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Steigende Infektionszahlen durch Opioidkrise
US-Experten: Hepatitis-C-Screening für alle Erwachsenen
Eine der Begleiterscheinungen der US-Opioid-Krise ist ein dramatischer Anstieg der Hepatitis-C-Infektionen. Schätzungsweise haben sich im Jahr 2019 rund 44.700 US-Amerikaner mit dem Virus infiziert. Deswegen und weil gleichzeitig auch die Behandlung immer günstiger wird, rät die Preventive Services Task Force allen Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren sich testen zu lassen.
Viele Opioidsüchtige US-Amerikaner haben ihre Drogenkarrieren ganz legal begonnen, nämlich mit ärztlichen Verordnungen. Und zwar insbesondere Verordnungen des oxycodonhaltigen Schmerzmittels Oxycontin, das, so lautet heute der Vorwurf, von der Pharmaindustrie unter Verharmlosung der Risiken aggressiv vermarktet und von Ärzten leichtfertig verschrieben wurde. Erst später wechselten diese Schmerzpatienten dann auf illegale Substanzen, die auch intravenös konsumiert werden. Die Folge: ein drastischer Anstieg der Hepatitis-C-Infektionen in den letzten Jahren. Zuvor waren diese um mehr als 95 Prozent gefallen. Hintergrund für den Rückgang war die routinemäßige Testung von Blutprodukten. Doch seit 2011 steigen die Fallzahlen wieder an – um 140 Prozent schätzt die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC). 2017 infizierten sich schätzungsweise rund 44.700 US-Amerikaner mit dem Virus und somit fast viermal so viele wie noch 2010.
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Etwa 2,4 Millionen US-Amerikaner (der insgesamt 327 Millionen Einwohner) leben derzeit mit einer chronischen Hepatitis C. Aktuellen Berechnungen zufolge soll das Hepatitis-C-Virus in den USA für mehr Todesfälle verantwortlich zeichnen als die in der Häufigkeit folgenden 60 Infektionskrankheiten zusammen, darunter auch HIV und Tuberkulose. Und das geschehe, obwohl mittlerweile eine sichere und wirksame Therapie für Hepatitis existiere, deren Preis kontinuierlich sinke, so der Direktor des hepatologischen Instituts des Mount Sinai Health System in New York City, Dr. Douglas Dieterich. Eigentlich habe man das Virus bis 2030 eliminieren wollen, doch aktuell verliere man diesen Kampf, so Dieterich weiter.
Alle zwischen 18 und 79 Jahren sollen sich testen lassen
Vor diesem Hintergrund empfiehlt nun die US Preventive Services Task Force (USPSTF) allen Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren ein Hepatitis C-Screening. Bereits 2013 hatte es eine derartige Empfehlung für die sogenannten Baby-Boomer gegeben, also die zwischen 1945 und 1965 Geborenen, weil diese möglicherweise mit dem damals nicht bekannten Virus verunreinigte Blutprodukte erhalten hatten, insbesondere zu Zeiten des Vietnam-Kriegs.
Medicare und Medicaid sollen Kosten tragen
Das Screening soll demnach im Rahmen der normalen Vorsorgeuntersuchungen stattfinden. Die Empfehlung, die im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2020; doi: 10.1001/jama.2020.1123) veröffentlicht wurde, hat den „Grad B“. Das bedeutet, dass Medicare und Medicaid den Test und eine eventuell daraus resultierende Behandlung zahlen müssen – und zwar im Normalfall ohne Eigenanteil für den Patienten. Weil dann große Krankenversicherer oft nachziehen, verspricht sich die USPSTF davon eine Zunahme von Behandlungen.
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Evidenz gering
Auch wenn sich die USPSTF auf einen Evidenzreport stützt, sei die Evidenz der Empfehlung allerdings gering – das merkt das Ärzteblatt an. So habe es niemals randomisierte Studien zum Nutzen des Screenings gegeben und werde es auch in der Zukunft nicht, heißt es weiter. Auch die Schätzungen zu der Zahl der Personen, die gescreent werden müssen, um eine Erkrankung zu entdecken, seien vage. Die Number Needed to Screen liege bei einem risikobasierten Screening bei 15 und bei 29 bei einem Screening ganzer Geburtsjahrgänge. Diese relativ günstigen Werte erklärten sich durch die hohe Prävalenz der chronischen Hepatitis C in den USA. Laut CDC-Schätzungen sind 2,4 Millionen der insgesamt 327 Millionen Einwohner infiziert.
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