Vorwurf mangelnde Unabhängigkeit

Was ist dran an der WHO-Kritik?

Berlin - 20.05.2020, 17:15 Uhr

Die Weltgesundheitsorganisation ist zuletzt in die Kritik geraten - einerseits für ihr Krisenmanagement während der Coronavirus-Pandemie, andererseits aber auch für ihre finanzielle Abhängigkeit von privaten Spendern. (s/ Foto: imago images/Steinach)

Die Weltgesundheitsorganisation ist zuletzt in die Kritik geraten - einerseits für ihr Krisenmanagement während der Coronavirus-Pandemie, andererseits aber auch für ihre finanzielle Abhängigkeit von privaten Spendern. (s/ Foto: imago images/Steinach)


Steht eine Reform der WHO an?

Derzeit steht vor allem die Kritik am Vorgehen Trumps im Vordergrund. Dennoch gibt es Forderungen nach Reformen der WHO derzeit längst nicht nur in den USA, wie sich anlässlich der WHO-Jahrestagung zeigte. Die Weltgesundheitsorganisation müsse unabhängiger vom Einfluss einzelner Staaten und in ihrer koordinierenden Funktion stärker werden, sagte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). 

Deutschland und Frankreich wollen dem Minister zufolge ein Reformkonzept vorgelegen und während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 weiter entwickeln, sagte Spahn. Er betonte mit Blick auf die Corona-Pandemie: „Das Virus kennt keine Grenzen, also darf auch der Kampf gegen das Virus keine Grenzen kennen.“ Es brauche dafür anerkannte und gut funktionierende internationale Organisationen. „Hier leistet die WHO einen entscheidenden Beitrag, aber es geht in der Zukunft noch besser.“ Das Bundesgesundheitsministerium hat der WHO nach eigenen Angaben nun weitere 66 Millionen Euro bereitgestellt. Davon sollen 25 Millionen Euro dem Kampf gegen die Corona-Pandemie dienen und 41 Millionen Euro der Arbeit in Bezug auf weltweite Gesundheitskrisen.

Expertengruppe spricht sich für Überarbeitung von WHO-Vorschriften aus

Auch eine unabhängige Expertengruppe hat angesichts der Corona-Krise eine Überarbeitung von Vorschriften bei der WHO angeregt. Die Frage, welche Grenz- und Reiseempfehlungen sie bei einer Pandemie abgeben soll, müsse neu beleuchtet werden, forderte das Gremium, das die WHO-Arbeit bei Notlagen überwachen soll. Die Gruppe legte bereits am vergangenen Montag einen ersten Bericht über die WHO-Arbeit im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus vor. Auch das System der Erklärung einer „gesundheitlichen Notlage von internationaler Bedeutung“ müsse überdacht werden. Viele Länder hätten darauf nicht angemessen mit Vorbereitungen reagiert. Besser sei vielleicht ein Alarmsystem mit mehreren Stufen.

Die Expertengruppe verwies auf die von den WHO-Mitgliedsländern beschossenen internationalen Gesundheitsvorschriften, wonach Grenzmaßnahmen zur Eindämmung einer Pandemie den Reise- und Handelsverkehr möglichst nicht stören sollen. Die Vorschriften sehen Maßnahmen wie Fiebermessstationen vor. Allerdings hätten mehr als 100 Staaten der WHO später zusätzliche Maßnahmen wie Grenzschließungen gemeldet. „Es könnte angebracht sein, dass die Mitgliedsländer die Rolle des WHO-Sekretariats in Bezug auf Reisehinweise in einer Pandemie überprüfen“, heißt es in dem Bericht.



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