bündelung von Kapazitäten an sechs europäischen Standorten

Sanofi gründet bedeutenden Wirkstoffhersteller

Remagen - 26.02.2020, 15:15 Uhr

Sanofi will die API-Handels- und Entwicklungsaktivitäten an sechs seiner europäischen Wirkstoff-Produktionsstandorte kombinieren. ( t / Foto: imago images / STPP)

Sanofi will die API-Handels- und Entwicklungsaktivitäten an sechs seiner europäischen Wirkstoff-Produktionsstandorte kombinieren. ( t / Foto: imago images / STPP)


Gibt es bald Entspannung im europäischen Wirkstoffmarkt? Eine Mitteilung von Sanofi könnte Anlass zur Hoffnung geben. Der französische Pharmakonzern will einen neuen API-Auftragshersteller gründen, der breit aufgestellt werden und weltweit Platz 2 belegen soll.

Keine Frage, dass die Ankündigung von Sanofi gerade in der jetzigen Situation vielerorts mit Erleichterung aufgenommen werden wird. Mitten in der „Schockstarre“ durch die Coronavirus-Epidemie, in der Befürchtungen von weltweiten Arzneimittel-Lieferengpässen immer lauter werden, könnte der französische Pharmakonzern, einer der größten weltweit, schon bald „einspringen“. Wie Sanofi mitteilte, plant der Konzern die Gründung eines führenden europäischen Unternehmens, das sich der Auftragsherstellung und Vermarktung von Wirkstoffen widmen soll. Es soll ein eigenständiges Unternehmen sein, das die API-Handels- und Entwicklungsaktivitäten von Sanofi mit sechs seiner europäischen Produktionsstandorte für Wirkstoffe kombiniert: Brindisi (Italien), Frankfurt Chemistry (Deutschland), Haverhill (Großbritannien), St. Aubin les Elbeuf (Frankreich), Újpest (Ungarn) und Vertolaye (Frankreich).

Nach eigenen Angaben betreibt Sanofi derzeit insgesamt fünfzehn Fabrikationsanlagen für API. Das Portfolio umfasst mehr als 120 Wirkstoffe für Human-und Tierarzneimittel.

Zweitgrößtes API-Unternehmen der Welt

Angesichts des zunehmendem Medikamentenmangels, der sich kritisch auf die Patientenversorgung auswirkt, werde das neue Unternehmen dazu beitragen, die Herstellung von Wirkstoffen zu unterstützen und zu sichern sowie Kapazitäten für Europa und darüber hinaus bereitzustellen, heißt es in der Pressemitteilung von Sanofi. Mit der Neugründung soll auch der starken Abhängigkeit der Branche von API aus dem asiatischen Raum abgeholfen werden. Sanofi verweist an dieser Stelle auf einen CPA Industry Report aus dem Jahr 2019, nach dem 60 Prozent der weltweiten API-Massenproduktion in China und Indien stattfinden.

Mit einem erwarteten Umsatz von rund 1 Milliarde Euro bis 2022 werde das neue Unternehmen das zweitgrößte API-Unternehmen der Welt sein, kündigt Sanofi an. Es soll voraussichtlich 3.100 qualifizierte Mitarbeiter beschäftigen und seinen Hauptsitz in Frankreich haben.

Breites Portfolio an Volumen- und Nischenprodukten

„Basierend auf dem Fachwissen und der Erfahrung, die wir über Jahrzehnte in unserem industriellen Netzwerk gesammelt haben, würde diese neue Einheit dazu beitragen, eine größere Stabilität bei der Versorgung von Millionen von Patienten mit Medikamenten in Europa und darüber hinaus zu gewährleisten“, sagt Philippe Luscan, Executive Vice President, Global Industrial Affairs bei Sanofi. Als eigenständige Einheit solle das neue Unternehmen in der Lage sein, sein Wachstumspotenzial in einem Markt, der jährlich mit einem Tempo von 6 Prozent wachse, auszuschöpfen. Die unabhängige Geschäftstätigkeit soll dabei helfen, den Umsatz mit Dritten zu steigern, Partnerschaften mit anderen Pharmaunternehmen auszubauen und sich geschickt an die Kundenbedürfnisse anzupassen. Das neue Unternehmen sei einzigartig positioniert, um von seinen bedeutenden Wettbewerbsstärken zu profitieren, glaubt Sanofi. Dazu gehörten ein breites Portfolio an Volumen- und Nischenprodukten, hohe Qualitätsstandards, wettbewerbsfähige Preise, hochmoderne industrielle Anlagen und Technologien in ganz Europa, einschließlich Frankreich, Italien, Deutschland, Ungarn und Großbritannien sowie die Nutzung eines umfassenden kommerziellen Netzwerks in mehr als 80 Ländern.

Sanofi will selbst eine Minderheitsbeteiligung von ca. 30 Prozent an dem neuen Unternehmen halten, eine langfristige Kundenbeziehung mit dem neuen API-Lieferanten aufbauen und ein wichtiger Kunde bleiben. Um die optimalen Erfolgsbedingungen zu schaffen, soll das neue Spin-off schuldenfrei sein.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Gottseidank haben wir die Franzosen

von ratatosk am 26.02.2020 um 18:10 Uhr

Endlich mal ein Lichtblick ! Daß es die Franzosen sind ist nicht so überraschend, da gerade der französische Staat , anders als die deutsche Truppe !, mit großer Kompetenz und Gestaltungswillen ! mit der Problematik befaßt haben. Wir spielen uns ja nur noch mit digitalem Klimbim ! Schade ! - wieder eine vergeigte Chance für D.

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