COVID-19

Diese Arzneimittel testen Forscher gegen Zytokinstürme

Remagen - 29.05.2020, 07:00 Uhr

Bei schwer an COVID-19 Erkrankten ist das Interleukin-6-Niveau (IL-6) im Serum signifikant erhöht. Das ist ein Ansatz für die Forschung: Der monoklonale Antikörper Tocilizumab kann die Entzündungs-Signalkaskade unterdrücken. (Foto: Juan Gärtner / stock.adobe.com)

Bei schwer an COVID-19 Erkrankten ist das Interleukin-6-Niveau (IL-6) im Serum signifikant erhöht. Das ist ein Ansatz für die Forschung: Der monoklonale Antikörper Tocilizumab kann die Entzündungs-Signalkaskade unterdrücken. (Foto: Juan Gärtner / stock.adobe.com)


Agonisten des Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptors, Januskinase-Inhibitoren und Interleukin-1-Antagonsiten

Sphingosin-1-Phosphat (S1P) ist ein Signal-Lysophospholipid, das die Synthese und Sekretion von Zytokinen fördert. Funktionelle Antagonisten wie Fingolimod, die auf S1P 1 abzielen, kommen daher ebenfalls für die Unterdrückung des Zytokinsturms in Frage. Eine Phase-II-Studie in China mit dem S1P-Rezeptor-Regulator Fingolimod (Gilenya®) von Novartis läuft noch bis Juli 2020 (NCT04280588).

Opaganib (Yeliva®) ist ein neuer „first-in-class“, oral verabreichter, selektiver Sphingosinkinase-2-Inhibitor (SK2) der israelischen Firma RedHill, der die Synthese von S1P blockiert und damit quasi indirekt antientzündlich wirkt. Präklinische Daten sollen auch antivirale Aktivitäten gezeigt haben. Opaganib könnte also in der Therapie von COVID-19 zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der SK2-Inhibitor wird in Italien in einem Härtefallprogramm erprobt. Eine Phase-II-Studie in den USA ist genehmigt.

Januskinase-Inhibitoren 

Januskinasen sind an der Signalweiterleitung von Zytokinen und Wachstumsfaktoren in den Zellkern beteiligt. Hemmstoffe wirken entzündungshemmend, selektiv immunmodulierend und antiproliferativ. Der Januskinase-Inhibor Baricitinib (Olumiant®) von Eli Lilly hat eine Studie mit COVID-19-Patienten in Italien (NCT04358614) bereits abgeschlossen. 

Mit Ruxolitinib (Jakavi®) von Novartis wurde eine Phase-II-Studie unter der Leitung der Universität Jena gestartet (NCT04338958).

Interleukin-1-Antagonisten 

Kürzlich wurden die Ergebnisse einer Behandlungsserie mit dem Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten Anakinra (Kineret®) in Lancet Rheumatology publiziert. Die hochdosierte intravenöse Gabe schwächte den Zytokinsturm bei Patienten mit COVID-19 deutlich ab. Daneben wird Anakinra derzeit mit einer nur etwa halb so hohen Dosis in einer randomisierten klinischen Studie an vier Zentren in Italien untersucht (NCT04324021). Ergebnisse sollen im September vorliegen. 

Mit dem Interleukin-1ß-Blocker Canakinumab (Ilaris®) von Novartis, der zur Behandlung mehrerer Autoimmunkrankheiten zugelassen ist, wurde Ende April eine Phase-III-Studie in den USA, Spanien und UK gestartet (NCT04362813).



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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