BPhD-Kolumne

Über das Impfen in der Apotheke und die Angst vor Veränderung

Berlin - 10.03.2020, 12:29 Uhr

In seinem neusten Positionspapier fordert der BPhD, dass, wenn die geplanten Modellprojekte zur Grippeschutzimpfung gut laufen, man das Angebot auch auf andere Impfungen ausweiten müsse, um langfristig Impfquoten zu erhöhen. ( r / Foto: imago images / ITAR-TASS)

In seinem neusten Positionspapier fordert der BPhD, dass, wenn die geplanten Modellprojekte zur Grippeschutzimpfung gut laufen, man das Angebot auch auf andere Impfungen ausweiten müsse, um langfristig Impfquoten zu erhöhen. ( r / Foto: imago images / ITAR-TASS)


Die Standespolitik darf den Weg nicht versperren 

Gerade im Kontext der gesamten Debatte um die Stärkung der Vor-Ort-Apotheke und der Kompetenzerweiterung für Apothekerinnen und Apothekern erscheint es ziemlich paradox, dass sich einzelne Kammern – wie die LAK Brandenburg in ihrer Resolution aus dem November 2019 – gegen das Impfen in Apotheken positionieren. Während sich sogar die Medizinstudierenden dafür aussprechen, durch das Impfen in Apotheken einen niederschwelligen Zugang zu Impfungen zu gewährleisten, hält man das Impfen in Brandenburg aber offenbar für eine „komplexe Aufgabe“ und „ordinär ärztliche Tätigkeit“, die nicht „im Rahmen einer einmaligen Schulung erlernt werden kann“.

Die Landesapothekerkammer Thüringen geht mit ihrem Beschluss sogar noch weiter und weigert sich, das Berufsrecht zu ändern und versperrt damit den Weg für alle engagierten thüringer Apothekerinnen und Apotheker. Modellprojekte zu Impfungen in der Apotheke sind ja keine Verpflichtung – mit so einer Entscheidung schränkt man aber massiv diejenigen ein, die sich das Impfen in der Apotheke zutrauen würden. Parallel dazu versucht man im Thüringer Landtag Anreize zu schaffen, um Pharmaziestudierende nach der Approbation im Land zu halten. Durch die Entscheidung der Kammer wird man aber junge, motivierte Approbierte verprellen. Immerhin hat sich der Berufsnachwuchs mit überwältigender Mehrheit für das Impfen in der Apotheke ausgesprochen. Ich hoffe, dass dieser unkollegiale Beschluss so früh wie möglich rückgängig gemacht wird. 

In der Brandenburger Resolution heißt es zudem, es gebe keine Notwendigkeit, die etablierten und funktionierenden Strukturen aufzubrechen und einer „nicht erstrebenswerten Aufgabe des Systems der Trennung von ärztlicher und apothekerlicher Tätigkeit unnötig Vorschub zu leisten“. Im Gegenteil: Meiner Meinung nach sollten wir endlich anfangen, alte, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Die Mauern zwischen den Professionen im Gesundheitsbereich verhindern eine sicherere und effizientere Gestaltung der Gesundheitsversorgung und bewirken nur Mehrkosten im System. 

(Foto: BPhD)

Wir diskutieren Tag ein und Tag aus über die Zukunft der öffentlichen Apotheke. Durch eine solche Resolution wird aber eines der größten Probleme der Apothekerschaft klar: Angst vor Veränderung. Sollten wir uns nicht lieber in neue Gebiete vorwagen und versuchen, gemeinsam mit allen Beteiligten die Apotheke weiter zu entwickeln? Das Impfen bietet einen guten Einstieg: Es kann die Apotheke als Ort der Gesundheitsvorsorge festigen und die Bevölkerung langfristig an die Apotheke binden. Diese Kompetenzerweiterung kann uns nur stärken. Liebe Apothekerinnen und Apotheker, haben Sie den Mut sich an Modellprojekten zu beteiligen. Zeigen Sie der Bevölkerung, was die Apotheke alles leisten kann und warum wir unverzichtbar sind und es immer sein werden.



Ilias Essaida, Beauftragter für Gesundheitspolitik, BPhD e.V.
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Keiner

von Karl Friedrich Müller am 10.03.2020 um 21:01 Uhr

Hat Angst vor Veränderungen. Aber vor Ausbeutung, Überlastung, Überforderung, Überbürokratisierung. Davor, trotz hohem Engagement keine Wertschätzung zu erhalten, dass die ausländische Konkurrenz über Gebühr gefördert wird und letztlich trotz viel Arbeit nur der Bankrott bleibt. Die Altersversorgung wurde nebenbei auch gestohlen und zumindest teilweise zerstört.
Impfen und andere „neue“ Dienstleistungen bringen wenig Geld und viel Bürokratie. Ruinös. Dazu sind die Leistungen gedeckelt, so dass auch noch eine Priorsierung stattfinden soll.
Für mich ein Wahnsinn

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