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Schwarzwälder Frühjahrskongress im Web
Laborparameter: Bei welchen Arzneimitteln sollten sie regelmäßig erfasst werden?
Beim diesjährigen Schwarzwälder Frühjahrskongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg drehte sich alles um das Thema Blut. Im ersten Vortrag am Samstagnachmittag brachte Ina Richling, PharmD, den Zuhörern vor den heimischen Bildschirmen die Laborparameter näher. Aufgrund der Coronakrise wurde der Kongress, der sonst in Villingen-Schwenningen stattfindet, nämlich kurzerhand ins Web verlegt.
Patrick Schäfer (Leitung Aus-, Fort-, Weiterbildung bei der LAK BW) und Denise Kohler (Ausbildung Apotheker bei der LAK BW) führten vergangenes Wochenende Baden-Württembergs Apotheker durch den 48. Schwarzwälder Frühjahrkongress. Das besondere daran: Sie taten dies via Livestream übers Internet, unter anderem mit der Bitte, dass – für einen reibungslosen Ablauf – andere im Haushalt lebende Mitbewohner parallel keine Serien oder ähnliches streamen sollten. Die Serverkapazitäten seien nämlich extrem belastet und man bat um Geduld. Doch diese war nicht nötig – zumindest in Stuttgart war der Webkongress ohne größere Komplikationen vor dem heimischen Bildschirm gut zu empfangen.
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Die erste Referentin wurde aus Menden im Sauerland zugeschaltet: Ina Richling, PharmD, tätig an der Zentralapotheke der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis in Iserlohn. Ihr Vortrag stand ganz im Zeichen der Blutwerte, doch ging sie – die vor und während ihrem Studium bereits als MTA (Medizinisch-technische Assistentin) gearbeitet hat – dabei nicht nur von A bis Z alle Werte durch. Einen besonderen Fokus legte sie darauf, Laborparameter richtig zu verstehen und zu interpretieren – anhand vieler Praxisbeispiele.
„Werte nicht isoliert betrachten” und „immer auf die Einheiten achten”
Und so war auch eine ihrer wichtigsten Botschaften gleich zu Beginn: „Laborwerte nie isoliert betrachten!“ Man solle immer das Gesamterscheinungsbild des Patienten miteinbeziehen. Denn auch die Referenzwerte, die einer Gauß´schen Normalverteilung entsprechen, werden immer von der entsprechenden Population und dem Testverfahren beeinflusst. Naheliegend sind beispielsweise Geschlechterunterschiede. Richling verwies aber auch auf vermeintlich erhöhte Kaliumwerte, die zum Beispiel durch eine falsche Lagerung des Blutabnahmeröhrchens entstehen könnten.
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Auch auf die statistischen Begriffe der Sensitvität und Spezifität ging Richling kurz ein. Sie verwies dazu auf Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Die Einführung der HIV-Selbsttests hob sie dabei positiv hervor (Sensitivität 100 Prozent, Spezifität 99,8 Prozent), und den berüchtigten Heidelberger Blut-Test zur Brustkrebserkennung nannte sie als Negativbeispiel (75 Prozent Sensitivität, keine Angaben zur Spezifität).
Vorsicht Agranulozytose
Anhand eines Falls aus der Praxis stellte Richling die wichtigen Parameter eines Blutbildes vor. Sie erklärte die Unterschiede zwischen einem kleinen Blutbild [Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozytenindizes (MCV, MCH, MCHC), Leukozyten, Thrombozyten] und einem großen Blutbild [zusätzlich Differenzierung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) in ihre Untergruppen]. Und sie machte deutlich, dass Anämie nicht gleich Anämie bedeutet, was sich auch aus dem Blutbild ablesen lässt. Anhand der Retikulozyten könne man beispielsweise sehen, ob eine Anämie-Therapie Wirkung zeige.
Fallbeispiel Methotrexat
Besonders relevant für Apotheker waren dann auch die Ausführungen zu Neutropenie (Granulozytenzahl <1500/µl) und Agranulozytose (<500/µl). Denn diese seien häufig arzneimittelbedingt (>130 Arzneistoffe). Am bekanntesten dürften dabei die beiden Beispiele Metamizol und Clozapin sein. In der Folge kann es unspezifisch zu Halsschmerzen, erhöhter Temperatur oder Fieber, Mundschleimhautentzündung, Infektionen und gestörter Wundheilung kommen.
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Methotrexat (MTX) gehört zu den Arzneimitteln, für die Apotheker – zumindest bezüglich Anwendungsfehlern – mittlerweile wahrscheinlich ein ausgeprägtes Problembewusstsein entwickelt haben. Doch Agranulozytose gehört bei MTX zu den „häufigen“ Nebenwirkungen, während sie bei Clozapin laut Fachinformation „gelegentlich“ und bei Metamizol „sehr selten“ auftritt.
Und so verwies Richling in einem Praxisbeispiel auf einen MTX-Patienten, bei dem es zu einer Panzytopenie kam, in dessen Folge der Patient verstarb. (Fachinfo: „Methotrexat kann die Hämatopoese unterdrücken und dadurch Anämie, aplastische Anämie, Panzytopenie, Leukopenie, Neutropenie und/ oder Thrombozytopenie hervorrufen.“)
DEGAM-Handlungsempfehlung zum Medikamentenmonitoring
Im Vortrag wurde also deutlich, dass ein Medikamentenmonitoring über Laborwerte sehr sinnvoll ist. Doch wonach können sich Ärzte und Apotheker richten? Bei welchen Arzneimitteln sollten, neben der Erfassung klinischer Symptome, regelmäßig auch technische und laborchemische Untersuchungen erfolgen? Richling verwies dazu auf die „DEGAM S1-Handlungsempfehlung Medikamentenmonitoring“, die mittlerweile allerdings abgelaufen ist – sie war bis September 2018 gültig.
Darin wird nicht nur aufgeführt, welche Arzneimittel überwacht werden sollten, sondern auch auf welche Laborparameter und über welchen Zeitraum sowie in welchen Intervallen.
Für MTX sollten demnach auch bei Langzeitbehandlung einmal im Quartal die Laborparameter überprüft werden. Übrigens wird auch Chloroquin, dessen Sicherheit derzeit im Rahmen der Coronakrise heiß diskutiert wird, in der Liste aufgeführt.
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Zum Schluss ging Richling noch auf die häufigste Art der Anämien – die Eisenmangelanämie – ein und widmete sich den wichtigen Parametern der Niere. Speziell dem Spurenelement Eisen schenkte schließlich Dr. rer. nat. Dipl. Pharm. Dirk Keiner von der Klinikumsapotheke Weimar im letzten Vortrag am Samstagabend seine Aufmerksamkeit. Am Sonntagvormittag drehte sich schließlich alles um Antikoagulanzien und Gerinnungsstörungen.
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