Großbritannien

Coronakrise: Apotheken bekommen 300 Millionen Pfund vorab

Remagen - 01.04.2020, 16:00 Uhr

In Großbritannien bekommen die Apotheken in der Coronakrise immer mehr Aufgaben zugesprochen. Nun sollen sie eine Finanzspritze erhalten. (m / Foto: imago images / Prime Media)

In Großbritannien bekommen die Apotheken in der Coronakrise immer mehr Aufgaben zugesprochen. Nun sollen sie eine Finanzspritze erhalten. (m / Foto: imago images / Prime Media)


Wie die britischen Apotheker mit der Krise umgehen

Wo die Apotheker in Großbritannien in Zeiten der Coronakrise sonst noch der Schuh drückt und was sie dagegen unternehmen, ist im COVID-19-Update des „Pharmaceutical Journal“ nachzulesen (Stand: 31. März 2020). DAZ.online hat einen Blick hineingeworfen.

  • Nach der aktualisierten Standard Operating Procedure (SOP) für Offizinapotheken vom 22. März 2020 dürfen Apotheken „nach Ermessen des verantwortlichen Apothekers“ zeitweilig zumachen, wenn sie „erheblichem Druck“ ausgesetzt sind.
  • Große Apothekenketten haben daraufhin angekündigt, ihre Öffnungszeiten zu verkürzen, um den Mitarbeitern mehr Zeit für die Vorbereitung der Rezepte zu geben und ihnen gewisse Ruhepausen einzuräumen. Die Apotheken von Rowlands und Lloyds in England, Schottland und Wales öffnen nun eine Stunde später um 10:00 Uhr. Einige machen auch früher zu und beide für eine Stunde zur Mittagszeit.
  • In einem gemeinsamen Schreiben empfehlen verschiedene Apothekerorganisationen Apotheken, in denen die Zwei-Meter-Abstandregel wegen beengter Räumlichkeiten nicht eingehalten werden kann, die Apothekentüren für die Patienten zu schließen und diese nur noch kontrolliert einzulassen.
  • Die Unterhändler der Apotheker haben Public Health England (PHE) aufgefordert, ihre Empfehlungen zur persönlichen Schutzausrüstung (PSA) dringend zu „überprüfen“. Diese trügen dem Risiko, dem die Apotheker ausgesetzt seien, nicht genügend Rechnung, so die Kritik.
  • Nach der SOP von NHS England (Stand: 22. März 2020) soll die Schutzkleidung nur notwendig sein, wenn der Kontakt mit dem Kunden innerhalb eines Abstands von zwei Metern stattfindet. Für „Social Distancing“ seien viele Apotheken jedoch zu klein und die Pakete mit Schutzausrüstung, die die Apotheken bekommen haben, nicht ausreichend. Deshalb würden während der COVID-19-Pandemie weitere Lieferungen von Handschuhen, Masken und Schürzen benötigt.
  • Der NHS hat einen Service eingerichtet, über den freiwillige Helfer für die Apotheken Medikamente an Patienten nach Haus liefern können. Sie werden dafür extra geschult. Das Ganze läuft über die „Good Sam App“. 750.000 Freiwillige haben sich dort schon gemeldet.
  • Der General Pharmaceutical Council (GPhC) hat bereits mehr als 3300 Apotheker und 2900 Pharmazeutisch-technische Assistenten registriert, die in den letzten drei Jahren nicht mehr im Beruf gestanden haben und während der COVID-19-Pandemie aushelfen wollen. Das Center for Postgraduate Pharmacy Education (CPPE) bietet einen Online-Kurs für die Wiedereinesteiger an.
  • Die Royal Pharmaceutical Society (RPS) hat an die Polizei geschrieben und um einen besseren Schutz des Apothekenpersonals während des COVID-19-Ausbruchs gebeten. In letzter Zeit war vermehrt über aggressives Auftreten von Kunden geklagt worden.

Anerkennung aus dem Königshaus

Und wer meint, dass die Apotheker für ihr Krisenmanagement in Corona-Zeiten nicht genügend Anerkennung erhalten, dem empfehlen wir, in diesen Tweet reinzuschauen: Am Donnerstagabend klatschten die Royals höchstselbst für die Gesundheitsberufe inklusive der Apotheker. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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