangs von etwas mehr als 60%, im Südwesten Saarland/Rheinlandpfalz ähnlich, im Rest etwas über 80%.grob überschlägig sind etwa ein Drittel gar nicht erreichbar.Angeblich geht es um die aber!!.

Konsequenz: Telemedizin ist etwas für die ohnehin Versorgten, die Bequemen, die Zahlungskräftigen.Gleichzeitig entzieht sie den Ärzten Kunden.

Es gibt klare Beweise für die Wirkung von on-line-Praxen.
Nachdem in UK eine solche (nur London) zugelassen wurde, wuchs sie dramatisch.Sie hat kurzfristig eine Grössenordnung erreicht, in der sich nur 23 von 7000 finden.Es mag nicht alles vergleichbar sein, ein Hinweis ist es schon.Es entzieht den Niedergelassenen Erträge (Hier allerdings dem Staat).

Es ist schon ziemlich perfide, staatlich gefördert die Versorgung der digital nicht versorgten Gebiete zu unterlaufen und bei den gut Versorgten abzugreifen.

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Und dann....

von Karl Friedrich Müller am 12.02.2020 um 16:01 Uhr

..... machen wir eine Magenspiegelung. Schlucken Sie eben mal Ihr Smartphone....
.... protestieren Leute gegen weitere Funkmasten..... Digitalisierung ist nur für die gut versorgten Gebiete. .... und alle Anderen? Da gibt es weder Arzt, Apotheke noch Internet.
Prima ausgedacht.
Wieviel Ignoranz dürfen sich ein Staat, Minister und die Technik Affinen eigentlich leisten?

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