Coronakrise

Österreich: Fremdeln die Apotheker mit dem E-Rezept?

Remagen - 02.06.2020, 12:15 Uhr

Während der Coronakrise wurden einige Teile der Arzneimittelversorgung in Österreich früher als geplant digitalisiert. Doch mit elektronischen Verordnungen gibt es nun einige Probleme. (x / Foto: imago images / Eibner Europa)

Während der Coronakrise wurden einige Teile der Arzneimittelversorgung in Österreich früher als geplant digitalisiert. Doch mit elektronischen Verordnungen gibt es nun einige Probleme. (x / Foto: imago images / Eibner Europa)


Coronavirus als Wegbereiter für das E-Rezept

Dann brach das Coronavirus über die Arzneimittelversorgung herein. Die Patienten gingen nicht mehr so gerne zum Arzt und in die Apotheken. So wurden rasch alternative Lösungen geschaffen, vor allem für jene, die eine Dauermedikation brauchen. Ab sofort sollte ein Anruf des Patienten beim Arzt genügen, der das Rezept daraufhin per E-Mail oder Fax an die vom Patienten gewählte Apotheke schicken sollte. „Der Patient kann die Medikamente dann entweder selbst in der jeweiligen Apotheke abholen oder eine andere Vertrauensperson damit beauftragen“, erklärte Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr das weitere Vorgehen. Alternativ sollte auch eine Lieferung nach Hause möglich sein.

Klappt E-Medikation noch nicht richtig?

Daneben soll ein Rezept für die Dauer der Pandemie auch über die Anwendung E-Medikation generiert werden können und darüber elektronisch in die Apotheke gelangen. Dort können die Patienten oder eine andere Person die benötigten Medikamente dann ebenfalls ohne Papierrezept unter Angabe des Namens, der Sozialversicherungsnummer und der zuständigen Krankenkasse abholen. Diese Form sei in technischer Vorbereitung, schrieb der Apothekerverband Mitte März

Aus der Praxis wisse man aber schon, dass das System E-Medikation nicht immer ausreichend funktioniere. Diese Einschätzung teilt auch Volker Schörghofer vom Dachverband der Sozialversicherungsträger. „Wir verwenden die E-Medikation jetzt als E-Rezept“, hatte er gegenüber ORF.at erklärt und darauf verwiesen, dass es auch Patienten gebe, die bei der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) nicht mitmachen wollen und deshalb das „Opt-out“ gewählt haben.

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Versenden von Rezepten per Mail oder Fax zu unsicher

Auch jetzt scheinen sich die Apotheker noch nicht so recht mit dem E-Rezept in der derzeitigen „frühreifen“ Form anfreunden zu können. Patienten hätten nicht immer einen Vorteil, wenn der Arzt das Rezept direkt an die Apotheke schicke, bemerkt der Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, Christian Wurstbauer, im Gespräch mit ORF.at. Das Versenden des Rezepts per Mail oder Fax sei ein höchst unsicherer Weg. Der Arzt schicke das Rezept an eine Apotheke, der Patient gehe aber in eine andere, oder glaube, das Rezept sei schon da und müsse dann ein zweites Mal kommen, wenn es tatsächlich eingetroffen sei, schilderte Wurstbauer die Problemfelder.

E-Medikation nicht für elektronische Rezepte gedacht

Er hoffe auf ein rasches Ende dieses Verfahrens mit dem Auslaufen der Pandemie, sagte Wurstbauer. Die E-Medikation sei nie dafür gedacht gewesen, elektronische Rezepte auszustellen. Zu Beginn der Pandemie habe man sich gemeinsam sehr bemüht, in dieser schwierigen Zeit rasch eine Krücke zu finden, um kontaktlose Rezepte zu ermöglichen. Aus seiner Sicht sei aber klar, dass das mit der Krise enden müsse. Wurstbauer fordert stattdessen ein ordentliches, datensicheres und auch für den Patienten sicheres E-Rezept.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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