Vorwurf mangelnde Unabhängigkeit

Was ist dran an der WHO-Kritik?

Berlin - 20.05.2020, 17:15 Uhr

Die Weltgesundheitsorganisation ist zuletzt in die Kritik geraten - einerseits für ihr Krisenmanagement während der Coronavirus-Pandemie, andererseits aber auch für ihre finanzielle Abhängigkeit von privaten Spendern. (s/ Foto: imago images/Steinach)

Die Weltgesundheitsorganisation ist zuletzt in die Kritik geraten - einerseits für ihr Krisenmanagement während der Coronavirus-Pandemie, andererseits aber auch für ihre finanzielle Abhängigkeit von privaten Spendern. (s/ Foto: imago images/Steinach)


So finanziert sich die WHO

In der Tat: Die WHO würde der Ausfall der US-Beiträge empfindlich treffen. Sie sind der größte Beitragszahler, sowohl bei den Pflicht- als auch bei den freiwilligen Beiträgen. Insgesamt haben die USA nach Angaben der US-Vertretung in Genf im vergangenen Jahr rund 453 Millionen US-Dollar an die WHO gezahlt. Das ist mehr als die beiden nächstgrößten Zahler Großbritannien und Deutschland zusammen – und nach US-Berechnungen zehnmal so viel wie China.

Das Budget der WHO speist sich vor allem aus Spenden und nur noch zu weniger als einem Viertel aus verpflichtenden Beiträgen der Mitgliedsstaaten. Für die Jahre 2020 und 2021 sind vonseiten der USA jeweils fast 116 Millionen US-Dollar fällig. Chinas Beitrag liegt für diese beiden Jahre bei jeweils rund 57 Millionen US-Dollar.

Einige Spenden sind zweckgebunden

Hinzu kommen freiwillige Beiträge, die sich im Fall der USA laut WHO in den Jahren 2018 und 2019 auf insgesamt mehr als 656 Millionen Dollar beliefen. China kam auf mehr als 10 Millionen US-Dollar. Auch die Bill and Melinda Gates Foundation zählt zu den größten Spendern. Das wiederum schränke die Unabhängigkeit der WHO weiter ein, so die Kritiker: Denn die Stiftung kann darüber entscheiden, für welche Zwecke das Geld verwendet wird.

Entwicklungsminister Müller sagte, es sei wichtig, die ärmsten Länder beim Kampf gegen das Virus jetzt zu unterstützen. „Es ist gut, dass sich auch China daran beteiligt.“ Um die Corona-Krise zu bewältigen, sei mehr internationale Zusammenarbeit notwendig. Die WHO sei „trotz der derzeitigen Kritik dafür unverzichtbar“. Entscheidend sei, eine angemessene Grundfinanzierung der WHO sicherstellen – „ohne auf private Spenden angewiesen zu sein“.



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