Gastkommentar

Mit unpassenden Packungsgrößen Kasse machen: das Beispiel Polivy

Erding - 04.03.2020, 13:00 Uhr

Lassen sich innovative und teure monoklonale Antikörper wirklich nur in einer Packungsgröße herstellen? DAZ.online-Gastkommentator Dr. Franz Stadler kann dieses Verwurfs-trächtige Vorgehen der Industrie nur als „Abzocke“ verstehen. (Foto: Kadmy / stock.adobe.com)

Lassen sich innovative und teure monoklonale Antikörper wirklich nur in einer Packungsgröße herstellen? DAZ.online-Gastkommentator Dr. Franz Stadler kann dieses Verwurfs-trächtige Vorgehen der Industrie nur als „Abzocke“ verstehen. (Foto: Kadmy / stock.adobe.com)


Mit einer 100 mg und einer 10 mg könnten die Kosten erheblich sinken

Diese Verwurfskosten wären problemlos und deutlich zu reduzieren – beispielsweise durch die Markteinführung einer 100 mg-Packung und einer 10 mg-Packung, wie folgende Tabelle zeigt:  

Körpergewicht in kg

Dosis in mg

Verwurf in mg

Nettokosten

Bruttokosten

   

Verwurf

Verwurf

40

72

8

705,04 €

839,00 €

50

90

0

-   €

-   €

60

108

2

176,26 €

209,75 €

70

126

4

352,52 €

419,50 €

77

138,6

1,4

123,38 €

146,82 €

80

144

6

528,78 €

629,25 €

90

162

8

705,04 €

839,00 €

100

180

0

-   €

-   €

110

198

2

176,26 €

209,75 €

120

216

4

352,52 €

419,50 €

Die Summe der Bruttokosten für die möglichen Verwürfe, die in der rechten Spalte der beiden Tabellen ausgewiesen werden, würde in unserem Beispiel von 69783,63 Euro auf 3712,56 Euro oder um fast 95 Prozent (!) sinken. 

Fazit:

Wie gesagt, jeder darf und soll Gewinne machen. Aber diese dreiste Art von Abzocke ist erstens einem Weltkonzern wie Roche unwürdig und zweitens dürfte dies auch nicht erlaubt sein. Ohne großen Aufwand könnten die Zulassungsbehörden, unterstützt von den entsprechenden gesetzlichen Maßnahmen, beispielsweise in vergleichbaren Fällen mehrere geeignete Packungsgrößen oder/und längere Haltbarkeits-/Stabiltätsuntersuchungen fordern, damit eine sinnvolle und verwurfsarme Zubereitung der Infusionen möglich wird. Die Krankenkassen und damit das Solidarsystem wären dankbar.

Roche hat am 6.3.2020 Stellung zu diesem Kommentar bezogen. Den Beitrag finden Sie hier.



Dr. Franz Stadler
redaktion@daz.online


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