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Laborparameter: Bei welchen Arzneimitteln sollten sie regelmäßig erfasst werden?

Stuttgart - 02.04.2020, 10:59 Uhr

Großes oder kleines Blutbild? Was ist der Unterschied und was sagen die einzelnen Laborparameter überhaupt aus? Immer wieder werden auch Apotheker mit solchen Fragen konfrontiert. (b/Foto: Henrik Dolle / stock.adobe.com)

Großes oder kleines Blutbild? Was ist der Unterschied und was sagen die einzelnen Laborparameter überhaupt aus? Immer wieder werden auch Apotheker mit solchen Fragen konfrontiert. (b/Foto: Henrik Dolle / stock.adobe.com)


Vorsicht Agranulozytose

Anhand eines Falls aus der Praxis stellte Richling die wichtigen Parameter eines Blutbildes vor. Sie erklärte die Unterschiede zwischen einem kleinen Blutbild [Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozytenindizes (MCV, MCH, MCHC), Leukozyten, Thrombozyten] und einem großen Blutbild [zusätzlich Differenzierung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) in ihre Untergruppen]. Und sie machte deutlich, dass Anämie nicht gleich Anämie bedeutet, was sich auch aus dem Blutbild ablesen lässt. Anhand der Retikulozyten könne man beispielsweise sehen, ob eine Anämie-Therapie Wirkung zeige. 

Fallbeispiel Methotrexat

Besonders relevant für Apotheker waren dann auch die Ausführungen zu Neutropenie (Granulozytenzahl <1500/µl) und Agranulozytose (<500/µl). Denn diese seien häufig arzneimittelbedingt (>130 Arzneistoffe). Am bekanntesten dürften dabei die beiden Beispiele Metamizol und Clozapin sein. In der Folge kann es unspezifisch zu Halsschmerzen, erhöhter Temperatur oder Fieber, Mundschleimhautentzündung, Infektionen und gestörter Wundheilung kommen. 

Methotrexat (MTX) gehört zu den Arzneimitteln, für die Apotheker – zumindest bezüglich Anwendungsfehlern – mittlerweile wahrscheinlich ein ausgeprägtes Problembewusstsein entwickelt haben. Doch Agranulozytose gehört bei MTX zu den „häufigen“ Nebenwirkungen, während sie bei Clozapin laut Fachinformation „gelegentlich“ und bei Metamizol „sehr selten“ auftritt. 

Und so verwies Richling in einem Praxisbeispiel auf einen MTX-Patienten, bei dem es zu einer Panzytopenie kam, in dessen Folge der Patient verstarb. (Fachinfo: „Methotrexat kann die Hämatopoese unterdrücken und dadurch Anämie, aplastische Anämie, Panzytopenie, Leukopenie, Neutropenie und/ oder Thrombozytopenie hervorrufen.“)



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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